Der magische Pflug
Schmied, um eine Pflugschar oder ein Wagenrad anzufertigen, und da hilft kein Pferdetalent. Ja, ich mußte als Meisterarbeit sogar einen Anker herstellen! Damals war ich allerdings in Netticut, das darf man nicht vergessen. Schätze, hier in der Gegend gibt es nicht viel Bedarf für Anker.«
Picklewing schnaubte und stampfte – aber das Tier tänzelte nicht halb so lebhaft herum, wie es Pferde zu tun pflegten, wenn ihre neuen Hufeisen ihnen Beschwerden bereiteten. Es war ein guter Satz Eisen, gut eingeschlagen. Sogar das machte Hank auf den Lehrjungen wütend. Sein eigener Zorn war ihm unverständlich. Der Junge hatte Picklewings letztes Eisen angeschlagen, an einem Lauf, der in den Händen eines anderen Hufschmieds hätte lahm werden können. Der Junge hatte ihm etwas Gutes getan. Woher dann dieser Zorn dicht unter der Oberfläche, der immer schlimmer wurde, egal was der Junge tat oder sagte?
Hank schüttelte seine Gefühle ab. »Nun, das war gute Arbeit«, sagte er. »Und deshalb bin ich jetzt an der Reihe, meinen Teil zu tun.«
»Ja, aber wir wissen beide, daß das Rutengehen und Muten mehr wert ist als das Hufbeschlagen«, antwortete der Schmied. »Wenn Ihr also noch irgendwelche Arbeit für mich habt, wißt Ihr, daß ich sie Euch noch schuldig bin.«
»Ich werde schon zurückkommen, Makepeace Smith, das nächste Mal, wenn mein Klepper neue Eisen braucht.« Und weil Hank Dowser ein Christenmensch war und sich dafür schämte, daß er den Jungen so verabscheute, fügte er auch ein Lob für ihn hinzu. »Ich schätze, ich werde darauf achten, zurückzukommen, solange dieser Junge noch als Lehrling bei Euch arbeitet – bei dem Talent, das er hat.«
Der Junge verhielt sich, als hätte er die Worte überhaupt nicht gehört, und der Meisterschmied gluckste nur. »Ihr seid nicht der einzige, der auf solche Gedanken kommt«, sagte er.
In diesem Moment begriff Hank Dowser etwas, das ihm sonst entgangen wäre. Dieses Talent, das der Junge fürs Beschlagen hatte, war gut fürs Geschäft, und Makepeace Smith war genau die Art von Mann, die einen solchen Jungen bis zum letzten Tag seiner Vertragsdauer an sich binden würde, um vom Ruf des Lehrlings zu profitieren, daß er Pferde so sauber beschlagen konnte, daß sie hinterher nie lahmten. Sein habgieriger Meister brauchte nur behaupten, daß der Junge beim Hämmern oder bei ähnlichen Arbeiten nichts zu leisten vermochte, und schon hatte er einen Vorwand, ihn festzuhalten. In der Zwischenzeit würde der Junge dem Betrieb den Ruf einbringen, die besten Hufschmiede im östlichen Hiogebiet zu sein. Das bedeutete Geld in Makepeace Smiths Taschen, während der Junge überhaupt nichts bekam, weder Geld noch seine Freiheit.
Gesetz ist eben Gesetz, und der Schmied verstieß auch nicht dagegen – er hatte ein Recht darauf, daß der Junge ihm tatsächlich so lange diente, wie es vereinbart war. Aber es war andererseits auch Sitte, einen Lehrling ziehen zu lassen, sobald er über genügend Fertigkeiten und Verstand verfügte, um seinen Weg in der Welt machen zu können. Denn wenn ein Junge nicht auf frühe Freilassung hoffen durfte, warum sollte er dann so hart arbeiten, um so schnell zu lernen, wie er konnte? Warum sollte er dann überhaupt so hart arbeiten, wie er konnte? Es hieß, daß sogar die Sklavenhalter in den Kronkolonien ihren besten Sklaven gestatteten, sich nebenbei ein kleines Taschengeld zu verdienen, damit sie sich irgendwann vor ihrem Tod noch freikaufen konnten.
Nein, Makepeace Smith brach zwar kein Gesetz, aber er verstieß gegen die Sitte, die das Verhältnis von Meistern und Lehrjungen bestimmte, und das trug Hank ihm nach; das war ein schlechter Meister, der einen Jungen weiterhin an sich fesselte, obwohl dieser bereits alles gelernt hatte, was sein Meister ihm beibringen mußte.
Und obwohl er wußte, daß der Junge im Recht und der Meister im Unrecht war – obwohl er all das wußte, schaute er diesen Jungen an und spürte einen kalten, nassen Haß in seinem Herzen. Hank erschauerte und versuchte ihn abzuschütteln.
»Ihr sagt, daß Ihr einen Brunnen braucht«, sprach Hank Dowser. »Wollt Ihr ihn für Trinkwasser haben? Für das Waschen? Oder für die Schmiede selbst?«
»Macht das einen Unterschied?« fragte der Schmied.
»Nun, ich glaube schon«, versetzte Hank. »Zum Trinken braucht man reines Wasser, und zum Waschen braucht man Wasser, das nicht krank macht, aber was Eure Arbeit in der Schmiede angeht … Ich schätze, dem Eisen ist es wohl
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