Der Magier von Fairhaven
zerstörten Stadt. »Nein, den gibt es wirklich nicht.«
Etwas später, als die Lanzenreiter bergauf zum anderen Ende des Tales ritten und sich einen Weg durch die Trümmer bahnten, konnte Cerryl das Gemurmel der Lanzenreiter hinter sich belauschen.
»… kaum was für uns übrig …«
»… nicht gerade viel für uns zurückgelassen …«
Ob Jeslek überhaupt fähig ist, jemand anderem etwas zu überlassen? Cerryl veränderte die Sitzhaltung im viel zu harten Sattel und ritt weiter.
X
V or ihnen, halb den Hügel hinunter, lag ein Weiler, kaum mehr als ein paar Hütten in einer Senke zwischen zwei Hügeln. Rings um die Gebäude stieg der Rauch von Kochfeuern auf und ein Stück weiter konnte Cerryl, der neben Fydel an der Spitze der Weißen Lanzenreiter ritt, zahlreiche Pferde sehen, die in Koppeln gesperrt oder an Geländer gebunden waren. Das Dorf lag schätzungsweise elf Meilen westlich der Schlucht von Axalt, durch die sie in Richtung Spidlar geritten waren.
Cerryl sah sich zum Marschzug der Lanzenreiter um. Hinter den Kämpfern, im Augenblick noch außer Sichtweite, kamen die Vorratswagen. Auf dem gewundenen Weg, kaum eine Straße zu nennen, dem er mit Fydel jetzt hinunter ins Tal folgte, würden sie nur langsam vorankommen. Im Hintergrund hatte sich das Eis von den höheren Bergen der Osthörner weiter in die Täler vorgeschoben und ging nahtlos über in die dicken weißen Wolken, die von Norden herantrieben.
Cerryl hoffte, die Wolken würden keinen Regen bringen, oder wenigstens nicht zu viel. Er drehte sich um und betrachtete die Straße, die sich jenseits des Dorfs durch die Hügel wand. Felsen und Büsche wechselten dort mit Grasflecken – karges Weideland, dachte Cerryl. Er blinzelte und versuchte zu erkennen, was noch weiter im Westen lag. Anscheinend gab es dort einige bewaldete Hügel, doch als der Wallach ihn hinab ins Tal trug, konnte er nichts mehr erkennen.
Eine halbe Meile vor dem namenlosen Dorf wurde die Straße eben und etwas breiter. Hier roch es stärker nach Pferden und Rauch und den weniger appetitlichen Spuren, wie man sie in der Nähe menschlicher Siedlungen fand.
Jeslek und Anya erwarteten sie im Dorf. Sie standen vor einem aus schiefen Balken zusammengenagelten Gebäude, das mit zwanzig Ellen Breite und zehn Ellen Tiefe ein wenig größer war als die anderen. Es hatte sogar einen mit Lehm verkleideten, gemauerten Schornstein. Cerryl konnte die Reste der Chaos-Energie spüren, mit der das Gebäude gesäubert worden war.
»So … dann seid Ihr endlich da.« Jesleks Sonnenaugen funkelten. »Wir warten schon fast zwei Tage auf Euch.«
»Wir haben die gebührende Eile an den Tag gelegt«, erwiderte Fydel. »Allerdings wurden wir durch Erdrutsche und den steigenden Wasserspiegel aufgehalten. Und natürlich durch die Vorratswagen, die Ihr uns zur Bewachung anvertraut habt.«
»Ihr seid durch Axalt gekommen?« Der Erzmagier warf einen kurzen Blick zu Cerryl und wandte sich wieder an den älteren Magier mit dem dunklen Bart.
Welchen anderen Weg hätten wir nehmen können? Viel zu spät erkannte er, dass Jeslek auf eine Bestätigung seiner Leistungen aus war. »Wir haben das Zerstörungswerk gesehen, das Ihr vollbracht habt, Erzmagier. In Axalt ist kein Stein mehr auf dem anderen.«
Jeslek schnaubte. »Ich habe dem Rat der Händler in Spidlar eine Botschaft geschickt und ihnen klar gemacht, dass sie genau bedenken sollen, was Axalt zugestoßen ist.«
»Ich fürchte, sie werden nicht hören«, meinte Anya, die neben Jeslek stand. Ihr hellrotes Haar wehte in dem leichten, kalten Wind, der von den Osthörnern kam und durchs Hügelland im südöstlichen Spidlar strich. »Sie dürften gerade eben erst erfahren haben, dass wir hier sind. Und dass uns die Rekruten folgen, werden sie wohl erst glauben, wenn sie den Truppen in einer Schlacht gegenüberstehen.«
Jeslek deutete zu den Hütten und kleinen Scheunen des Weilers. »Schlacht? Bis wir eine Schlacht schlagen müssen, werden noch mehrere Achttage vergehen. Bis dahin haben wir schon die halbe Strecke bis Elparta zurückgelegt.«
»Was sollen wir als Nächstes tun?«, fragte Fydel.
»Ihr schlagt bei uns Euer Quartier auf«, erklärte der Erzmagier. »Wir werden ein paar Tage hier bleiben, bis die Pferde sich erholt haben und einige Reparaturen ausgeführt sind.« Jeslek wandte sich an Teras. »Ihr beratet Euch am besten mit Senglat, wo Ihr Eure Truppen lagern lasst und die Pferde einstellt.«
Teras, der neben Cerryl gewartet
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