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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Aufgabe zu klein ist. Ich würde annehmen, dass wir im Spätsommer eine angemessene Anzahl von Schiffen aufbieten können.«
    »Darf ich dies Anya berichten?«
    Cerryl zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. »Es wäre besser, wenn Anya direkt mit mir sprechen würde. Ich möchte es vermeiden, dass meine Worte falsch aufgefasst werden, und Ihr habt sicher den gleichen Wunsch, Obermagier.« Er hielt inne. »Oder etwa nicht?«
    »Äh … ja. Ja, das sehe ich ein.« Redark hätte beinahe gestottert. »Was darf ich ihr dann übermitteln?«
    »Sagt ihr, dass ich Eure und ihre Sorgen teile und mich darauf freue, mich mit ihr zu treffen und über › eben diese Sorgen zu sprechen.« Cerryl stand auf, um anzudeuten, dass die Besprechung beendet war.
    »Darf ich Euch noch mit einer persönlichen Angelegenheit behelligen, Ser?«, fragte Kinowin leise. Er warf einen Blick zu Redark.
    »Mit Eurer Erlaubnis?«, sagte Redark.
    »Mit meiner Erlaubnis. Wenn Ihr noch weitere Ideen habt, wie wir den Aufmarsch gegen Recluce beschleunigen können, dann wäre ich sehr froh, wenn Ihr sie mir im Laufe des nächsten Achttages mitteilen könntet.« Cerryl rieb sich das Kinn, als müsste er nachdenken. »Ach, ja … Ihr könntet Anya vielleicht auch mitteilen, dass ich an etwas arbeite, aber Wert darauf lege, dass sie es von mir selbst erfährt, damit ich aus erster Hand aus ihrem Einsatz und ihrer Erfahrung Nutzen ziehen kann.«
    »Äh … das werde ich gern tun.«
    Cerryl behielt das Lächeln bei, bis die weiße Eichentür geschlossen war.
    »Ihr werdet immer gefährlicher, Cerryl.« Kinowin schüttelte den Kopf. »Aber mit Worten allein werdet Ihr Anya und die älteren Magier, die hier in Fairhaven sitzen und ihr Gehalt kassieren, nicht mehr lange bezähmen können.«
    »Ich weiß.« Cerryls Stimme klang beinahe mutlos. »Ich weiß.«
    »Und Ihr spielt ein gefährliches Spiel, wenn Ihr Euch darauf einlasst, einen Angriff auf Recluce vorzubereiten. Selbst Sterol wusste, dass ein solches Unternehmen zum Scheitern verurteilt war.«
    »Der Angriff wird scheitern«, meinte Cerryl. »Ganz. egal, wie viele Schiffe wir einsetzen.« Das verschlagene Lächeln, das in der letzten Zeit immer öfter auf Cerryls Gesicht erschien, zeigte sich auch jetzt wieder, »Deshalb muss die Flotte von einigen erfahrenen, älteren Magiern begleitet werden.«
    »Auch das ist mit Risiken behaftet.«
    »Das ganze Leben ist ein Risiko«, gab Cerryl lachend zurück. »Aber ich bin nur ein junger Erzmagier, der sich nach Kräften bemüht, der Gilde ihren alten Glanz zurückzugeben.«
    »An Eurer Demut müsst Ihr noch schwer arbeiten«, meinte Kinowin trocken.
    Sie lachten beide.

 
XCVI
     
    C erryl sah den Weber an. Der Mann hatte ein hageres, faltiges Gesicht. Zwei Kinder schauten aus einer Ecke hinter dem Webstuhl hervor. Trotz der offenen Fensterläden drang kaum eine kühlende Brise bis in den Raum vor.
    »Ich bin gekommen, um eine Schuld zu begleichen«, sagte der Magier.
    »Ich kann mich nicht erinnern, Ser.« Der Mann hielt den Kopf gesenkt und mied den Blick auf die weiße Kleidung und Cerryls goldenes Amulett.
    »Seid Ihr nicht Patteras Gemahl?«, fragte Cerryl freundlich.
    »Sie ist tot, geehrter Ser Magier.«
    »Das habe ich gehört.« Cerryl reichte ihm die Lederbörse. »Als wir beide noch Kinder waren«, log Cerryl, »hat sie mir einmal ihr ganzes Geld gegeben und mir damit sehr geholfen. Ich war lange fort und habe mir immer gewünscht, ich hätte es wieder gutmachen können. Dies hier ist für ihre Kinder.«
    Der Mann schaute unsicher auf, ohne die Börse zu nehmen.
    »Ich habe sie viele Jahre nicht mehr gesehen«, fuhr Cerryl fort, indem er die Börse auf den Rand der Arbeitsfläche stellte, »aber ein Weißer Magier muss seine Schulden begleichen, ob er es nun will oder nicht. Es wäre mir lieber gewesen, wenn ich diese Schuld schon früher hätte begleichen können. Viel früher.« Und von Angesicht zu Angesicht …
    »Wer seid Ihr denn, geehrter Herr?«, fragte der Weber mit leiser, verzagter Stimme.
    »Mein Name ist Cerryl. Ich war einst beim Schreiber Tellis in der Lehre. Pattera und ihre Schwester haben damals noch in der Nähe des Platzes der Handwerker gelebt.«
    »Ihr seid einer der Mächtigen …«
    »Und trotzdem mache ich mir die Mühe, eine alte Schuld zu begleichen?« Cerryl schüttelte den Kopf. »Dies hier ist nur eine Anerkennung, dass die Schuld besteht. Aber was ich Pattera wirklich zu verdanken habe, kann ich nie zurückzahlen.«

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