Der Magier von Fairhaven
unterliegen. Händler laufen natürlich lieber weg, als zu kämpfen. Dieser Brede, den sie da haben, ist eigentlich viel zu gut für sie, so jung er auch ist. Und jetzt werden sie ihn und seine Talente unnütz vergeuden. Es ist eine Schande.«
»Eine Schande? Ihr wollt ihn doch nicht etwa verschonen?«, fragte Anya beinahe gelangweilt.
»Beim Licht der Dämonen, nein. Nach allem, was er den Rekruten angetan hat … und den Lanzenreitern aus Hydlen und Gallos? Das wäre politisch gesehen … ein wenig unklug.«
»Was ist mit diesem aufsässigen Schmied? Hat er Euch nicht sogar mehr Männer gekostet als der Kommandant? Drähte ziehen«, fügte sie hinzu. »Wie man auf so etwas kommen kann …«
»Es hat uns weniger als vier Dutzend Trupps Rekruten gekostet, die Fallen im Fluss zu überwinden, und jetzt kontrollieren wir den Fluss bis nach Kleth. Brede ist gefährlicher.«
»Er ist nur ein Soldat, wie gut er auch sein mag«, überlegte Cerryl. »Aber der Schmied könnte noch einige Tricks im Ärmel haben. Er hat Geräte aus Schwarzem Eisen nach Kleth geschafft.«
»Mag sein … aber auch damit wird er Spidlar nicht retten können.« Jeslek lächelte wieder. »Selbst wenn wir neun von zehn Zügen unserer Rekruten verlieren, sind wir den Blauen immer noch zahlenmäßig überlegen. Wir sollten eigentlich nicht so große Verluste haben, aber wir können es uns erlauben.«
»Der Schmied wird uns möglicherweise noch sehr schmerzhafte Verluste zufügen«, warnte Cerryl.
»Wie denn? Ihr verliert auf zehn Meilen Straße, die Ihr frei räumt, nicht mehr als eine Hand voll Lanzenreiter. Morgen erwarte ich Eliasar und wir sind höchstens noch zwanzig Meilen von Kleth entfernt.«
Die letzten zwanzig Meilen könnten für Lanzenreiter und Magier die teuersten werden. »Und fast zweihundert von Spidlaria.«
»Spidlaria spielt im Augenblick keine Rolle«, erwiderte Jeslek. »Wenn Kleth gefallen ist, werden wir Spidlaria binnen weniger Achttage einnehmen, wenn nicht noch schneller.«
Anyas Lächeln war strahlend und hart zugleich und vor allem falsch wie immer. Als Cerryl sie ansah, dachte er unwillkürlich an eine Giftschlange und an die Zeichnungen der Wasserechsen aus dem alten Cyador.
XLIX
E in leichter Nebel zog von den niedrigen, grauen Wolken herüber. Es war kühl, aber nicht kalt, als Cerryl langsam die westliche Uferstraße entlang ritt. Auf der rechten Seite lag, von einer Baumreihe gesäumt, der Fluss. Auf der linken Seite, noch ein Stück vor ihnen, befand sich das Dorf, aus dem Cerryl auf Jesleks Geheiß die Bauern holen sollte. Willst du das wirklich tun?
Er hätte am liebsten den Kopf geschüttelt, denn er wusste, dass Jeslek die Einwohner vor den Rekruten in Richtung Kleth marschieren lassen würde. Die Vorstellung, unschuldige Zivilisten als lebende Schilde zu benutzen, drehte ihm den Magen um. Aber die Schwarzen bedienen sich verborgener Fallen mit unsichtbaren Drähten, um junge Rekruten abzuschlachten.
Cerryl starrte die Hütten an, während die beiden Kompanien Lanzenreiter sich aufstellten. Die Tür der ersten Hütte – ein Gebäude mit nur einem einzigen Raum und einem Schornstein aus Lehmziegeln, der sich knapp zwei Ellen über das Dach erhob – war geschlossen, die Läden vor dem einzigen Fenster fest verrammelt.
»Voyst! Überprüfe die Türen«, befahl Ferek.
Cerryl hätte beinahe erleichtert gelächelt, als die Lanzenreiter Hütte auf Hütte überprüften und keine Menschenseele vorfanden.
Ferek lenkte sein Pferd zu Cerryl. »Wir können hier weder Einwohner noch Hirten ausfindig machen, Ser«, meldete Ferek. »Es ist niemand da.«
Cerryl sah sich im Dorf um. »Sind wirklich alle Gebäude leer?«
»Jawohl, Ser. Keine Menschenseele da. Nicht einmal eine Katze oder ein Schwein.«
»Dann werden wir wohl im nächsten Dorf auch niemanden finden.« Cerryl hatte ernstlich Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. »Aber wir sollten vorsichtshalber noch ein Dorf überprüfen. Damit wir dem Erzmagier melden können, dass sie alle geflohen sind.«
»Glaubt Ihr, Ser?«
»Ich bin ganz sicher.«
Das zweite Dorf, fünf Meilen weiter nördlich an der Uferstraße gelegen, war so verlassen wie das erste.
»Lasst uns umkehren«, sagte Cerryl zu Ferek und Hiser. »Von hier bis Kleth werden wir in keinem Weiler oder Dorf mehr Leute finden.«
»Könnte es sein, dass sie wissen, was der Erzmagier in Elparta getan hat?«
»Das vermute ich.« Cerryl nahm den Wallach herum, und sie ritten zurück
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