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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wird alt, genau wie Myral. Er war immer so groß und stark und jetzt geht er gebeugt und muss aufpassen, wohin er die Füße setzt, damit er nicht schlurft und irgendwo anstößt.«
    »So schnell ist es gegangen?«
    »Es geht immer schnell.« Ihre Augen verschleierten sich ein wenig, als sie Cerryl anschaute.
    Schaudernd erkannte er, dass sie offenbar mehr als einen Grund gehabt hatte, nach Spidlar zu kommen.
    »Nun, ganz so weit ist es noch nicht.« Ihre Stimme klang belegt. »Das Leben ist kurz … viel zu kurz.«
    Das hatte Cerryl auch schon herausgefunden. »Äh … und was willst du mir jetzt sagen?«
    Leyladin schluckte. »Er sagte … du brauchst nicht gegen Jeslek zu kämpfen. Folge einfach Myrals Ratschlägen und halte das Chaos von dir fern, wenn du es bündelst. Das ist alles, was Myral von dir erwartet hat.«
    »Ich hatte überhaupt nicht vor, gegen Jeslek zu kämpfen.«
    »Das hat Kinowin auch nicht geglaubt, aber er wollte dir zu verstehen geben, dass die größte Gefahr für Fairhaven von Anya ausgeht.«
    »Weil sie nicht an die Werte der Gilde glaubt und ihre Verbindung zu Jiolt benutzt, um die Händler zu beeinflussen?«
    Leyladin schüttelte langsam den Kopf. »Warum erzähle ich dir das überhaupt?«
    »Weil es hätte sein können, dass es mir noch nicht bewusst war, weil es wichtig ist, sich auszutauschen, und weil ich dir und Kinowin vertraue.« Er hielt inne und dachte an die Druidenseide, an die Spur, die er nicht weiter verfolgt hatte. An das Stück Stoff, von dem er gewusst hatte, dass es ihn zu Jiolt führen würde. »Außerdem beruht vieles von dem, was ich über Anya denke, auf Eingebungen und Ahnungen, die ich nie beweisen könnte. Deshalb hilft es mir, wenn andere zu einer ähnlichen Einschätzung kommen.« Cerryls Magen knurrte vernehmlich.
    »Ich glaube, ich sollte dich jetzt etwas essen lassen.« Leyladin beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange.
    »Wenn du mich noch einmal so schinden willst wie in der letzten Nacht …«
    »Schinden? Wer hat hier wen geschunden?«
    Cerryl errötete.
    »So wie jetzt bist du besonders hübsch.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn du rot wirst.« Leyladin grinste. »Du wirst ja sogar am ganzen Körper rot.«
    Mindestens bis zur Hüfte, wie Cerryl sehr genau wusste. »Du bist mir aber eine.«
    »Mach schon, zieh dich lieber schnell an.«
    »Ich?« Cerryl schluckte. Wenn das Geplänkel noch weiter ging, würde er nur noch mehr in Verlegenheit kommen.
    »Und während ich mich anziehe, kannst du dir unten überlegen, was wir essen.«
    »Schade.«
    »Lass einer armen Frau ihre letzten Geheimnisse.«
    »Geheimnisse – du wirst immer geheimnisvoll sein.« Cerryl setzte die Füße auf den Läufer vor dem Himmelbett und ging zum Waschtisch. Mit etwas Chaos-Energie wärmte er das kalte Wasser auf.
    Nachdem er sich rasiert und angezogen hatte, kippte er das Wasser aus dem Nordfenster. Dort konnte es keinen Schaden anrichten und würde nur die Eispyramide vergrößern, die sich bereits auf den Ziegelsteinen gebildet hatte. Anschließend füllte er die Schüssel nach.
    »Schließe das Fenster … bitte.«
    »Es tut mir Leid.« Er schloss das Fenster und erhitzte das Wasser, bis es fast dampfte. Sein Kopf begann zu pochen.
    »Liebster … das wäre nicht nötig gewesen.« Leyladin beugte sich zu ihm und die Kopfschmerzen waren vergessen.
    »Du … du bist unmöglich.«
    Auf einmal schluckte er. »Du weißt … du siehst manchmal, was ich denke.«
    »Meistens braucht es nicht viel, um deine Gedanken zu erraten.« Das neckische Lächeln verschwand und sie nickte. »Manchmal spürst du auch, was in mir vorgeht. So etwas geschieht manchmal zwischen zwei Magiern.«
    Cerryl setzte sich auf den Stuhl. »Ich habe das für Einbildung gehalten.«
    »Nein, mein Liebster. Was glaubst du wohl, warum ich hier bin?«
    »Weil ich unmöglich bin?« Er lächelte unsicher.
    »Du weißt es besser.«
    Jetzt war das Lächeln nicht mehr unsicher. Er beugte sich übers Bett und küsste seine rotblonde Heilerin auf die Lippen. »Ich lasse dir dein Geheimnis.«
    »Und besorge uns etwas zu essen, falls du weißt, wie man das macht.«
    »Ich werd’s schon schaffen.«
    »Gut.«
    Irgendwie war der graue Tag voller Sonne, als er mit seinen schweren weißen Stiefeln die Treppe hinuntertrampelte.

 
XLIII
     
    D as Heulen des Windes hatte ebenso wie das Schneegestöber schon vor einer Weile aufgehört. Der Schnee, der in den letzten beiden Tagen ausgiebig gefallen war, wehte durch die

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