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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif
Autoren: Guillaume Prévost
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konnten? Vielleicht hatte Allan daraufhin Bedenken gehabt, den Stein weiterhin zu nutzen, was sein Kompagnon ihm nie verziehen hatte ... In der Folge war die Grabkammer des Hohepriesters versiegelt worden und keiner von beiden hatte mehr Zugang zum Sonnenstein. Allan Faulkner war in die USA zurückgekehrt, die beiden ehemaligen Freunde hatten sich aus den Augen verloren . . . Nicht ganz: Der Tätowierte hatte es geschafft, sich über Allans weiteres Leben und Wirken auf dem Laufenden zu halten. Er hatte von dessen Umzug nach Saint Mary erfahren und, vor Kurzem, dass er sich in Gary Barnboims früherem Haus eingerichtet hatte. Er selbst war in all den Jahren auch alles andere als untätig gewesen . . . Dank seiner Tätowierung auf der Schulter, dem Zeichen von Hathor, und eines Sonnensteins, den er irgendwo anders aufgespürt hatte – und mit dem er vermutlich Alicia nach Rom geschickt hatte -, war es ihm gelungen, einen blühenden Schwarzmarkthandel mit antiken Kunstgegenständen aufzuziehen. Er nutzte seine Zeitreisen, um wertvolle Objekte zu rauben und durch die Vermittlung von Arkeos für astronomische Summen zu verkaufen.
    Ja, allmählich fügten sich die Teile des Puzzles zusammen . . .
    Allerdings war, nach dem, was Setni Sam bei ihrem Treffen anvertraut hatte, die Macht von Hathors Zeichen begrenzt. So erlaubte es seinem Träger zum Beispiel nicht, sich nach eigenem Belieben durch die Jahrhunderte zu bewegen. Daher vielleicht auch das kürzliche Interesse des Tätowierten an Allan, um herauszufinden, ob dieser in Barnboims Haus eventuell auf ein effektiveres Transportmittel gestoßen war. Er hatte versucht, wieder mit Allan Kontakt aufzunehmen, der Beweis dafür war die Nachricht, die Sam nach dem Verschwinden seines Vaters auf dem Anrufbeantworter gefunden hatte: »Allan, ich bin's . . . Ich weiß, dass du da bist . . . Stell dich nicht so idiotisch an . . . antworte! Allan, hörst du mich? Allan? Antworte, zum Teufel! « Eine metallisch klingende, künstlich verzerrte Stimme, unmöglich wiederzuerkennen, aber bedrohlich, sehr bedrohlich klingend. Die nach einer Pause hinzugefügt hatte: »Okay, ich habe dich gewarnt . . .«
    Da er von seinem früheren Mitstreiter keine Antwort erhalten hatte, hatte für den Tätowierten nichts dagegengesprochen, nach Saint Mary zu kommen. Vor Ort musste er dann von der Münzsammlung erfahren haben, die Gary Barnboim dem Stadtmuseum vermacht hatte, und hatte versucht, sie zu stehlen. Daher die Nacht-und-Nebel-Aktion im Museum ... Statt sich unauffällig zu verhalten, hatte er in den folgenden Tagen dann in die Buchhandlung Faulkner eingebrochen, auf der Suche nach Büchern oder anderen Dokumenten. Wusste er zu dem Zeitpunkt bereits, dass Allan dem Goldreif auf der Spur war? Das schien plausibel. Und da er bei seinem Eindringen in die Buchhandlung nichts Brauchbares gefunden hatte, war er auf den tückischen Plan verfallen, Sam zu benutzen, um sein Ziel doch noch zu erreichen . . .
    Natürlich war Sam bewusst, dass seine Schlussfolgerungen auf relativ wackligen Beinen standen und sich eher auf Hypothesen stützten als auf gesicherte Erkenntnisse. Nichtsdestotrotz folgte seine Theorie bis ins kleinste Detail einer unbestechlichen Logik und er hätte seine Hand dafür ins heuer gelegt, dass es sich bei dem Praktikanten und dem Tätowierten um ein und dieselbe Person handelte . . .
    Er schlich weiter in den hinteren Teil des Zeltes und beugte sich über den Rucksack, auf der Suche nach einem Pass oder einem Personalausweis. In der vorderen Außentasche stieß er auf eine kleine runde Armbanduhr mit cremefarbenem Zifferblatt und grünen Ziffern, bei deren Anblick ihm fast das Herz stehen blieb. Es war die Uhr seines Vaters, die er seit seiner Kindheit immer an dessen Handgelenk gesehen hatte und die, in ebendiesem Augenblick, auf dem Nachttischchen von Zimmer 313 liegen sollte, irgendwann zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Samuel strich mit dem Daumen zärtlich über das Glas und den Einstellknopf – Allans ganzer Stolz, denn für ihn ging nichts über eine Uhr, die man noch von Hand einstellen konnte. Noch dazu schien diese noch mit erstaunlicher Präzision zu funktionieren. Welch eine Ironie, dachte er, dass ausgerechnet diese Uhr es war, die ihn auf den Wegen der Zeit mit seinem Vater verband!
    »Ich werde mich ein wenig verspäten, Papa«, sagte er leise. »Ich mache, so schnell ich kann, weißt du. Ich muss mich um Alicia kümmern und dann . . .«
    Noch etwas aufgewühlt von
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