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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Er hielt inne und betrachtete den einsamen Wandbehang, ein kleines Stück mit rot-grünem ‚Muster. »Habt Ihr das gemacht?«
    »Ja, Ser.«
    »Könntet Ihr einen Wandbehang mit weißer und purpurner Farbe und ein paar blauen und braunen Tönen machen? Mit dem gleichen Muster?«
    »Ja, Ser, das könnte ich.«
    »Was würde es kosten?«
    »Ich kann doch von einem ehrenwerten Magier kein Geld …«
    »Ihr könnt es Euch nicht leisten, kein Geld zu nehmen.« Cerryl lachte kurz. »Was würdet Ihr für diesen dort bekommen?«
    »Zwei Silberstücke, Ser.«
    Cerryl spürte, dass die Antwort der Wahrheit entsprach. »Gut.« Er klaubte ein Goldstück aus seiner Börse und gab es dem Mann. »Ich möchte einen Wandbehang wie jenen dort haben. Nehmt die beste Wolle, die Ihr hier in Fairhaven finden könnt. Purpurn, braun, weiß und blau soll er sein, aber die stärkste Farbe soll Purpur sein.«
    Der Weber schluckte.
    »Ich brauche ihn, um eine andere Schuld zu begleichen.« Der Erzmagier nickte. »Sagen wir in drei Achttagen?«
    »Ja, Ser … Hoheit. Das Stück wird bereit sein. Jawohl, Ser.«
    »Danke.« Du musst noch einen Weg finden, um deine Schulden bei Brental und Dylert zu begleichen … irgendwie. Cerryl nickte kurz und ging zu den wartenden Lanzenreitern hinaus. Mit Augen und Sinnen suchte er die Umgebung ab. Wirst du jemals offen und ohne Bewachung durch die Straßen Fairhavens reiten oder laufen können?
    Er schluckte. Schade, dass er Pattera nicht schon früher gefunden hatte. Müßige Wünsche … »Was nützen mir solche Wunschträume?«
    »Ser?«, fragte der Unteroffizier, der Cerryls Pferd am Zügel hielt.
    »Nichts. Ein Magier hat laut nachgedacht, weiter nichts.« Ein Magier, der immer wieder feststellt, dass seine Träume ganz anders ausgehen, als er es sich gewünscht hätte.

 
XCVII
     
    R edark ließ mich wissen, dass Ihr mich sprechen wollt, geschätzter Cerryl, und hier bin ich.« Anya schob sich eine Strähne des makellos gepflegten roten Haars aus dem Gesicht und setzte sich an den runden Tisch. »Könntet Ihr mir etwas Wein einschenken?«
    »Aber gern.« Cerryl füllte ihr Weinglas zur Hälfte auf und schenkte sich selbst Wasser nach.
    »Bei Euch schlägt der Wein übrigens nicht so schnell um wie bei Jeslek.« Ein Schwall von Sandelholz begleitete ihre Worte.
    »Um mich herum wirbelt weniger Chaos«, meinte Cerryl achselzuckend. »Ich nehme an, daran liegt es.«
    »Fast eine Jahreszeit ist vergangen und Ihr habt noch keine Anstalten gemacht, gegen die Schwarzen oder wenigstens gegen den aufsässigen Schmied vorzugehen, der uns derart zugesetzt hat.« Anyas Stimme klang gleichmütig und ein wenig kehlig. Sie sah Cerryl an. »Und Ihr habt mir eine Botschaft über Redark geschickt, statt mich direkt anzusprechen.«
    »Das werdet Ihr doch hoffentlich verstehen, Anya. Redark ist einer der Obermagier. Möchtet Ihr Obermagierin werden?«
    »Obermagierin … das klingt verlockend. Ich muss es mir merken, werter Cerryl. Aber Ihr müsst auch Euer Versprechen halten und gegen die Schwarze Insel vorgehen.«
    »Was schlagt Ihr vor?« Cerryls Tonfall war freundlich und neugierig. Er blickte zum Turmfenster, das nur einen Spalt offen stand. Die geschnitzte Rose, die es schmückte, bewegte sich nicht im kühlen Wind, der von dort hereinwehte.
    »Ihr könnt doch so etwas nicht einfach durchgehen lassen.«
    »Wir haben Diev geschleift, Stadt und Hafen existieren nicht mehr. Kleth ist dem Erdboden gleichgemacht und Spidlaria ist uns gefügig. Wir haben ein halbes Dutzend weitere Schiffe eingesetzt, um die Handelsblockade von Recluce zu verstärken.« Der Erzmagier lächelte höflich.
    »Sterol hat viel für die Blockade getan.«
    »Ich habe Schiffe abgezogen, die vor Spidlaria lagen, und zur Unterstützung ins Ostmeer geschickt.«
    »Das habt Ihr getan, werter Cerryl.« Mit aufreizend langsamen Bewegungen trank sie einen Schluck Wein. »Das habt Ihr getan.«
    »Ihr meint also, man müsste noch mehr tun?«
    »Ihr seid immer so makellos höflich und aufmerksam, Cerryl. Das ist eine Eurer besonderen Tugenden.«
    »Ich bin sehr erleichtert, dass Ihr es so seht. Seid Ihr nun der Meinung“ man sollte gegen das Südkap eine Strafexpedition ausrichten? Vielleicht eine ganze Flotte, die die neue Stadt zusammenschießt?«
    »Es ist angenehm, dass man Euch nicht alle Details in den Mund legen muss. Sterol war in mancher Hinsicht ein wenig schwer von Begriff.«
    »Ich weiß«, antwortete Cerryl trocken. »Soll ich bei der

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