Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
Vom Netzwerk:
sie nur in sein Hauptquartier in Chicago mitnehmen und sie bitten, immer an ihn zu denken, während sie auf ihn wartete. So konnte Rudolf in aller Ruhe den Sonnenstein nutzen!«
    »Mama auch ...«, wiederholte Lili, als hätte sie Mühe, das zu glauben.
    »Und Grandma genauso«, fügte Sam hinzu. »Ich möchte wetten, dass sie es war, von der Evelyn diese Gabe geerbt hat. . . Das würde auch die Träume erklären, die sie hatte, als Papa bei Dracula gefangen war: Er erschien ihr wie in einem Nebel, in einer fremden Umgebung, um ihr zu sagen, dass er noch lebte. Wahrscheinlich aufgrund dieser besonderen Verbindung, die sie mit dem Sonnenstein hat . . .« »Wenn ich dir folgen kann, hieße das also, dass auch Grandma die Gabe wiederum von ihrer Mutter geerbt hat?«
    »Das wäre logisch«, stimmte Sam zu. »Aber es gibt noch eine andere Hypothese: das Haus in Chicago.«
    »Das Haus in Chicago?«
    »Das gerade gebaut wurde, als wir 1932 dort gelandet sind, und in das Grandmas Eltern eingezogen sind . . . Der Sonnenstein war irgendwo im Keller vergraben, hat Evelyn dir davon nicht erzählt?«
    »Sie zitterte immer noch vor Angst, wenn sie davon sprach.«
    »Also . . . Ich frage mich, ob sie diese Gabe nicht entwickelt hat, weil sie ihre ganze Kindheit dort, in der Nähe des Sonnensteins, verbracht hat.«
    »Wow! Willst du damit sagen, dass die Strahlung des Steins oder so was Ähnliches auf sie gewirkt hat?«
    »Ich kann es nicht beweisen . . . Aber ich stimme Evelyn zu, wenn sie behauptet, dass unsere ganze Familiengeschichte mit diesem Stein verknüpft ist.«
    »Und du meinst, Rudolf hat davon gewusst?«
    »Gute Frage . . . Wie hat er herausgefunden, dass deine Mutter diese Gabe hat? Wusste er es, bevor er sie getroffen hat? Rätselhaft . . . Bei einer Sache bin ich mir allerdings ziemlich sicher: nämlich, was vor zehn Tagen passiert sein muss, als sich das Verhältnis der beiden veränderte. Evelyn meinte, Rudolfs Verhalten hätte sich geändert, er wirkte ihr gegenüber gleichgültiger. Ich bin davon überzeugt, dass er sie von diesem Zeitpunkt an einfach nicht mehr brauchte: Er hatte der alten Miss MacPie gerade den Goldreif gestohlen und von da an kam er allein zurecht.« »Der Goldreif, natürlich! Alicia hat mir erzählt, dass die alte Miss MacPie ihn deiner Mutter gestohlen hatte! Und dass es vielleicht auch ihre Schuld war, dass . . .«
    Sie verstummte plötzlich, als sie merkte, dass sie kurz davor war, einen Fauxpas zu begehen.
    »... dass meine Mutter starb?«, beendete Sam den Satz. »Das habe ich auch kurz gedacht. Wenn Miss MacPie den Goldreif nicht gestohlen hätte, hätte meine Mutter ihn Rudolf geben können, als er kam, um ihn sich zu holen. Sie hätten nicht diese Auseinandersetzung gehabt, er hätte sie nicht geschlagen und . . . Aber es ändert nichts daran, dass Rudolf sie getötet hat. Also ist nur einer schuldig.«
    Sie schwiegen beide bedrückt, während Sam versuchte, die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben, Bilder von einem handgreiflichen Streit, einem Kopf, der auf die Tischkante schlug, und von einem Auto, das über einen Abgrund hinausschoss und trudelnd in die Tiefe stürzte.
    »Ich habe im Keller die Münzen gesehen, die du aus der Zukunft mitgebracht hast. Vor allem die vom 11. Juli, dem Tag, an dem deine Mutter ver. . . verschwunden ist. Du hast die Absicht, sie zu retten, nicht wahr?«
    Samuel fixierte einen unsichtbaren Punkt auf der Wand.
    »Ich werde es versuchen«, gab er schließlich zu. »Ich kann sie einfach nicht so sterben lassen, unter Rudolfs Schlägen. Das wäre unfair. Und dann werde ich sie hierherbringen, in unsere Zeit. Vielleicht wird das meinem Vater helfen, wieder ins Leben zurückzufinden.«
    Lili nahm seine Hand, als wäre er ein Kind, das vor lauter Kummer fantasiert.
    »Ich kann mir denken, wie du dich fühlst, Samuel, aber das kannst du nicht tun. Du hast eben selbst von Setni gesprochen ... In einem Punkt hat er sich sehr klar ausgedrückt: An einen Ort und in eine Zeit zurückzukehren, zu der man selbst gelebt hat, wäre Selbstmord. >Es kann nicht zwei identische Seelen am selben Ort zur selben Zeit geben<, das waren seine Worte. Und dann hat er noch gesagt: >Wenn es dennoch geschehen sollte, würde die Seele unweigerlich verbrennen, als wäre sie von einem Blitz getroffene Du verstehst doch, was das bedeutet, Sammy, oder? Wenn du zu einer Zeit vor drei Jahren nach Saint Mary zurückkämest, würdest du, bevor du überhaupt Zeit hättest, die Augen zu

Weitere Kostenlose Bücher