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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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nicht lange um den heißen Brei herum ... In einer Viertelstunde wird Martha mit deiner Mutter eine letzte Spazierfahrt zu den Hügeln von Doomsday unternehmen. Wenn ich an ihren Fahrstil denke, könnte das leicht in einem Unfall enden, fürchte ich. Du wirst ein Waisenkind werden, mein Junge ... Es sei denn, wir beide kommen rechtzeitig zurück, um Mrs Calloway davon abzuhalten, sich ans Steuer zu setzen.«
    Er klappte den Reisewecker zu und stellte ihn zurück an seinen Platz.
    »Wie du vielleicht selbst erfahren hast, vergeht die Zeit in der Vergangenheit siebenmal schneller als in der Gegenwart. Anders gesagt haben wir also siebenmal fünfzehn Minuten Zeit, um unsere Aufgabe zu erledigen. Gut eineinhalb Stunden . . . Meinst du, das reicht?«
    Samuel nickte, obwohl er noch keinen Schimmer hatte, wie er den Ring der Ewigkeit finden sollte. Aber das Wichtigste war, an einen anderen Ort zu gelangen und Rudolf loszuwerden.
    »Perfekt«, stellte der befriedigt fest. Dann zog er Merwosers Armreif mit den sechs Münzen aus der Tasche. »Bitte, für welche Scheibe des Thot werden wir uns entscheiden?«
    »Die . . . die aus Glas«, stotterte Sam. »Sie gehörte zu einem Schmuckstück in Form eines Skarabäus, das aus der Zeit Setnis stammt. . . Aber wie kann ich sicher sein, dass wir hinterher auch wieder hierher zurückkommen?«
    »Kein Problem«, versicherte der Tätowierte. »Wir nehmen einfach die Münze, die dich hierhergebracht hat. Wenn man eine Scheibe des Thot benutzt, um an einen bestimmten Ort zurückzukehren, lässt sie einen zu einer Zeit nach der letzten Benutzung des Sonnensteins ankommen. Damit der Reisende sich nicht auf einmal selbst gegenübersteht . . . Wusstest du das nicht?«
    Sams Kopfschütteln zauberte ein süffisantes Lächeln auf das Gesicht des anderen.
    »Ach, was soll's«, plusterte er sich auf. »Du hättest einen richtigen Lehrer gebraucht. Selbst bei seinem eigenen Sohn scheint mir Allan vollkommen versagt zu haben . . .«
    »Wir verlieren Zeit«, stellte Sam fest.
    »Du hast recht, mein Junge, wir verschwenden nur unsere Zeit! Und was gibt es Wertvolleres als die Zeit, nicht wahr? Also, machen wir uns auf den Weg.«
    Er verschloss den Kleiderschrank, wog kurz seinen Revolver in der Hand und trat hinter seinen Gefangenen, als wollte er ihn zum Sonnenstein vor sich her führen. Doch kaum hatte Sam den ersten Schritt getan, versetzte Rudolf dem Wehrlosen mit dem Kolben einen Schlag auf den Hinterkopf. Sam meinte, die Kellerdecke stürze auf ihn herunter, dann wurde ihm schwarz vor Augen.

 
29.
    Die beiden Sonnen können nicht gleichzeitig scheinen
     
    Sein Bauch tat nicht mehr weh, das war das Erste, was er bewusst wahrnahm. Kein Brennen verzehrte mehr seine Eingeweide, keine Nadel quälte ihn mehr. Allerdings hatte er in Nackenhöhe einen Balken und lag kläglich zusammengesunken auf dem kalten harten Boden, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Ein toter Fisch in einem Kühlschrank . . . Um ihn herum herrschte absolute Stille und undurchdringliche Dunkelheit. Wie lange lag er schon hier? Wo war Rudolf geblieben?
    Sam spuckte den Staub aus, den er im Mund hatte, und wand sich aus dem Liegen in eine aufrechte Position. Es gelang ihm, sich aufzustellen, indem er sich an einem rechteckigen Steinblock abstützte. Er fühlte sich an wie der Sockel, der für Setnis Sarkophag bestimmt war. Der Sarkophag war nicht an seinem Platz, was darauf hindeutete, dass sie in der richtigen Epoche gelandet waren ... Bei Sams erster Reise nach Theben standen die Arbeiten an der Grabkammer kurz vor der Vollendung, doch der Sarkophag war noch nicht aufgestellt worden. Sam hatte damals ein paar Tage bei den Arbeitern gewohnt, die mit der Ausschmückung der Grabkammer beauftragt worden waren. Dann hatte er Ahmousis, Setnis Sohn, kennengelernt und von ihm den gläsernen Skarabäus geschenkt bekommen, mit dessen Hilfe er jetzt hierher zurückgekommen war.
    Sam machte vorsichtig drei Schritte zur Seite und stieß gegen eine Mauer. Soweit er sich erinnern konnte, stimmten die Dimensionen dieses Raumes mit denen der Grabkammer überein: ungefähr vier mal vier Meter, mit dem Sarkophag in der Mitte. Ein weiterer Hinweis ... Doch das erklärte nicht, was mit Rudolf passiert war. Sollte er sich unterwegs verirrt haben, war er in irgendeine Zeitspalte geraten? Eigentlich eine gute Nachricht, wenn er nicht den Goldreif – die Goldreife – bei sich gehabt hätte, die Sam unbedingt für die Rückkehr brauchte. Abgesehen

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