Der magische Reif
hatte, und hielt sie Chamberlain unter die Nase.
»Die hier stammt aus jener Zeit, nicht wahr?«
Der Archäologe kniff die Augen zusammen.
»Candor illaesus«, las er vor. »Unbefleckte Reinheit. Das war das Motto von Clemens VII., unter dessen Pontifikat die Plünderung Roms stattfand. Diese Münze stammt aus jener Zeit, kein Zweifel! Sie gehört zu den Münzen, die wir in der Grabkammer Setnis gefunden haben und die uns gestohlen wurden. Was willst du mir damit zu verstehen geben? Dass ich den Dieb der Münzen fangen soll? Dass damit alles gelöst wäre? Aber stell dir vor, ich bin schon dabei! Das Lager wird bewacht und . . .«
»Kümmer dich nicht um den Dieb«, schnitt Sam ihm das Wort ab. »Erklär mir lieber, was deiner Meinung nach auf den fehlenden Seiten stand.«
»Aber das weißt du doch genauso gut wie ich!«, ereiferte sich Chamberlain. »Auf diesen Seiten verbirgt sich das Geheimnis aller Geheimnisse, dem ich jetzt schon seit zehn Jahren hinterher jage! Das Mittel, um unsterblich zu werden! Gary Barnboim spielt in seinen Briefen darauf an . . . Demnach existiert ein Ring des ewigen Lebens, der seinem Besitzer die Unsterblichkeit schenkt, ohne Alter, ohne Krankheiten. Diesen Ring will ich unbedingt haben!«
Jetzt auch noch das: der Ring des ewigen Lebens . . . Samuel erinnerte sich noch sehr genau an sein Gespräch mit Vlad Tepes im höchsten Turm von Schloss Bran. Auch er hatte behauptet, dass ein solcher Ring existiere. Sollte es sich tatsächlich um mehr handeln als nur eine Legende?
»Und was hast du über diesen Ring des ewigen Lebens herausgefunden?«
»Leider nichts Konkretes! Der einzige Brief, in dem Gary Barnboim davon spricht, ist nur sehr kurz! Doch an anderer Stelle in seinen Aufzeichnungen ist von zwei Goldreifen die Rede, die man vereinen muss, um die Tür zur Ewigkeit zu öffnen. Das ist immerhin ein Beweis dafür, dass er mit seinen Recherchen vorangekommen war!«
»Und was hat das alles mit der Abhandlung von den dreizehn Kräften der Magie zu tun?«
»Indem er sich mit diesem Klugg und seinen in Rot geschriebenen Randbemerkungen in der Abhandlung näher befasst hat, hat mein Urgroßvater all diese Entdeckungen gemacht. Er war davon überzeugt, dass er mithilfe der fehlenden Seiten seine Nachforschungen vollenden könnte. Unglücklicherweise hat er sie nirgends finden können. Und jetzt ist es an mir, seine Aufgabe fortzusetzen . . . Ich muss diesen Ring des ewigen Lebens haben!«, bekräftigte er. »Ich bin krank, verstehst du, sehr krank. Mir bleiben nur noch wenige Monate zu leben, im besten Fall ein paar Jahre. Wenn du mir also helfen kannst, auch wenn es nur im Traum ist. . .«
Mit einer flehenden Geste umklammerte er Sams Handgelenk, so heftig, dass ein paar Münzen auf den Boden glitten. Sam schüttelte ihn ab und machte einen Schritt nach hinten, ohne die Waffe zu senken.
»Rühr dich nicht von der Stelle!«
Doch Chamberlain sammelte bereits eilig die Münzen auf. »Unglaublich!«, rief der Archäologe begeistert. »Diese hier sieht genauso aus wie in der Abhandlung!«
Triumphierend hielt er die abgenutzte Münze mit den chinesischen Schriftzeichen in die Höhe.
»Erkennst du sie nicht? Sieh nach, gleich nach den herausgerissenen Seiten!«
Mit einem wachsamen Auge auf seinen Gefangenen schlug Sam noch einmal das blaue Buch auf. Auf der allerletzten Seite fand er das Bild eines Hauses mit pagodenartigem Dach, im Hintergrund einen mit Bäumen bepflanzten Berg. Die Sonne am Himmel war eine detailgetreue Nachbildung der chinesischen Münze mit ihrem eckigen Loch in der Mitte. Am Fuß der Seite standen ein paar Wörter in roter Tinte, die Sam jedoch immer noch nicht entziffern konnte.
»Das ist, laut seiner eigenen Hinweise, der letzte Ort, den Klugg aufsuchen wollte. Das Grab von Qin, Chinas erstem Kaiser! Auch Qin hat sein ganzes Leben lang dem Geheimnis der Unsterblichkeit hinterher gejagt! Glaubst du, man sollte dort nach dem Ring suchen?«
»Möglich wäre es«, antwortete Sam wenig überzeugt.
Der Archäologe fixierte die Münze mit einem ekstatischen Flackern in den Augen.
»Also deshalb habe ich diesen Traum gehabt! Die Information war da, irgendwo in meinem Hirn, ich war nur nicht in der Lage, sie in Worte zu fassen! Das Grab von Qin. Erst vor knapp zehn Jahren hat man die Stelle entdeckt! Ein riesiges Ausgrabungsfeld, an die fünfzig Quadratkilometer. Ein chinesischer Kollege hat mir davon erzählt. Sie haben damit angefangen, die ganze Umgebung
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