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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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die angezeigte Richtung. Natürlich konnte er das Bachhaus durch die Bäume nicht sehen, aber Bäume hin, Bäume her, das, was er suchte, konnte er sehr wohl erkennen. »Da sind zwei Leute drin«, sagte er.
    »Könnte also doch der Mischlingsjunge sein«, meinte der Weißhaarige.
    »Die Kapsel meint nein.« Dann grinste der schwarzhaarige Sucher bösartig. »Unverheiratete Lehrerin, allein lebend, um diese Nachtzeit Besuch? Ich weiß, was für Gesellschaft die gerade hat, und das ist bestimmt kein Mischlingsjunge.«
    »Schauen wir trotzdem mal nach«, meinte der Weißhaarige. »Wenn du recht hast, wird sie uns bestimmt nicht dafür anzeigen, daß wir ihr die Tür eingetreten haben, denn sonst erzählen wir einfach, was wir dort drin gesehen haben.«
    Darüber lachten sie eine Weile, um sich schließlich auf den Weg zu machen. Im Mondlicht gingen sie auf Miss Larners Haus zu. Natürlich hatten sie vor, die Tür einzutreten und die Lehrerin kräftig auszulachen, wenn die verärgert reagieren und ihnen drohen sollte.
    Merkwürdigerweise vergaßen sie diesen Plan aber plötzlich, als sie sich der Hütte näherten. Er fiel ihnen gar nicht mehr ein. Sie schauten nur die Herzensfeuer in der Hütte an und verglichen sie mit der Kapsel.
    »Was, zum Teufel, machen wir eigentlich hier oben?« wollte der Weißhaarige wissen. »Der Junge muß unten im Gasthof sein. Wir wissen doch, daß er nicht hier ist!«
    »Weißt du, was ich glaube?« sagte der Schwarzhaarige. »Vielleicht haben sie ihn umgebracht.«
    »Das ist doch verrückt. Warum hätten sie ihn dann erst befreien sollen?«
    »Wie sollen sie denn sonst dafür gesorgt haben, daß wir ihn nicht sehen können?«
    »Der ist im Gasthof. Bestimmt haben die dort irgendeinen Zauber, der ihn verbirgt. Wenn wir erst die richtige Tür öffnen, sehen wir ihn, und dann ist die Sache erledigt.«
    Einen flüchtigen Augenblick lang dachte der schwarzhaarige Sucher: Na, warum schauen wir uns dann nicht auch mal die Hütte dieser Lehrerin an, wenn die schon solchen Zauber haben? Warum machen wir dann diese Tür nicht auch auf?
    Doch kaum hatte er diesen Gedanken gehabt, als er ihm auch schon wieder entglitt und er sich nicht mehr daran erinnern konnte; ja, er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, überhaupt irgend etwas gedacht zu haben. Er trottete einfach dem Weißhaarigen nach. Der Mischlingsjunge mußte im Gasthof sein, soviel war sicher.
    Natürlich sah sie ihre Herzensfeuer, aber Peggy fürchtete sich nicht vor den Suchern, die auf ihre Hütte zukamen. Die ganze Zeit hatte sie Arthur Stuarts Herzensfeuer erforscht, und da war kein einziger Pfad, der zur Gefangennahme durch die Sucher führte. Auf Arthur warteten in der Zukunft genügend Gefahren – das konnte Peggy wohl sehen –, aber heute abend würde dem Jungen nichts passieren. Also beachtete sie die Sucher kaum. Sie wußte, wann sie beschlossen, zu gehen; wußte, wann der Schwarzhaarige daran dachte, einzutreten; wußte, wann die Zauber ihn davon abhielten und vertrieben. Aber es war Arthur Stuart, den sie dabei beobachtete, dessen zukünftige Jahre sie dabei erforschte. Und dann, ganz plötzlich, war kein Halten mehr. Sie mußte es unbedingt Alvin erzählen, mußte ihm die Freude und das Leid dessen erklären, was er vollbracht hatte. Aber wie hätte sie das tun sollen? Wie hätte sie ihm sagen sollen, daß Miss Larner in Wirklichkeit eine Fackel war, die in Arthur Stuarts Herzensfeuer die Million neugeborener Zukünfte schaute? Es war unerträglich, all das für sich behalten zu müssen. Vor Jahren hätte sie Mistress Modesty davon erzählen können, als sie noch bei ihr lebte und Geheimnisse hatte.
    Es war Wahnsinn, zur Schmiede hinunterzugehen, in dem Wissen, daß sie ihm Dinge erzählen wollte, die offenbart hätten, wer sie wirklich war. Und doch würde sie wahnsinnig werden, wenn sie in ihren vier Wänden blieb, allein mit all diesem Wissen, das sie mit niemandem teilen konnte.
    Also erhob sie sich, schloß die Tür auf und trat hinaus. Es war niemand in der Nähe. Sie schloß die Tür wieder und verriegelte sie; dann sah sie noch einmal in Arthurs Herzensfeuer und schaute wieder keinerlei Gefahr für den Jungen. Er würde in Sicherheit sein. Sie würde Alvin aufsuchen.
    Erst da schaute sie Alvins Herzensfeuer; erst da sah sie den schrecklichen Schmerz, den er erst vor wenigen Minuten erlitten hatte. Warum hatte sie es nicht bemerkt? Warum hatte sie es nicht gesehen? Alvin hatte gerade die wichtigste Schwelle

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