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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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gegenüberstehe, natürlich nicht eingerechnet. Was dann passiert, kann ich nicht vorhersehen.« »Auf jeden Fall hat es keinen Sinn zu versuchen, dich davon abzuhalten, richtig?«
    »Alicia, ich weiß, dass sich das Ganze von außen betrachtet ziemlich verrückt anhört. Aber auch nicht verrückter, als in das brennende Haus meiner Großeltern zu rennen oder als es mit Diavilo in seinem eigenen Zelt aufzunehmen. Und dabei bin ich doch ziemlich gut aus der Sache rausgekommen, oder nicht? Außerdem habe ich keine andere Wahl. Wenn ich es nicht tun würde, würde ich mich selbst verraten, verstehst du?«
    Kurzes Schweigen war die Antwort. Samuel hörte das entfernte Knistern, das ihr Gespräch leise untermalte. Dann hörte er Alicia resigniert aufseufzen.
    »Es war so furchtbar Sam. Als du an dem Abend inmitten der Feuerwehrleute so leblos dalagst, habe ich wirklich gedacht, du hättest mich ... du hättest mich wieder verlassen. Aber dieses Mal für immer. Es hat mir das Herz zerrissen, ich fühlte mich auf einmal so leer. Das Heulen der Sirenen, die gelben und roten Lichter, das Geschrei deiner Tante, die Kommentare der Nachbarn . . .«
    Sie wurde immer leiser und brach schließlich ganz ab, bevor sie schniefend fortfuhr:
    »Irgendwann hat der eine Feuerwehrmann geschrien, sie wären dabei, dich zu verlieren, oder so ähnlich. Ich konnte es nicht länger ertragen. Ich habe mich auf dich geworfen, um dich aufzuwecken, dieser Albtraum sollte endlich aufhören . . . Ich war sicher, dass ich es schaffen konnte, dass ich genug Kraft hätte. Doch kaum hatte ich dich berührt, als sie mich zum Rettungswagen zerrten, um mir ein Beruhigungsmittel zu geben. Erst als sie dich in den Krankenwagen geschoben hatten, sagte einer der Sanitäter uns, du würdest besser atmen und es würde alles gut werden . . .«
    Sie schluchzte jetzt beinahe und Sam hätte alles dafür gegeben, sie in die Arme schließen zu können. Warum war sie nur so weit weg! Und auch er wäre bald weit fort, wodurch sich die Entfernung zwischen ihnen nur noch vergrößern würde. Zumal er von dem Ort, an den er reisen musste, womöglich nicht so leicht würde zurückkommen können . . . Vielleicht hätte er sogar nie wieder die Gelegenheit, ihr zu gestehen, was er sich selbst schon eingestanden hatte.
    »Ich liebe dich, Alicia«, erklärte er mit einer Offenheit, die ihn selbst überraschte.
    » . . .«
    »Ich habe dich von Anfang an geliebt, schon als wir noch Kinder waren. Und ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, nicht eine Sekunde. Nicht einmal in den drei Jahren, als wir uns nicht mehr gesehen haben . . . Ich werde dich einfach immer lieben, Alicia. Die wenigen Stunden, die wir gemeinsam verbracht haben dort am Flussufer in Rom oder in Rudolfs Museum, waren die schönsten Momente seit Langem in meinem Leben. Weil wir zusammen waren . . . Weil es keine Angst mehr gab, keine Gefahr, nur noch uns beide . . .«
    »Danke, Samuel. Ich . . .«, antwortete Alicia mit schwacher Stimme. Dann brachte sie kein Wort mehr heraus.
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr Samuel fort. »An dem Abend, als ich das Bewusstsein verloren hatte, nachdem ich Lili aus den Flammen geholt hatte, war ich in einem eigenartigen Zustand, als würde ich zwischen zwei Welten schweben. Und dann, plötzlich, hatte ich das Gefühl, mich immer mehr zu entfernen . . . für immer zu verschwinden. In dem Moment hast du dich über mich gebeugt und . . . und mich geküsst. So hat mein Gehirn es zumindest wahrgenommen. Und sofort wusste ich wieder, warum ich leben musste, es war wie eine Erleuchtung. Also bin ich wieder auf die richtige Seite zurückgekehrt. Auf deine Seite.«
    Er schwieg, glücklich, dass er es geschafft hatte, über sich selbst hinauszuwachsen. Alicia hatte ihm oft vorgeworfen, nicht aufrichtig zu sein. Diesmal war er vollkommen aufrichtig gewesen. Jetzt musste sie ihre Entscheidung treffen . . . Wie auch immer sie ausfiele, an seiner Liebe zu ihr würde sich nichts ändern.
    Sie schwiegen beide, nur noch das leise Knistern der Verbindung war zu hören. Alicias Atem ging stoßweise, als zögerte sie auszusprechen, was sie ihm sagen musste.
    »Es ... es ist kompliziert, Samuel«, sagte sie nach einer Weile. »Wir . . . wir haben uns gestern getrennt, Jerry und ich, und . . . ich kann noch keinen klaren Gedanken fassen.«
    »Ihr habt euch getrennt?« Sam hatte Mühe, seine Freude zu unterdrücken.
    »Wir haben uns in den letzten Wochen viel zu oft gestritten. Jerry ist sehr

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