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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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daneben die Mitteilung, die den schlichten Text trug:
    junge tauchte hier im Sommer 1811 auf, war höchstens ein paar Wochen alt. Lebt in Horace Guesters Gasthof, Hatrack River. Adoption ist wohl hinfällig, schätze ich, wenn er ein entlaufener Sklave sein sollte.
    Keine Unterschrift – aber daran war Thrower schon gewöhnt, obwohl er es nicht verstand. Warum versuchten die Leute ihre Identität zu verbergen, wenn sie ein Werk der Rechtschaffenheit taten? Er schrieb einen langen Brief und schickte ihn nach Süden.
    Einen Monat später las Cavil Planter Throwers Brief zwei Sklavensuchern vor. Dann reichte er ihnen die Kapseln, die er all die Jahre aufbewahrt hatte, und die Hagar und ihrem Ismael-Kind gehörten, das sie gestohlen hatte. »Wir sind vor dem Sommer zurück«, sagte der schwarzhaarige Sucher. »Wenn es Eurer ist, bringen wir ihn mit.«
    »Dann habt Ihr Euch Euren Lohn und einen stattlichen Bonus dazu verdient«, meinte Cavil Planter.
    »Brauchen keinen Bonus«, sagte der weißhaarige Sucher. »Lohn und Unkosten genügen.«
    »Nun, wie Ihr wollt«, sagte Cavil. »Ich jedenfalls weiß, daß Gott Euch auf Eurer Reise segnen wird.«

18. Handschellen
    Es war im Frühjahr, wenige Monate vor Alvins neunzehntem Geburtstag, als Makepeace Smith zu ihm kam und sagte: »Wird wohl mal Zeit, daß du dein Gesellenstück machst, Al, was meinst du?«
    Die Worte klangen Alvin in den Ohren wie der Gesang des Kardinalvogels, und so konnte er kaum etwas sagen, konnte nur nicken.
    »Nun, was wirst du denn machen?« wollte der Meister wissen. »Ich schätze, vielleicht einen Pflug«, sagte Alvin.
    »Das ist aber eine Menge Eisen. Dafür brauchst du eine perfekte Form. Leicht ist das nicht. Du verlangst von mir, eine Menge gutes Eisen zu riskieren, Junge.«
    »Wenn ich versage, könnt Ihr es immer noch wieder einschmelzen.« Da sie beide wußten, daß ein Versagen ungefähr so wahrscheinlich war wie zu fliegen, war das alles leeres Gerede – die letzten Überbleibsel von Makepeaces alter Schauspielerei, daß Alvin kein guter Schmied wäre.
    »Ich schätze schon«, meinte Makepeace. »Gib dein Bestes, Junge. Hart, aber nicht zu brüchig. Schwer genug, um tief zu greifen, aber leicht genug, um gezogen werden zu können. Scharf genug, um die Erde zu schneiden, und kräftig genug, um alle Steine beiseite zu schleudern.«
    »Ja, Sir.« Alvin hatte die Werkzeugregeln schon im Alter von zwölf Jahren auswendig gelernt.
    Es gab auch noch einige andere Regeln, an die Alvin sich zu halten gedachte. Er mußte sich selbst beweisen, daß er ein guter Schmied war, und nicht etwa nur ein halbfertiger Macher, was bedeutete, daß er seine Gabe nicht einsetzen würde, sondern nur jene Fähigkeiten, wie sie jeder Schmied besaß – ein gutes Auge, Wissen um das schwarze Metall, die Kraft seiner Arme und die Geschicklichkeit seiner Hände.
    An seinem Gesellenstück zu arbeiten bedeutete, daß er von allen anderen Diensten freigestellt blieb, bis er fertig war. Er begann ganz von vorn, wie es gute Gesellen immer taten. Für diese Form wollte er keinen gewöhnlichen Lehm nehmen – er begab sich den Hatrack flußaufwärts, wo es den besten weißen Ton gab, mit dem die Oberfläche der Form rein und glatt würde und ihre Gestalt beibehielte. Eine Form herzustellen hieß, alles umgestülpt sehen zu müssen; aber Alvin hatte ein gutes Gespür für so etwas. In dem hölzernen Rahmen strich und klopfte er den Ton zurecht, während er vor seinem inneren Auge die ganze Zeit schaute, wie die verschiedenen Stücke der Form dem auskühlenden Eisen seine Pfluggestalt gaben. Dann buk er die Form, bis sie trocken und hart war, bereit, das Eisen zu empfangen.
    Das Metall holte er sich vom Schrotthaufen und feilte das Eisen sorgfältig sauber, um allen Schmutz und Rost zu entfernen. Auch den Schmelztiegel scheuerte er rein. Erst dann war er bereit, zu schmelzen und zu gießen. Er entfachte das Kohlenfeuer, betätigte selbst den Blasebalg, hob und senkte den Griff, genau wie er es als frischgebackener Lehrling getan hatte. Endlich glühte das Eisen hellrot im Tiegel – und das Feuer war so heiß, daß er sich ihm kaum noch nähern konnte. Aber er ging trotzdem darauf zu, die Zange in der Hand, und hob den Tiegel vom Feuer, trug ihn zur Form und goß das Eisen hinein. Das Eisen schlug Funken und knisterte, aber die Form hielt, sie verbildete sich nicht und brach in der Hitze auch nicht entzwei.
    Dann mußte der Tiegel wieder zurück ins Feuer. Jetzt wurden die

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