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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Faltar im Stich gelassen, sondern auch Leyladin eine große Belastung zugemutet. Mit zusammengepressten Lippen führte er sie zu den Kochfeuern. Sie werden etwas für eine Heilerin haben … sie müssen etwas haben.

 
LI
     
    D ie Sterne, stecknadelkopfgroße Punkte am tiefblauen Himmel, verblassten, als der Horizont im Osten sich grau färbte. Ein paar Insekten raschelten und zirpten im kurzen Gras, das erst im Frühling gewachsen war.
    Cerryl stand im Schatten eines Baums, den er nicht erkannte, und starrte von einer kleinen Klippe zum grauen Wasser des Flusses Gallos hinunter.
    »Du bist früh aufgestanden«, sagte Leyladin. Sie war fast lautlos zu ihm gekommen und schloss ihn von hinten in die Arme.
    »Ich konnte nicht schlafen. Ich hätte die Fallen finden müssen, die der Schmied gelegt hat. Faltar, Ryadd, Myredin, Bealtur … die anderen, deren Namen ich nicht einmal kannte … sie sind alle tot.«
    »Du hast die meisten Fallen gefunden.«
    »Ich habe die Fallen am Fluss nicht gefunden und ich habe nicht gefunden, was er da unter der Straße versteckt hatte. Jeslek und Anya waren nicht gerade freundlich zu mir. Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen.« Cerryl holte tief Luft.
    »Sei nicht zu nachsichtig mit Jeslek. Er hat dich vorausgeschickt, um solche Fallen auszulösen.« Leyladin schnaubte leise. »In dieser Hinsicht hat er ebenso versagt wie du und dafür bin ich sehr dankbar. Anya wartet nur auf eine Gelegenheit, dir nachzuweisen, dass du versagt hast, ob es nun zutrifft oder nicht.«
    Aber ich habe versagt … und Faltar, mein erster wirklicher Freund … er ist tot. Cerryl schüttelte den Kopf. Selbstvorwürfe bringen ihn nicht zurück. »Der Schmied hat die Ordnung der Pflastersteine benutzt … die Ordnung der von der Dunkelheit verfluchten Pflastersteine …«
    »Das hast du mir schon erklärt«, erwiderte Leyladin leise. »Es nützt nichts, wenn du es ständig wiederholst. Überlege lieber, was du anders machen könntest.«
    »Wenn die Rekruten und Pferde auf der Böschung laufen, kann ich alles aufspüren, was im Boden ist. Es waren die Pflastersteine … irgendetwas war mit ihnen.«
    »Dann sag dies Jeslek.«
    »Das hilft Faltar auch nicht mehr.«
    »Nein, das nicht«, stimmte sie zu. »Du hast das Beste getan, was du in dem Augenblick tun konntest.« Sie überlegte. »Manchmal ist das Beste aber nicht gut genug. So etwas geschieht auch Heilern und Magiern. Es ist schwer, das zu akzeptieren.«
    Manchmal ist das Beste nicht gut genug … »Ja …« Er sprach nicht aus, was er dachte. Manchmal muss man eben noch mehr geben als nur sein Bestes.
    »Du bist ein besserer Magier als viele andere, Cerryl. Besser als jeder, den ich kenne. Aber du bist auch nur ein Mensch. Selbst die alten Weißen Dämonen haben manchmal versagt und auch die dunklen Engel haben Fehler gemacht.« Die Heilerin nahm ihn fest in die Arme und hüllte ihn mit der Wärme ihrer dunklen Ordnung ein.
    Cerryl starrte unverwandt zum dunkelgrauen Wasser des Flusses hinunter, der nach Norden zum kalten Nordmeer floss. »Ich bin kein Dämon oder Engel. Ich bin ein Magier.«
    »Ich bin sicher, dass auch sie manchmal Freunde verloren haben. Auch sie waren Menschen. Sie haben Hoffnungen gehegt, sie haben geträumt, sind gescheitert, haben sich wieder aufgerichtet.«
    Cerryl schluckte. »Ich war bisher bei dieser Sache hier – was auch immer wir überhaupt tun – keine große Hilfe.«
    »Und wozu bist du noch nütze, wenn du dich jetzt geschlagen abwendest? Willst du Anya und Jeslek wirklich das Feld überlassen?«
    »Sie machen sowieso, was sie wollen.« Er schürzte die Lippen.
    »Jemand kommt«, flüsterte sie.
    Sie standen reglos im Zwielicht unter dem Baum, während auf dem Weg unter ihnen zwei Menschen vorbeikamen.
    »Ich verstehe es nicht, Jeslek. Du hast die Berge wachsen lassen, du hast Axalt in Trümmer gelegt, aber jetzt willst du nicht das Chaos gegen diese elenden Kaufleute einsetzen.« Anyas scharfe Stimme war deutlich zu hören. »Du warst so nachsichtig mit Cerryl … obwohl er so schrecklich versagt hat.«
    »Ich muss meine Handlungen vor niemandem rechtfertigen. Aber dir zuliebe, meine teure Anya, werde ich es erklären.« Jesleks Stimme triefte vor Ironie.
    Cerryl zuckte zusammen. Ob Anya wirklich verstand, was er mit ihr tat?
    »Sie glaubt immer noch, sie hätte Sterol gestürzt«, flüsterte Leyladin ihm ins Ohr.
    »Es ist wohl besser, ihr diesen Glauben nicht zu nehmen.« Cerryl lächelte bitter in sich hinein.

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