Der Magier von Fairhaven
Ballen roten Samt, den sie offenbar eilig zusammengelegt hatten, durch die Tür heraus.
Als Stuhl und Vorhänge auf den Wagen geladen waren, sah Cerryl den Kaufmann an. »Ihr könnt den Wagen lenken. Ihr müsst ja sowieso zum Platz kommen.«
Die in Seide gekleidete Frau fiel auf die Knie. »Ich bitte Euch, verschont ihn.«
»Das hat der Erzmagier zu entscheiden.« Cerryl nahm den Wallach herum und ritt aus dem Hof heraus, der sich seltsam beengt anfühlte.
Ferek ritt auf dem Pferd eines anderen Lanzenreiters, der sich neben den Kaufmann auf den Kutschbock gesetzt hatte. Das verletzte Pferd lief reiterlos hinter dem holpernden Wagen her. Besimn ritt vor dem geborgten Wagen und schwankte bei jedem Schritt unsicher im Sattel.
»Sie fahren weg …«
Cerryl konnte die ungläubige Bemerkung hören, obwohl sie nur geflüstert wurde. Er drehte sich noch einmal um. »Im Gegensatz zu den Händlern von Spidlar hat Fairhaven wenigstens etwas Ehre.«
Faltar … du warst ein Dutzend von dieser Sorte wert. Cerryl presste die Lippen zusammen und ritt tief in Gedanken zum Platz zurück.
Die Sonne hing schon niedrig über den Hügeln im Westen des Hafens, als Jeslek endlich auftauchte und den Stuhl mit seinem wundervollen Schnitzwerk unter dem roten Samtbaldachin, den Cerryl beschlagnahmt hatte, in Empfang nahm. Anya und Eliasar postierten sich links und rechts neben dem Stuhl.
Nach wie vor beritten und seine Lanzenreiter als Wachtposten aufgestellt, beobachtete Cerryl aus gut fünfzig Ellen Entfernung die versammelten Kaufleute.
»Wollen wir dann beginnen?« Jeslek hob die Augenbrauen.
Zwei dicke Kaufleute knieten auf dem Pflaster nieder, neben einem der beiden stand eine kleine Truhe.
»Was habt Ihr zu sagen?« Jeslek deutete auf den Kaufmann mit der Kiste.
»Der Rat existiert nicht mehr, geehrter Erzmagier. Spidlar gehört Euch. Wir unterwerfen uns Eurem Willen. Hier …« Der Kaufmann mit dem grauen Bart deutete auf die Truhe. »Hier sind meine Goldstücke. Ich biete Euch an, was ich für einen gerechten Tribut an Fairhaven halte.«
Scharrende Füße hinter den Kaufleuten verrieten, dass es Zuschauer gab, die einiges anders sahen.
»Ihr bietet den Tribut nur an, weil Ihr nicht fliehen könnt«, meinte Jeslek. Seine Stimme klang beinahe gelangweilt.
Cerryl sah zum Hafen, wo vier Schiffe mit gerefften Segeln festgemacht hatten.
»Ich werde Euch verschonen«, sagte Jeslek, »aber nicht Euer Vermögen. Alles bis auf den fünften Teil Eures Besitzes gehört der Gilde. Alles, was fünfzig Goldstücke überschreitet, gehört bis auf den fünften Teil der Gilde. Wer lügt, verliert alles, was er hat, und dazu sein Leben.«
Der Erzmagier wandte sich an Anya. »Beginnt mit dem auf der linken Seite.«
»Ihr sagt, diese Truhe enthalte all Euer Gold? Was habt Ihr sonst noch verborgen?«, fragte Anya.
»Nicht mehr viel, meine Herrin, höchstens noch ein paar Goldstücke, ein paar silberne Teller …«
Anya hob die Augenbrauen.
Cerryl zuckte zusammen, denn er wusste, dass der Kaufmann log, und er wusste, dass auch Anya es spüren konnte.
Die rothaarige Magierin sah Jeslek an, der leicht nickte.
»Ihr lügt«, sagte Anya.
Der Händler wollte trotzig den Kopf heben, aber dann explodierte Anyas Chaos-Feuer auf seinem Körper.
Die anderen Kaufleute brachten sich links und rechts in Sicherheit und duckten sich ängstlich. »Ich habe keine Goldstücke mitgebracht, Erzmagier, aber was mein ist, soll Euch gehören … Euch allein …«
»Habt Ihr die Kühnheit zu behaupten, Ihr könntet Euer ganzes Vermögen in einer so kleinen Truhe hertragen?«
»Nein … nein, Ser. Ich habe noch ein Schiff, aber es ist irgendwo im Westmeer unterwegs, und es gibt noch andere verborgene Kisten. Ich habe ein paar Pferde und andere Besitztümer. Angehörige könnten noch kleine Dinge versteckt haben, aber davon weiß ich nichts.« Die Stimme des Mannes bebte.
»Seht Ihr?« Jeslek wandte sich lächelnd an die etwa zehn Kaufleute, die von Weißen Lanzenreitern bewacht wurden. »Auf einmal fällt es ihm ganz leicht, die Wahrheit zu sagen. Es ist doch gar nicht so schwer.« Die rot geränderten, aber immer noch strahlenden Sonnenaugen wurden auf den dicken Kaufmann gerichtet, der in der ersten Reihe seiner Handelsgenossen stand. »Nicht wahr?«
Der Kaufmann verneigte sich. »Nein, Herr«, stammelte er. »Nein, Herr.«
Anya stand links neben Jeslek, ein kaltes Lächeln auf den Lippen.
Cerryl wäre angesichts dieses Gesichtsausdrucks beinahe
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