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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Sandelholz und Trilia aus.

 
XII
     
    C erryl ging langsam zum Kochfeuer hinter dem quadratischen Haus und blickte nach Süden. Die Felder und Wiesen waren grün, aber die Farbe verblasste, wenn die Sonne höher stieg. Es war das Hellgrün des Vorfrühlings und am Abend wurde es noch empfindlich kalt.
    Cerryl trat einen Schritt näher ans Kochfeuer und blieb rechts neben Fydel und Anya stehen. Er konnte riechen, dass ein Hammeleintopf oder etwas Ähnliches schmorte.
    »Wie ist es heute gelaufen?«, fragte Anya, während sie dem älteren Magier einen Krug mit irgendeinem Gebräu reichte.
    »So wie gestern und vorgestern.« Fydel schüttelte den Kopf und blickte nach Westen, wo sich der Himmel purpurn färbte. »Ich wünschte, die von der Dunkelheit verdammten Certaner würden endlich eintreffen. Wenn sie nicht kommen …«
    »Was ist, wenn sie nicht kommen?«, fragte Jeslek, der gerade zum Feuer trat. »Wollt Ihr zurückkehren und sie holen?«
    »Das wäre vielleicht sinnvoller, als immer wieder die Überfälle dieses Schwarzen Schurken abzuwehren«, meinte Fydel aufgebracht.
    »Wir müssen nicht mehr lange warten. Die erste Abteilung hat die Ruinen von Axalt erreicht.« Jeslek wandte sich an den Lanzenkämpfer, der als Koch eingeteilt war. »Wie lange dauert es noch?«
    »Der Eintopf wird noch eine Weile brauchen, Ser.« Er starrte auf den festgetrampelten Boden vor dem Kochfeuer. »Es tut mir Leid, Ser.«
    Alles dauert länger, als man denkt, dachte Cerryl bei sich. Das ist überall so.
    »Habt Ihr auch heute wieder Leute verloren?«, wollte Anya von Fydel wissen.
    »Heute nicht. Ein Lanzenreiter hat einen Pfeil in den Schenkel bekommen, aber die Verletzung ist nicht schwer. Den Bogenschützen haben wir nicht gesehen.«
    Cerryl runzelte die Stirn. Wie war es möglich, dass Fydel einen Bogenschützen nicht sah?
    »Glaubt Ihr, das wäre so einfach?«, fauchte Fydel, indem er sich zum jüngeren Magier umdrehte. »Reitet Ihr doch mal mit einer Patrouille mit. Die blauen Schweinehunde bleiben einfach nicht an einem Ort. Wenn Ihr eine Straße hinunter reitet, nehmen Euch Bogenschützen aus dem Wald hinter Euch unter Beschuss. Wenn Ihr den Wald ausräuchert, verliert Ihr Eure Männer, weil sie im Wald mit Pferden zu unbeweglich sind. Wenn Ihr dem Wald ausweicht, kommt Ihr nicht weiter. Die Felder sind noch voller Schlamm.« Fydel sah Cerryl an. »Morgen … ja, Ihr solltet mitkommen, damit Ihr es selbst seht. Bei der Dunkelheit, Ihr sollt es selbst sehen.«
    »Ja, vielleicht solltet Ihr es wirklich sehen, Cerryl«, stimmte Jeslek zu. »Wahrscheinlich bekommt Ihr dann eine Vorstellung, wie Ihr die Stadtwache zu organisieren habt, sobald wir Elparta eingenommen haben. Solange die Rekruten noch nicht da sind, könnt Ihr ohnehin nicht viel tun.«
    »Ja, Ser.« Cerryl hatte nicht die geringste Lust, über schlechte, unbefestigte Nebenstraßen zu reiten und zu versuchen, die Gegner daran zu hindern, ihr Lager zu überfallen.
    »Und da es Euch nicht schwer zu fallen scheint«, meinte Jeslek lächelnd, »habt Ihr meine Erlaubnis, jeden Bogenschützen einzuäschern, den Ihr sehen könnt.«
    Fydel lachte, sogar Anya lächelte.
    Cerryl atmete langsam und tief durch, dann starrte er den Kochkessel an. Hoffentlich dauerte es nicht mehr lange, bis der Hammeleintopf fertig war. Es kam ihm beinahe so vor, als dürfe er kein einziges Wort mehr sagen, wenn er sich nicht in Schwierigkeiten bringen wollte. Waren seine Gedanken denn wirklich so offensichtlich gewesen? Oder waren Fydel und Jeslek wieder einmal darauf aus, ihn in eine Lage zu manövrieren, in der er höchstwahrscheinlich versagte? Während er aufs Essen wartete, zwang er sich, freundlich und unbefangen zu lächeln.

 
XIII
     
    N ur weil er Fydel am Vorabend einen zweifelnden, Blick zugeworfen hatte, saß Cerryl jetzt wieder auf dem Wallach. Die Muskeln verkrampften sich nicht mehr, aber er war immer noch etwas wund. Fydels zwanzig Lanzenreiter zogen auf einer Straße, die im Grunde nicht mehr war als ein Feldweg – gerade eben breit genug für zwei Reiter –, nach Norden. Vom knochentrockenen Lehmboden stiegen bei jedem Huf tritt Staubwolken auf. Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand, war es ein angenehmer Tag. Cerryl fürchtete allerdings, dass der Nachmittag wärmer und erheblich weniger angenehm werden würde.
    Auf der Ostseite begrenzte eine Mauer aus aufgeschichteten Steinen, die kaum mehr als zwei Ellen hoch war, die Straße. Dahinter erstreckte sich eine Wiese, auf

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