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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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beglückwünschte ihn zu seiner heldenhaften Rettungsaktion bei dem Brand und fragte ihn immer wieder, ob es ihm auch wirklich gut ginge. Samuel nutzte die Gelegenheit, ihr ein paar Fragen zu stellen, und erhielt einige nützliche Informationen, insbesondere über den Gesundheitszustand seines Vaters. Isobel sagte ihm ganz offen, dass er sich in den letzten Tagen sehr verschlechtert hatte und es so aussah, als sinke er immer tiefer in die Abgründe der Bewusstlosigkeit. Andererseits räumte sie auch ein, dass der Verlauf einer solchen Krankheit absolut unvorhersehbar war und es nicht selten vorkam, dass Patienten wie er plötzlich wieder zum Leben erwachten. Was für Samuel zweierlei bedeutete: Noch konnte sein Vater gerettet werden und man musste schnell handeln ...
    Am nächsten Morgen war noch eine ganze Serie von Untersuchungen angesetzt und erst am frühen Nachmittag hatte Sam, endlich von Kabeln und Infusionen befreit, das Gefühl, wieder frei zu sein. Er wollte sich gerade auf den Weg zu seinem Vater machen, als sich die Zimmertür öffnete und Lilis kleines Gesicht durch den Spalt sah. Als sie sah, dass ihr Cousin aufgestanden war, rannte sie zu ihm und schlang die Arme um ihn.
    »Sammy! Sammy, ich bin ja so froh!«
    Sie drückte ihm beinahe die Luft ab.
    »He«, protestierte er, »vergiss nicht, dass ich mich gerade erst auf dem Wege der Besserung befinde! Willst du mich umbringen, oder was?«
    »Sammy, du hast mir das Leben gerettet! Du bist durch die Flammen nach oben gegangen und hast mich trotz der ganzen Explosionen ins Wohnzimmer geschleppt, du ...«
    »Schon gut, schon gut! Ich bin ein Superheld, zugegeben, aber eine sehr bescheidene Ausgabe! Außerdem hättest du an meiner Stelle genauso gehandelt. Weißt du noch, als wir in der Steinzeit gelandet sind und ich von diesem behaarten Stamm gefangen genommen wurde? Wer war da so geistesgegenwärtig, sich mit dem Bärenschädel zu verkleiden, um mich zu befreien? Du, oder etwa nicht? Also . . .«
    Lili schüttelte den Kopf, als wollte sie den Unsinn nicht hören, doch ihre Augen glänzten vor Rührung und Freude zugleich.
    »Ich bin so glücklich, dass du mein Cousin bist, Sammy . . . Und ich bin so froh zu sehen, dass es dir wieder gut geht!«
    »Leider scheint dieser Doktor Hawk deine Ansicht nicht zu teilen. Die ganze Zeit führt er eine Untersuchung nach der anderen durch, als wäre ich schwer krank.«
    »Hawk, das ist doch der Grauhaarige mit dem Bart, nicht wahr? Er hat zu meiner Mutter gesagt, du hättest Bradycardie.«
    »Wie bitte?«
    »Bradycardie . . . Das ist eine Herzrhythmusstörung, wenn das Herz dazu neigt, extrem langsam zu werden. Sicher machen sie deshalb so viele Untersuchungen mit dir.«
    »Und ist diese Bradycardie gefährlich für Superhelden?«, fragte Samuel, der seine ganz eigene Theorie zur Ursache des Problems hatte.
    »Mama meint, es schien den Arzt offenbar nicht besonders zu beunruhigen. Außer dass deine Werte wohl ziemlich spektakulär sind. Vielleicht ist es nur das, was sie verwirrt.«
    »Dann sollen sie eben verwirrt sein«, erwiderte Sam. »Ich habe jedenfalls keine Lust, ewig das Versuchskaninchen zu spielen. Ach übrigens, wie geht es Grandpa?«
    »Man könnte sagen, er ist nicht mehr bei Sinnen«, seufzte sie. »Meistens weiß er nicht mehr, wo er ist oder wie spät es ist, ob er gerade aufstehen oder zu Bett gehen muss ... Er wirkt vollkommen abwesend.« »Mmmh! Er hatte in den letzten Tagen aber auch viel zu verarbeiten. Der Brand seines Hauses, Papas Koma, das eine oder andere Verschwinden . . . Das hätte doch jeden aus der Bahn geworfen.«
    »Ich hoffe, du hast recht«, sagte sie wenig überzeugt. »Bis auf Weiteres . . .«
    Sie öffnete die große bunte Umhängetasche, die perfekt zu ihrem gelben Kleid passte.
    »Hier, ich hab dir was mitgebracht.«
    Sie brachte ein dickes, halb geschwärztes Buch zum Vorschein. Der rote Einband war aufgequollen und durchzogen von kohlschwarzen Brandspuren und Wasserflecken.
    »Das Buch der Zeit! «, rief Sam perplex. »Du ... du hast es gerettet!«
    »Es lag ganz hinten in deinem Kleiderschrank. Leider hat es auch Feuer gefangen und ist vom Löschwasser nass geworden. Ein paar Seiten sind aber noch lesbar.«
    Samuel nahm das dicke Buch ehrfürchtig in die Hände. Es roch gleichzeitig verbrannt – beinahe hätte er gesagt nach verbrannter Haut wie bei einem Lebewesen – und leicht modrig. Ein kleiner verkohlter Leichnam, aus den Trümmern geborgen . . . Eine Weile starrte er

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