Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Möglichkeit.« Sie hätte beinahe gegrinst und die grünen Augen blitzten.
    »… klar, dass sie zu ihm gehen würde«, murmelte Fydel im Hintergrund.
    Cerryl lenkte den Wallach durch die offenen Tore der Händler zur Hauptstraße, Hiser und sein Trupp Lanzenreiter folgten ihnen. Leyladin ritt so dicht neben ihm, dass sich ihre Beine fast berührten.
    Cerryl sah sie neugierig an. »Was hast du für die Lanzenreiter getan?«
    »Ich habe Dörrfrüchte, Nüsse, gutes Brot und Käse mitgebracht.« Nachdenklich sah sie sich um, während sie durch die wiederaufgebauten Häuser des Viertels ritten und auf die Hauptstraße einbogen, wo die meisten der durch Jesleks Angriff hervorgerufenen Schäden noch nicht behoben waren. »Sieht es überall so aus?«
    »Mehr als die Hälfte Elpartas war betroffen. Es war schon schwer genug, die Piere, Tore und Mauern wiederaufzubauen und dazu genug Häuser instand zu setzen, um die Leute unterbringen zu können.« Cerryl hustete. »Wenn jetzt noch einmal dreißig Züge kommen … ich weiß nicht. Der Winter ist lang hier und er ist noch nicht vorbei.«
    »Die meisten Kämpfer werden sich nicht lange hier aufhalten«, prophezeite Leyladin.
    »Falls die Spidlarer sie nicht aufhalten.«
    »In Hydlen wurde schon wieder ein neuer Fürst eingesetzt und dieser wird Rekruten schicken.«
    »Haben Jeslek und Anya noch einmal Hydolar besucht?«
    »Nein. Eliasar hat Renklaar eingenommen. Der Hafen gehört jetzt Fairhaven.«
    Cerryl nickte. Das war ein geschickter Schachzug. Wenn die Leute in Hydlen mehr auf Geld als auf Treue gaben, dann musste man ihre Geldquelle in Besitz nehmen. Sollte Fairhaven auch Lydiar einnehmen? Und Ruzor? Nachdem Spidlaria eingenommen war?
    »Es war Sterols Idee. Ich glaube, er hat nicht damit gerechnet, dass Jeslek auf seinen Vorschlag eingeht, aber der Erzmagier hat es getan.« Leyladin lachte leise und bitter.
    Die Wolken schütteten ein Schneegestöber aus, der Wind nahm an Stärke zu, bis er unablässig um die Häuser pfiff.
    »Ein Glück, dass du vor dem Unwetter hier angekommen bist.«
    »Vergiss nicht, dass du bis eben überhaupt nicht wusstest, dass ich komme«, neckte sie ihn.
    »Ich kann mich doch trotzdem freuen.« Cerryl deutete eine Straße hinunter. »Dort hinein – in die lange, schmale Straße da drüben.«
    »Ist es noch weit?«
    »Weniger als eine Meile.«
    Leyladins Stute schnaubte und brach aus, als der Wind vor ihnen ein herrenloses graues Stück Tuch flattern ließ. »Es ist … es ist so öde hier.«
    »Jeslek hat harte Bedingungen gestellt. Die meisten Einwohner sind geflohen, nur wenige sind bisher zurückgekehrt.«
    »Sind deine Bedingungen denn milder?«
    »Ich versuche, die Regeln der Stadtwache anzuwenden. Auch auf die Lanzenreiter. Manchmal mache ich mich damit etwas unbeliebt.«
    »Warum? Die Regeln sind doch gerecht.«
    »Ich habe drei oder vier Lanzenreiter und einige Einheimische hingerichtet. Ein Lanzenreiter hat eine Einheimische vergewaltigt und getötet – eine Dirne, die nicht hätte bleiben sollen, aber das heißt noch nicht, dass man sie einfach töten darf.«
    »Du gibst dir Mühe wie immer …« Sie drehte sich zu ihm um und lächelte traurig. »Auch wenn du Erzmagier würdest, du wärst immer noch von der Welt enttäuscht.«
    »Wahrscheinlich sogar noch mehr als jetzt. Die Dinge würden immer noch nicht so laufen, wie ich es mir vorstelle, aber ich könnte nicht mehr Jeslek die Schuld geben.«
    Sie bogen in die kurze Straße ein, an der sein Haus lag.
    »Da vorne ist es.«
    »Hier oben gefällt es mir besser«, sagte Leyladin.
    »Jeslek hat das große Haus da drüben bezogen. Es gibt hinten herum einen direkten Weg dorthin, es sind höchstens zweihundert Ellen.«
    »Verrate es ihm nicht. Lass ihn den weiteren Weg reiten.«
    »Ich muss bei ihm antreten, nicht er bei mir.« Cerryl schnitt eine Grimasse. »Schon vergessen?«
    Leyladin zügelte kichernd das Pferd am großen Tor des Hauses. Sie striegelten die Stute und den Wallach und stellten die beiden in benachbarte Boxen des kleinen Stalls, dann gingen sie durch den leichten Schnee zum Haus. Draußen hielten zwei Lanzenreiter Wache.
    Cerryl wandte sich an die beiden Wächter. »Zoyst, Natrey, dies ist die Herrin Leyladin, eine der wenigen Heilerinnen, die wir haben. Sie wird hier wohnen.«
    »Ja, Ser.«
    »Es freut mich, Euch kennen zu lernen.« Leyladin lächelte freundlich.
    Die Gesichter der Wächter blieben unbewegt, aber Cerryl konnte spüren, dass sie ein wenig auftauten.

Weitere Kostenlose Bücher