Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
vorschnellen, und schon krachte die Tür nach innen, riß dabei aus dem oberen Scharnier. Dann huschte er hinein, das Schrotgewehr schußbereit, und sah sich im Saal um. Das Feuer im Raum erlosch allmählich, daher gab es nur wenig Licht; aber sie konnten doch erkennen, daß niemand da war.
    »Ich behalte die Treppe im Auge«, sagte der Weißhaarige. »Geh du nach hinten und sieh nach, ob jemand versucht, auf diesem Weg zu fliehen.«
    Sofort bahnte sich der schwarzhaarige Sucher seinen Weg an Küche und Treppe vorbei zur Hintertür, die er aufstieß. Der Weißhaarige war schon die halbe Treppe hochgelaufen, als die Hintertür wieder zuschlug.
    In der Küche kroch Old Peg unter dem Tisch hervor. Keiner von beiden war an der Küchentür auch nur stehengeblieben. Sie wußte natürlich nicht, wer die Eindringlinge waren, aber sie hoffte, daß es die Sucher waren, die sich hereingeschlichen hatten, weil Arthur Stuart durch irgendein Wunder entkommen war und weil sie nicht wußten, wo er sein mochte. Sie zog die Schuhe aus und schlich, so leise sie konnte, aus der Küche in den Gästeraum, wo Horace über dem Kamin eine geladene Schrotflinte aufgehängt hatte. Sie griff danach und nahm sie herunter, doch dabei warf sie einen blechernen Teekessel um, den jemand früher am Abend zum Warmhalten ans Feuer gestellt hatte. Der Kessel rasselte; heißes Wasser spritzte auf ihre nackten Füße; sie keuchte auf, konnte sich nicht beherrschen.
    Sofort hörte sie Schritte auf der Treppe. Sie ignorierte den Schmerz und lief zum Fuß der Treppe, gerade noch rechtzeitig, um den weißhaarigen Sucher zu erkennen, der gerade herunterkam. Er hatte sein Schrotgewehr auf sie gerichtet. Obwohl sie noch nie im Leben mit einem Gewehr auf einen Menschen geschossen hatte, zögerte sie jetzt keinen Augenblick. Sie betätigte den Abzug; der Gewehrkolben schlug ihr in den Bauch, preßte ihr die Luft aus dem Leib und schleuderte sie gegen die Wand an der Küchentür. Doch sie bemerkte es kaum. Alles, was sie sah, war der weißhaarige Sucher, der dort oben stand, dessen Gesicht sich plötzlich entspannte, bis es so dumm aussah wie das einer Kuh. Und dann erschienen überall auf seinem Hemd rote Blüten, und er stürzte hintenüber.
    Du stiehlst keiner Mama ihr Kind mehr, dachte Old Peg. Du zerrst keinen Schwarzen mehr in ein Leben, wo er sich vor der Peitsche ducken muß. Ich habe dich umgebracht, Sucher, und ich glaube, daß der Herr darüber frohlockt. Aber selbst wenn ich dafür in die Hölle käme – ich bin trotzdem froh darüber.
    Sie war so sehr damit beschäftigt, ihn zu beobachten, daß sie nicht einmal bemerkte, wie die Hintertür sich öffnete, wie sie offen stehen blieb, vom Lauf der Flinte des schwarzhaarigen Suchers gehalten, die direkt auf Old Peg zeigte.
    Alvin war so damit beschäftigt, Peggy davon zu erzählen, was er getan hatte, daß er seine eigene Nacktheit kaum bemerkte. Sie reichte ihm die Lederschürze, die an einem Wandhaken hing, und er zog sie wie aus Gewohnheit an, ohne darüber nachzudenken. Sie hörte seine Worte kaum; alles, was er ihr erzählte, wußte sie bereits vom Blick in sein Herzensfeuer. Statt dessen sah sie ihn an und dachte: Nun ist er ein Macher, und das ist er zum Teil deshalb, weil ich ihm einiges beigebracht habe. Vielleicht bin ich jetzt fertig, vielleicht gehört mein Leben jetzt mir – vielleicht aber auch nicht, vielleicht habe ich gerade erst angefangen, vielleicht kann ich ihn jetzt wie einen Mann behandeln, nicht wie einen Schüler oder einen Zögling. Er schien von einem inneren Feuer erfüllt zu sein und zu glühen; und mit jedem Schritt, den er tat, folgte ihm der goldene Pflug, nicht etwa, indem er ihm irgendwie nachschlich oder sich in seinen Beinen verhedderte, sondern indem er eine Linie entlangglitt, die eine Umlaufbahn hätte sein können, in ziemlicher Entfernung, aber nahe genug, um noch greifbar zu sein; als wäre er ein Teil von ihm, wenngleich ohne Verbindung.
    »Ich weiß«, sagte Peggy zu ihm. »Ich verstehe. Ihr seid jetzt ein Macher.«
    »Es ist mehr als das!« rief er. »Es geht um die Kristallstadt. Ich weiß jetzt, wie ich sie erbauen kann, Miss Larner. Versteht Ihr, diese Stadt besteht nicht aus den Kristalltürmen, die ich geschaut habe, die Stadt besteht aus ihren Bewohnern, und wenn ich sie erbauen will, muß ich Menschen finden, die dorthin gehören, Menschen, die so wahrhaftig und so treu sind wie dieser Pflug, Menschen, die den Traum mit mir ausreichend teilen, um sie

Weitere Kostenlose Bücher