Der Magier von Fairhaven
heißt, Ihr würdet weiterziehen.«
»Das werden wir tun, aber auch die anderen Mauern müssen repariert werden und die neuen Abwasserkanäle an den Hauptstraßen sind ebenfalls noch nicht fertig.«
»Ich bin Euer Mann, Ser.«
»Gut. Wendet Euch an Kiolt. Er ist Unteroffizier bei den Lanzenreitern. Ich werde ihm sagen, dass Ihr ihn gelegentlich aufsuchen werdet. Falls es Schwierigkeiten gibt, bin ich auch selbst noch eine Weile da.«
»Danke, Ser Magier.«
»Ich habe Euch zu danken, Jidro.«
Cerryl ritt über die Hauptstraße zurück. Der Flussmauer gegenüber arbeiteten zwei Männer, die ihn und die Lanzenreiter geflissentlich übersahen, an einem Haus.
»Was sollte das denn?« Fydel hatte sein Pferd vor der Zufahrt zu den Pieren gezügelt und erwartete Cerryl. Vier Lanzenreiter begleiteten den Magier mit dem eckig gestutzten Bart.
»Ich sorge dafür, dass die Reparaturen ausgeführt werden«, antwortete Cerryl.
»Ich verstehe nicht, warum Ihr Euch wegen der Mauern und der Straßen solche Gedanken macht«, sagte Fydel. »In ein paar Achttagen folgen die meisten von uns dem Flusslauf und Ihr kommt mit.«
»Ich weiß. Aber wir müssen eine Abteilung hier lassen und ich habe Jeslek überredet, auch ein paar Goldstücke herauszugeben, damit die wichtigsten Reparaturen beendet werden können. Kiolt ist bereit, die Arbeiten zu beaufsichtigen. Sein Vater war Maurer.«
»Warum?«
Cerryl lächelte. »Weil dies billiger ist, als die Stadt noch einmal erobern zu müssen.«
»Das müssen wir im Zweifelsfall sowieso. Die Leute vergessen, was länger als einen Achttag zurückliegt. Glaubt Ihr, sie sind uns dankbar, weil Ihr die Schäden beseitigt habt, die wir selbst verursacht haben?«
»Nein. Ich glaube, die Einheimischen hier werden sich merken, dass wir entweder zerstören oder aufbauen können und dass die Entscheidung bei ihnen liegt.«
»Sagt das mal Jeslek oder der Gilde in Fairhaven.« Fydel zog an den Zügeln und nahm sein Pferd herum, um im Schritt zurück zum Tor zu reiten.
Hatte Fydel mit seiner Einschätzung Recht? Waren die meisten Menschen wirklich so unverständig? Oder hatte aus Fydel nur die Verachtung etlicher Weißer Magier gegenüber einfachen Menschen gesprochen? Cerryl ritt nachdenklich den Hügel hinauf. Pattera, das kleine Mädchen des Webers, hatte ihn vor Jahren warnen wollen. Hatte er auch nur den Versuch gemacht, sich bei ihr zu bedanken?
Cerryl zuckte zusammen, als die Erinnerungen kamen. Und was war mit Tellis? Er hatte Cerryl das Schreiben gelehrt und ihm damit den Weg geebnet, Magier zu werden. Ganz so war es nicht … er hat dich beinahe hinausgeworfen, als die Gilde nach dir suchte. Trotzdem … Tellis hatte ihm geholfen. Eist du denn besser als Fydel?
Cerryl war sich nicht sicher … und noch weniger, ob er darauf überhaupt eine ehrliche Antwort geben konnte.
Wieder bei seinem Haus angekommen, brachte Cerryl zunächst den Wallach im Stall unter. Er freute sich, dass Leyladins Stute in der benachbarten Box stand. Sie hatte erkunden wollen, welche Heilkräuter und Wurzeln sie hier auftreiben oder aus dem noch halb gefrorenen Boden ausgraben konnte, und war offenbar schon von ihrem Ausflug zurück. Er ging zum vorderen Eingang und begrüßte die Wachen mit einem Nicken. Jetzt, da das Wetter besser wurde, standen sie draußen vor dem Vorraum auf dem Treppenabsatz.
»Zoyst, Natrey, alles in Ordnung?«
»Jawohl, Ser. Es ist schön, wieder einmal die Sonne zu sehen«, antwortete der dunklere Natrey.
»Ich freue mich auch darüber.« Der Magier betrat den Vorraum und blinzelte kurz, bis die Augen sich ans Zwielicht gewöhnt hatten.
»Cerryl? Bist du es?« Leyladin kam langsam die Treppe herunter und rieb sich die Augen. »Ich muss … ich bin wohl eingeschlafen.«
»Du hast dich beim Heilen übernommen, und dein Körper verlangt die Ruhe, die er braucht.«
»Viele der Kämpfer sind noch ganz jung.«
»Viele? Schickt Jeslek schon seine Truppen aus, dass viele verletzt zurückkehren?«
»Nein. Es waren dieses Mal nur zwei, aber ich habe mir auch die anderen Leute angesehen und … ich weiß, dass viele sterben werden. Einer hatte einen Schnitt im Arm, der Zweite hatte einen eisernen Pfeil in die Brust bekommen.«
»Eisen?«
»Ich glaube, der Pfeil war für Fydel gedacht. Abgefeuert mit einer Armbrust.«
Eisenpfeile gegen Magier? Cerryl schauderte. Der Ausflug nach Spidlar konnte ein teures Vergnügen werden.
»Du musst vorsichtig sein«, drängte sie ihn. Auf der
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