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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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der päpstlichen Bibliothek. Allerdings hatte er nicht vorhersehen können, dass Papst Sixtus IV. einen Architekten herbeirief, um seinen Besitz zu schützen, den Hohepriester Setni, der seinerseits zur Absicherung des Tresors ein Mittel erfunden hatte, um den Ablauf der Zeit zu verlangsamen . . . Mit dem Ergebnis, dass der Alchemist zwar den richtigen Ort fand und es ihm sogar gelang, bis zum Geheimfach vorzustoßen, nur dass er sich leider außerstande sah, es zu öffnen! Daher seine Entscheidung, als letzten Ausweg den Grabhügel Qins zu erforschen und dort zu erfahren, wie man die Zeit verlangsamen konnte. Eine Entscheidung, die er am Ende mit dem Leben bezahlt hatte ...
    Stellte sich eine zusätzliche Frage: Welche Rolle hatte Setni in dieser ganzen Sache gespielt? Und warum hatte er den Auftrag angenommen, im Papstpalast ein magisches Geheimfach einzurichten?
    In gewisser Weise hatte Clemens VII. höchstpersönlich ihm vor knapp zwei Stunden die Antwort darauf gegeben, als er das Elfenbeinkästchen aus dem Versteck hatte holen lassen und festgestellt hatte, dass es leer war. Samuel vermutete, dass das System, das Setni in der Großen Bibliothek installiert hatte, nur einem einzigen Zweck dienen sollte: nämlich, sich unbemerkt seines Inhalts zu bemächtigen ... Denn wer, außer dem Papst, der den Schlüssel dazu besaß, sollte sonst in der Lage sein, dass Geheimfach zu öffnen? Derjenige, der es gebaut hatte, natürlich: Setni . . . Setni, der mit Sicherheit einen Weg gefunden hatte, das Schmuckstück herauszunehmen und dann das Kästchen so zu versiegeln, dass es noch unversehrt aussah. Eine glänzende Gelegenheit, den Ring an einem noch unauffälligeren Ort zu verstecken und gleichzeitig alle Spuren zu verwischen . . .
    »Träumst du?«
    Samuel zuckte zusammen. Er hatte so in Gedanken verloren aus dem Fenster gestarrt, dass er den kleinen Jungen von vorhin nicht hatte kommen sehen, denselben, der das von Clemens VII. fortgeschleuderte Kästchen aufgehoben hatte.
    »Ah . . . ich denke nach«, antwortete er.
    »Ich suche dich schon die ganze Zeit«, beschwerte sich das Kind und sah Sam mürrisch an. »Valeria sagt, dass in meinem schönen weißen Kästchen niemals etwas Wertvolles war.«
    »Valeria? Wer ist Valeria?« »Meine große Schwester. Sie ist vierzehn und sie ärgert mich die ganze Zeit... Sie sagt, ich bin nur ein Baby, das alles glaubt, was man ihm erzählt. Außerdem sagt sie, dass du dich nur über mich lustig machen wolltest mit deiner Geschichte und dass du gar keine Ahnung von Schätzen hast.«
    Samuel drehte sich zögernd zu ihm um, er wusste nicht recht, wie er reagieren sollte. Der kleine Junge vor ihm hatte sehr blonde Haare, die ihm oben auf dem Kopf in einer Art Quaste abstanden, und man spürte, wie er innerlich vor ohnmächtiger Wut kochte, weil man ihn wie ein Baby behandelt hatte.
    »Hm!«, machte Sam so ernst, wie er nur konnte. »Mit vierzehnjährigen Mädchen hat man es nicht leicht, das kann ich dir sagen. Deine Schwester glaubt also, ich kenne mich nicht mit Schätzen aus? Wenn das so ist, mache ich dir einen Vorschlag. Um dir zu beweisen, dass ich ein wahrer Fachmann auf diesem Gebiet bin, werde ich dir das hier anvertrauen . . .«
    Er schob zwei Finger in seine Tasche und zog den kleinen goldenen Schlüssel hervor, den er aus dem Maul des steinernen Löwen geraubt hatte.
    »Wie heißt du?«
    »Vittorio«, antwortete der Junge und warf sich in die Brust.
    »Also, Vittorio. Du wirst mir einen großen Gefallen tun. Kann ich dir vertrauen?«
    Das Kind nickte eifrig.
    »Ich wusste es! Hör gut zu: Das hier bringst du zu Patrizio Bocceron, dem Bibliothekar des Papstes. Du findest ihn ihm Anbau, zwei Stockwerke tiefer, in der Nähe der kleinen Wendeltreppe. Meinst du, das schaffst du?« Wieder nickte der Junge mit stolzgeschwellter Brust.
    »Gut. Du gibt's ihm von mir diesen Schlüssel, er gehört ihm. Und nebenbei fragst du ihn, ob es wirklich ein wertvoller Gegenstand ist . . . An seiner Antwort wirst du erkennen, ob das, was ich dir über das Elfenbeinkästchen gesagt habe, wahr ist oder nicht. Aber ich kann dir versichern, mit Schatzkisten kenne ich mich aus . . .«
    Vittorio nahm den kleinen Schlüssel vorsichtig an sich, warf Samuel einen dankbaren Blick zu und eilte dann den Korridor hinunter, um seinen Auftrag auszuführen.
    Samuel sah ihm bewundernd nach, wie er sich geschickt an den Erwachsenen vorbeischlängelte, und bedauerte kurz, dass das Skateboard erst so viel später

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