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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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dazurechnete, die Hitze und den ohrenbetäubenden Lärm des Motors . . .
    Aber immerhin war er noch am Leben. Genau wie Elisa, die wahrscheinlich immer noch bewusstlos auf der Rückbank des Wagens lag. Denn das war das erste Wunder, das der Ring der Ewigkeit vollbracht hatte: Er hatte das Leben von Sam und seiner Mutter verlängert... In der Tat hatte Rudolf nicht lange gebraucht, um zu begreifen, welchen Nutzen er aus einem solchen Gegenstand ziehen konnte. Nach einer relativ kurzen Denkpause hatte er verkündet:
    »Ich höre . . .«
    Sam hatte berichtet, dass ihm bei einer Reise nach Rom ins Jahr 1527 ein geheimes Buch in die Hände gefallen war, die Abhandlung von den dreizehn Kräften der Magic, in dem sich alle nötigen Informationen zur Entdeckung dieses Rings versteckten – vorausgesetzt natürlich, man besaß die beiden Goldreifen.
    »Welche Art von Informationen?«, hatte der Tätowierte gefragt. An dieser Stelle musste Sam besonders überzeugend wirken. Er hatte behauptet, in der Abhandlung wimmele es nur so von Hinweisen – was ja nicht gelogen war -und er könne auf den ersten Blick nicht sagen, welche von ihnen wichtig waren und welche nicht. Aber er hatte versichert, sobald er sich am richtigen Ort befände – in diesem Falle in der Grabkammer des Hohepriesters Setni -, würde er sich sofort zurechtfinden und den Ring aufspüren.
    »Mein erster Gedanke wäre, dass du nur versuchst, Zeit zu gewinnen«, hatte Rudolf zunächst geantwortet. »Aber ich habe auch schon von dieser Abhandlung gehört, und soviel ich weiß, stimmt es mit dem überein, was du sagst. Und immerhin hast du es geschafft, die beiden Goldreife mitzubringen, da hast du wohl einen kleinen Vertrauens-vorschuss verdient, was? Deshalb habe ich euch, dir und deiner Mutter, etwas Aufschub gewährt . . . Nur einen Aufschub, verstanden? Wenn du dein Versprechen nicht hältst, kannst du sicher sein, dass ich meins in jedem Fall erfüllen werde.«
    Dann hatte er ihn mit vorgehaltener Waffe zur Garage geführt und ihn gezwungen, in den Kofferraum des Chevrolets zu klettern. Ein paar Minuten später hatte Sam das Geräusch einer Autotür gehört, dann ein erleichtertes Uff!, als der Tätowierte etwas Schweres auf der Rückbank abgelegt hatte. Woraufhin er auf die Heckklappe geklopft hatte:
    »Deine Mutter ist hinten im Wagen«, hatte er ihm durch den Kofferraumdeckel zugeraunt, »wir können jetzt losfahren. Wenn du schön brav bist, wird alles gut werden.«
    Der Wagen war genau in dem Augenblick gestartet, als der Chirurg in der Klinik von Saint Mary sein Skalpell an dem Blinddarm seines alter ego ansetzte, und Sam konnte nichts weiter tun, als sich noch mehr zusammenzukrümmen . . .
    Die Fahrt war relativ kurz gewesen, demnach hatte Sam richtig vermutet, dass ihr Ziel die Barnboimstraße war. Zwischen zwei imaginären Nadelstichen an seiner imaginären Wunde überlegte Sam, ob es nicht doch zu riskant gewesen war, Rudolf den Ring der Ewigkeit zu versprechen. Er wagte nicht, sich die Katastrophen vorzustellen, die es zur Folge hätte, wenn der diesen Ring jemals in die Finger bekäme. Aber abgesehen davon, dass er zunächst nur ans Überleben gedacht hatte, hoffte Sam auch, dass er Rudolf irgendwie außer Gefecht setzen konnte, sobald sie in der Grabkammer waren und er wieder alle Kräfte beisammen hatte. Das war jedenfalls die beste Entschuldigung, die ihm eingefallen war . . .
    Der Wagen hielt inmitten eines Konzerts aus lautem Hundegebell und Sam musste sich noch ein paar lange Minuten im Kofferraum eingepfercht gedulden, während der Motor weiterlief und nur undeutliche Gesprächsfetzen zu ihm drangen. Endlich wurde der Kofferraum geöffnet und Sam kniff geblendet von der Helligkeit die Augen zu.
    »Deine Mutter ist in guten Händen«, verkündete der Tätowierte. »Wenn du dich nicht an die Spielregeln hältst, werden Marthas Schoßhündchen mit Freuden ihr Abendessen vorziehen. Wenn du brav mit ins Haus kommst, wird ihr nichts geschehen.« Nur mit Mühe gelang es Sam, sich wieder aufzurichten. Der Chevrolet parkte im Innenhof zwischen den Hundehütten und Rudolf, der den Revolver schussbereit an seine Hüfte hielt, hatte sich die Zeit genommen, sich umzuziehen. Er trug jetzt einen Leinenanzug wie Sam und behielt die Umgebung wachsam im Blick. Doch die Nachbarn schienen sich für den Radau bei der alten Calloway nicht zu interessieren: Sie waren daran gewöhnt.
    Mühsam humpelte Sam die Vordertreppe hinauf ins Haus, während zwei geifernde

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