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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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man dann wissen, wo es gerade ist? Es strahlt ja kein Licht aus, weil es kein Feuer enthält. Und da bin ich auf folgendes gekommen: Angenommen, dieses Atom hätte zwar keine Größe, aber trotzdem irgendeine Art von Verstand. Eine Art winzigen Geist, gerade genug, um zu wissen, wo es ist. Und die einzige Macht, die es besitzt, besteht darin, sich woanders hinzubewegen, und zu wissen, wo es dann ist.«
    »Wie soll denn das gehen, ein Gedächtnis in etwas, das gar nicht existiert?«
    »Nehmen wir es doch nur einfach einmal an! Angenommen, da sind Tausende von diesen Dingern, die sich überall hinbewegen. Wie soll eines von ihnen wissen, wo es ist? Da die anderen sich in alle möglichen Richtungen bewegen, bleibt nichts um es herum das gleiche. Aber nehmen wir nun einmal an, daß jemand vorbeikommt – und dabei denke ich jetzt an Gott –, jemand, der ihnen ein Muster zeigen kann. Irgendeine Möglichkeit, um still sitzen zu bleiben. Indem er, zum Beispiel, sagt: Du da, du bist der Mittelpunkt, und ihr anderen, ihr haltet die ganze Zeit den gleichen Abstand zu ihm. Was erhält man dann?«
    Miss Larner dachte einen Augenblick nach. »Eine Hohlkugel. Einen Ball. Aber der besteht dann immer noch aus nichts, Alvin.«
    »Aber versteht Ihr denn nicht? Deshalb wußte ich doch, daß es stimmt. Ich meine, wenn mir die Arbeit mit meinem Funken irgend etwas gezeigt hat, dann doch dies, daß alles überwiegend leer ist. Da sind nur winzige Teile aus Eisenzeug, die in bestimmtem Abstand zueinander herumhängen, alle in bestimmtem Muster. Aber der größte Teil des Amboß besteht nur aus leeren Zwischenräumen. Begreift Ihr nicht? Diese Teilchen benehmen sich genau wie die Atome, von denen ich rede. Also sagen wir einmal, der Amboß wäre wie ein Berg, nur daß man, wenn man näher kommt, sieht, daß er aus Geröll besteht. Und wenn man das Geröll aufhebt, zerbröckelt es in der Hand, und dann sieht man, daß es aus Staub ist. Und wenn man ein einziges Staubkorn aufnimmt, sieht man, daß es genau wie der Berg ist, daß es nämlich aus noch viel winzigerem Geröll besteht.«
    »Ihr sagt damit, daß alles, was wir als feste Gegenstände sehen, in Wirklichkeit nichts als Illusion ist. Kleine Nichtse, die winzige Kugeln bilden, die zusammengefügt werden, um Eure Teilchen zu bilden, und weitere Stückchen, die aus Teilchen bestehen, und ein Amboß, der sich aus Stückchen zusammensetzt …«
    »Nur, daß es da wahrscheinlich noch viele Zwischenschritte gibt, schätze ich. Versteht Ihr, daß das alles erklären würde? Weshalb ich mir nur eine neue Gestalt oder ein neues Muster oder eine neue Anordnung vorzustellen brauche, sie im Geist entstehen lassen muß? Weshalb ich das nur klar und kraftvoll genug zu denken brauche, den Teilchen zu befehlen brauche, sie sollen sich verändern, damit sie es auch tun? Weil sie nämlich alle lebendig sind. Sie mögen zwar klein sein und nicht allzu schlau, aber wenn ich es ihnen deutlich genug zeige, dann können sie es tun.«
    »Das ist zu merkwürdig für mich, Alvin. Sich vorzustellen, daß alles in Wirklichkeit nichts ist.«
    »Nein, Miss Larner, Ihr versteht nicht, worum es geht. Es geht nämlich darum, daß alles lebendig ist. Daß alles aus lebendigen Atomen besteht, die alle den Befehlen gehorchen, die Gott ihnen gegeben hat. Nur indem sie den Befehlen gehorchen, werden einige von ihnen in Licht und Hitze verwandelt, andere werden zu Eisen, manche zu Wasser, manche zu Luft und einige auch zu unserer Haut und unseren Knochen. Alle diese Dinge sind wirklich – und so sind auch diese Atome wirklich.«
    »Alvin, ich habe Euch von den Atomen erzählt, weil das eine interessante Theorie ist. Aber die größten Denker unserer Zeit glauben, daß es so etwas nicht gibt.«
    »Bitte um Verzeihung, Miss Larner, aber die größten Denker haben nie gesehen, was ich gesehen habe, deshalb haben sie auch keine Ahnung. Ich sage Euch, daß dies die einzige Idee ist, die mir einfällt und die alles erklären kann – alles, was ich sehe und was ich tue.«
    »Aber woher sollen diese Atome kommen?«
    »Die kommen nicht von irgendwoher. Oder vielleicht kommen sie auch von überallher. Vielleicht sind diese Atome einfach nur da. Vielleicht waren sie schon immer da und werden immer da sein. Man kann sie nicht zerschneiden. Sie können nicht sterben. Man kann sie nicht machen, und man kann sie nicht zerbrechen. Sie sind ewig.«
    »Dann hat Gott die Welt doch nicht erschaffen.«
    »Natürlich hat er das getan. Die

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