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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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er, einen Bären zu sehen, dann einen Roten Mann, der es auf Rutengängerskalps abgesehen hatte, obwohl man in diesem Gebiet beides seit Jahren schon nicht mehr zu sehen bekommen hatte. Nein, es war nur ein kleiner, hellhäutiger Mischling, der sich im Gestrüpp versteckte. Der Junge war ein Halbblut, halb Weiß, halb Schwarz, das war deutlich zu erkennen, nachdem Hank seine Überraschung erst einmal überwunden hatte. »Was schaust du so?« wollte Hank wissen.
    Die Augen schlossen sich, und das Gesicht verschwand. Das Gestrüpp zappelte und flüsterte davon, daß irgend etwas schnell davonkroch.
    »Macht Euch nichts aus ihm«, sagte Makepeace Smith. »Das ist nur Arthur Stuart.«
    Arthur Stuart! Es gab keine Menschenseele in New England oder in den Vereinigten Staaten, die diesen Namen nicht mindestens ebensogut kannte wie die Leute in den Kronkolonien. »Dann wird es Euch erfreuen, zu erfahren, daß ich der Lordprotektor bin«, erwiderte Hank Dowser. »Denn wenn der König diese Hauttönung haben sollte, dann habe ich ein paar Nachrichten, mit denen ich mir in jeder Stadt in Hio und Suskwahenny täglich drei kostenlose Mahlzeiten verdienen kann, bis zu meinem Tode.«
    Makepeace lachte herzlich bei diesem Gedanken. »Nein, es ist Horace Guesters Scherz, ihn so zu nennen. Horace und Old Peg Guester ziehen diesen Jungen auf, weil seine wirkliche Mutter dafür zu arm ist. Natürlich glaube ich nicht, daß das der einzige Grund ist. So hellhäutig, wie der ist, kann man es ihrem Mann, Mock Berry, nicht verdenken, wenn er etwas dagegen hat, daß dieses Kind am selben Tisch mit seinen rabenschwarzen Kindern essen soll.«
    Hank Dowser begann die Socken auszuziehen. »Und Ihr meint nicht, daß Horace Guester ihn deshalb aufgenommen hat, weil er selbst für die helle Haut des Jungen verantwortlich ist?«
    »Ihr solltet Euch den Mund lieber mit Seife ausspülen, Hank, bevor Ihr so etwas sagt«, widersprach Makepeace. »So ein Mann ist Horace nicht.«
    »Ihr würdet überrascht sein, wenn ich Euch erzähle, wer sich schon alles als so eine Art von Mann herausgestellt hat«, meinte Hank. »Obwohl ich es von Horace Guester nicht glaube, bestimmt nicht.«
    »Meint Ihr etwa, die alte Peg Guester würde einen halbschwarzen Bastardsohn ihres Mannes in ihr Haus lassen?«
    »Und wenn sie es nicht weiß?«
    »Die würde es wissen. Ihre Tochter Peggy war früher die Fackel von Hatrack River. Und jedermann wußte, daß Kleinpeggy Guester nie gelogen hat.«
    »Ich habe schon von einer Fackel von Hatrack River gehört, noch bevor ich hierher kam. Wie kommt es, daß ich sie noch nie zu Gesicht bekommen habe?«
    »Weil sie weggegangen ist, deshalb«, erklärte Make-peace. »Vor drei Jahren. Ist einfach weggelaufen. Ihr tätet gut daran, im Gasthof der Guesters nie nach ihr zu fragen. Dort sind sie ein bißchen kitzlig, was dieses Thema angeht.«
    Nun erhob sie Hank Dowser barfuß auf der Böschung. Zufällig warf er einen Blick nach oben und sah diesen Arthur Stuart wieder, der zwischen den Bäumen stand und ihn einfach nur beobachtete. Ach, was für einen Schaden konnte ein kleiner Mischlingsjunge schon anrichten? Kein bißchen.
    Hank stapfte in den Bach und ließ das eiskalte Wasser über seine Füße strömen. Stumm sprach er zu dem Wasser: Ich will weder deinen Fluß aufhalten, noch will ich deine Schnelligkeit weiter bremsen. Der Brunnen, den ich grabe, soll dir nicht schaden. Es ist, als würde ich dir eine andere Stelle zum Durchfließen geben, ein anderes Gesicht, mehr Hände, ein weiteres Auge. Also versteck dich nicht vor mir, Wasser. Zeig mir, wo du in die Höhe steigst, wo du gen Himmel drängst, dann werde ich den Leuten sagen, daß sie dort graben und dich freisetzen sollen, damit du das Antlitz der Erde waschen kannst. Du wirst schon sehen, ich halte Wort.
    »Ist dieses Wasser sauber genug?« fragte Hank den Schmied.
    »So sauber, wie es nur sein kann«, meinte Makepeace. »Von diesem Wasser kann niemand krank werden.«
    Hank tauchte das spitze Ende seiner Rute ins Wasser, stromabwärts von seinen Füßen abgewandt. Schmecke es, sagte er zu der Rute. Nimm seinen Geschmack auf und präge ihn dir ein. Und suche mir mehr davon, das genauso lieblich ist.
    Die Rute in seinen Händen begann zu zucken. Sie war bereit. Er hob sie aus dem Strom; jetzt beruhigte sie sich etwas, zitterte aber ein kleines bißchen, um ihn wissen zu lassen, daß sie lebendig war, daß sie lebendig war und suchte.
    Nun gab es weder Gespräche noch Denken.

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