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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Bittstellerin«, erwiderte Peggy. »Ich komme, um Hilfe zu erbitten. Ich komme, um mein Leben zu ändern, und ich habe mir gedacht, daß Ihr, da Ihr meinen Vater liebtet, bereit sein könntet, seiner Tochter etwas Gutes zu tun.«
    Die Dame lächelte sie an. »Und wenn Ihr nur zur Hälfte die Fackel sein solltet, die Ihr zu sein behauptet, dann kennt Ihr meine Antwort bereits. Welcher Art Hilfe bedürft Ihr? Mein Mann hat mir recht viel Geld hinterlassen, als er starb, aber ich glaube nicht, daß es Geld ist, was Ihr braucht.«
    »Nein, Ma'am«, erwiderte Peggy. Aber was brauchte sie eigentlich, nun, da sie schon hier war? Wie sollte sie erklären, weshalb sie gekommen war? »Das Leben, das ich für mich selbst in Hatrack geschaut habe, hat mir nicht gefallen. Ich wollte …«
    »Fliehen?«
    »Irgend etwas in dieser Art, schätze ich. Aber nicht genau das.«
    »Ihr wollt etwas anderes werden als das, was Ihr seid«, sagte die Dame.
    »Ja, Mistress Modesty.«
    »Was wollt Ihr werden?«
    Peggy hatte noch nie versucht, in Worten zu beschreiben, wovon sie träumte. Doch nun, da Mistress Modesty vor ihr stand, erkannte sie, wie einfach diese Träume sich ausdrücken ließen. »Ihr, Ma'am.«
    Die Dame lächelte, berührte ihr eigenes Gesicht, ihr eigenes Haar. »Oh, mein Kind, da müßt Ihr doch wohl noch höhere Ziele haben. Vieles von dem, was an mir am besten ist, hat mir Euer Vater gegeben. So, wie er mich liebte, hat er mich gelehrt, daß ich vielleicht – nein, nicht vielleicht – daß ich tatsächlich liebenswert war. Seitdem habe ich noch vieles dazugelernt, mehr darüber, was eine Frau ist und sein sollte. Welch wunderschöne Symmetrie, wenn ich seiner Tochter etwas von der Weisheit zurückgeben kann, die er mir beschert hat.« Sie lachte sanft. »Ich hätte mir niemals träumen lassen, daß ich mal eine Schülerin annehmen würde.«
    »Mehr eine Jüngerin, glaube ich, Mistress Modesty.«
    »Weder Schülerin noch Jüngerin. Wollt Ihr als mein Gast in meinem Haus bleiben? Darf ich Eure Freundin werden?«
    Obwohl Peggy die Wege ihres eigenen Lebens nicht richtig erkennen konnte, spürte sie doch, wie sich in ihrem Innern alle jene Zukünfte öffneten, auf die sie hoffen durfte, auf die sie hier warten könnte. »Oh, Ma'am«, flüsterte sie, »wenn Ihr es wünscht.«

5. Rutengänger
    Hank Dowser hatte schon im Laufe der Jahre eine Menge Lehrjungen gesehen, aber niemals einen so frechen wie diesen. Da stand Makepeace Smith über den linken Vorderhuf der alten Picklewing gebeugt und wollte gerade den Nagel hineintreiben, als der Junge sich plötzlich zu Wort meldete.
    »Nicht diesen Nagel«, sagte der Lehrjunge des Hufschmieds. »Nicht dort.«
    Nun, das wäre für den Meister eigentlich eine hervorragende Gelegenheit gewesen, seinem Lehrjungen eine Ohrfeige zu verpassen und ihn mit Gebrüll ins Haus zurückzuschicken. Doch Makepeace Smith nickte nur und sah dann wieder den Jungen an.
    »Meinst du, du kannst diesen Huf beschlagen, Alvin?« fragte der Meister. »Das ist eine große Mähre, aber ich sehe, daß du schon einige Zoll zugelegt hast, seit ich dich das letzte Mal angeschaut habe.«
    »Das kann ich«, antwortete der Junge.
    »Immer langsam mit den jungen Pferden«, wandte Hank Dowser ein. »Picklewing ist mein einziges Tier, und ich kann mir nicht einfach so ein neues kaufen. Ich will nicht, daß Euer Lehrjunge auf Kosten meiner armen alten Mähre lernt, Hufschmied zu werden, indem er seine Fehler an ihr begeht.« Und da er schon richtig in Fahrt war, plapperte Hank gleich weiter wie ein richtiger Narr. »Wer ist denn hier überhaupt der Meister?« fragte er.
    Nun, das hätte er besser nicht sagen sollen. Das merkte Hank schon, kaum waren ihm die Worte über die Lippen gekommen. Man fragt einfach nicht, wer der Meister sei, nicht vor dem Lehrjungen. Und tatsächlich liefen Makepeace Smiths Ohren rot an, und er erhob sich, sechs Fuß hoch, mit Armen wie Ochsenläufe und mit Händen, die einem Bären das Gesicht hätten zerschmettern können, und er sagte: »Ich bin hier der Meister, und wenn ich sage, daß mein Lehrling gut genug für diese Aufgabe ist, dann ist er gut genug, sonst könnt Ihr ja zu einem anderen Schmied gehen.«
    »Nun macht mal halblang mit den Pferden«, wollte Hank Dowser beschwichtigen.
    »Ich mache gerade halblang mit Eurem Pferd«, erwiderte Makepeace Smith. »Zumindest mit dem Lauf Eures Pferdes. Tatsächlich drückt Euer Pferd gerade ziemlich schwer auf mich. Und dann fangt Ihr auch

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