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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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zwölf Fuß halbzölliges Seil. Vanderwoort war dafür bekannt, daß er ehrlich war. Andererseits war er aber auch dafür bekannt, daß er gerechte Preise forderte, weshalb es Alvin auch so verblüffte, mitansehen zu müssen, wie er bei Mock Berry etwas ganz anderes tat.
    Mock nahm sein Seil und das Mehl und wollte den Laden verlassen.
    »Ihr bekommt noch Wechselgeld zurück«, sagte Vanderwoort.
    Mock drehte sich um; er sah überrascht aus, obwohl er es zu verbergen suchte. Er kehrte zurück und sah zu, wie Vanderwoort einen Dime und drei Pennies auf die Theke zählte. Mock zögerte einen Augenblick; dann nahm er die Münzen von der Theke und ließ sie in seine Tasche fallen. »Danke, Sir«, sagte er. Dann ging er hinaus in die Kälte.
    Vanderwoort wandte sich an Alvin. Er sah wütend, vielleicht aber auch nur nachtragend aus. »Ich kann doch nicht jedem Kredit geben.«
    Nun hätte Alvin zwar einiges darüber zu sagen gewußt, daß Vanderwoort wenigstens Schwarzen wie Weißen den gleichen Preis hätte machen können, aber er wollte sich Mr. Vanderwoort nicht zum Feind machen, denn der war schließlich alles in allem eher ein guter Mensch. Also grinste Alvin freundlich und sagte: »Oh, das weiß ich doch. Diese Berrys, die sind fast so arm wie ich.«
    Vanderwoort entspannte sich, und das bedeutete, daß es ihm wichtiger war, daß Alvin eine gute Meinung von ihm hatte, als mit ihm quitt zu werden, weil er ihn in Verlegenheit gebracht hatte. »Ihr müßt das verstehen, Alvin, es ist nicht gut für das Geschäft, wenn die die ganze Zeit hierherkommen. Niemand hat etwas gegen deinen Mischlingsjungen da – alle halten die für süß, solange sie noch klein sind –, aber die Leute kommen nicht mehr, wenn sie damit rechnen müssen, hier auf einen von denen zu treffen.«
    »Ich habe immer gehört, daß Mock Berry Wort hält«, sagte Alvin. »Und nie hat jemand behauptet, daß er stehlen würde oder so etwas.«
    »Nein, so etwas hat noch keiner über ihn gesagt.«
    »Ich bin froh, daß ihr uns beide zu Euren Kunden zählt«, sagte Alvin.
    »Also schau dir das mal an, Daisy«, sagte Martin. »Ich glaube, der Lehrling Alvin will uns was predigen. Buchstabier doch mal ›Reverend‹, Junge.«
    »R-E-V-E-R-E-N-D.«
    Vanderwoort hatte das Gefühl, daß die Dinge eine ungute Wendung nahmen, also versuchte er natürlich, das Thema zu wechseln. »Wie ich schon sagte, Alvin, dieser Junge ist wahrscheinlich der beste Buchstabierer in der ganzen Gegend, was meinst du? Was ich gerne wissen würde – warum nimmt er nicht nächste Woche am Bezirkswettbewerb teil? Ich glaube, der würde Hatrack River den ersten Platz sichern. Er könnte sogar die Staatsmeisterschaft gewinnen, wenn ihr mich fragt.«
    »Buchstabier mal ›Meisterschaft‹«, sagte Daisy.
    »Dieses Wort hat Miss Larner mir nie erklärt«, wandte Arthur Stuart ein.
    »Na, dann versuch es doch einfach«, sagte Alvin.
    »M-A-I-S-T-E-R«, sagte Arthur, »S-H-A-V-T.«
    »Hört sich richtig an«, meinte Daisy.
    »Ja, zeigt nur mal wieder, was du schon weißt«, sagte Martin.
    »Kannst du es besser?« fragte Vanderwoort.
    »Ich werde auch nicht an der Meisterschaft teilnehmen«, sagte Martin.
    »Was ist denn eine Meisterschaft?« wollte Arthur Stuart wissen.
    »Zeit zu gehen«, sagte Alvin, denn er wußte, daß Arthur Stuart kein registrierter Schüler der Hatrack River Grammar School war und daß er deswegen an keinem Rechtschreibwettbewerb teilnehmen würde. »Oh, Mr. Vanderwoort, ich schulde Euch noch etwas für die beiden Kekse, die ich gegessen habe.«
    »Meinen Freunden berechne ich keine zwei Kekse«, warf Vanderwoort ein.
    »Ich bin stolz darauf, daß Ihr mich zu Euren Freunden zählt«, sagte Alvin. Und er meinte es auch – das mußte schon ein guter Mann sein, der sich dabei erwischen ließ, wie er einen Fehler beging, um dann denjenigen, der ihn überrascht hatte, im nächsten Augenblick als Freund zu behandeln.
    Alvin wickelte Arthur Stuart wieder in seine Tücher; dann tat er mit sich dasselbe und ging hinaus in den Schnee, wobei er diesmal alles, was er bei Vanderwoort geholt hatte, in einem Rupfensack trug. Er stopfte den Sack unter den Schlittensitz, damit er nicht verschneit wurde. Dann hob er Arthur Stuart auf die Bank und kletterte ihm nach. Die Pferde sahen so aus, als seien sie froh, sich wieder in Bewegung setzen zu dürfen – beim Herumstehen im Schnee wurde ihnen immer nur kälter.
    Auf dem Weg zum Gasthof begegneten sie wieder Mock Berry auf der Straße

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