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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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und zu verstehen, was er da vor sich hatte: eine Karte, die die Geschichte des Rings der Ewigkeit nachzeichnete . . .
    Das Ganze begann am Nil, in dem Ort, der Ausgangspunkt der beiden Wege war. Klugg hatte den Namen in lateinische Buchstaben übertragen, den Sam auch so mühelos erkannt hatte: Theben, natürlich . .. Über die Stadt hatte Klugg Folgendes notiert:
    Vor undenklicher Zeit drangen die Hyksos in das große Reich der Pharaonen ein und eroberten es mitsamt seiner Hauptstadt Theben. Ein neuer Herrscher namens Merwoser ließ gemäß der von Thot hinterlassenen Anweisungen einen zweiten Goldreif schmieden. Doch es kam der Tag, an dem Merwosers Nachkommen ihrerseits vom Thron verjagt wurden. Sie flohen aus dem Königreich und nahmen dabei den zweiten Goldreif und den Ring der Ewigkeit in seinem weißen Kästchen mit.
    Ein weißes Kästchen . . . Wie im Geheimfach der Bibliothek!
    Die überlebenden Hyksos teilten sich kurz darauf in zwei Gruppen: Die eine nahm auf der östlichen Route den zweiten Goldreif auch Hochstapler genannt, mit sich, die andere zog mit dem Ring der Ewigkeit Richtung Küste.
    Diese Spaltung erklärte die beiden Wege, die sich auch auf der Karte trennten: der gelbe – goldfarbene – zeichnete die Reise von Merwosers Armreif nach, der weiße – elfenbeinfarbene – die des Schmuckkästchens... Wenn man der Karte glaubte, so waren beide Gegenstände einer genauen Route durch eine ganze Kette von Städten gefolgt: im Osten Baçra, Wasit, Babil und so weiter; im Westen Ramla, Çur, Çayda und andere .. . Klugg hatte sich bei seinen Anmerkungen am Rand der Skizze auf ein Dutzend dieser Städte beschränkt, zu denen er Informationen zusammengetragen hatte: hier ein Gründungsdatum, dort der Name eines Stammesfürsten, die Erwähnung eines Schriftstücks, in dem einer der beiden Schätze genannt wurde . . . Das Interessanteste für Sam waren jedoch die Zielorte der beiden Wege. Demnach war Merwosers Armband nach mehreren Jahrhunderten schließlich in der türkischen Stadt Izmit angekommen. Und hatte nicht Vlad Tepes zugegeben, den Goldreif im Jahre 1447 in Izmit gestohlen zu haben . . . Er hatte sogar behauptet, dass zu jener Zeit niemand mehr etwas über die Herkunft des Schmuckstücks oder seine magischen Kräfte wusste. Mit anderen Worten, die Angaben über Merwosers Armband auf der Karte stimmten! Und warum sollte das für den Ring der Ewigkeit dann nicht auch gelten?
    Samuel fuhr mit der Fingerspitze den mit kleinen weißen Kästchen markierten zweiten Weg auf dem Papier nach. Er war weitaus kürzer und einfacher als der erste, denn er führte aus Ägypten heraus geradewegs nach Norden. Sem Ziel war Antiochia, eine Stadt nahe der Küste. Klugg hatte dazu in einer Ecke der Karte notiert:
    Antiochia: Hier verlor sich mehr als ein Jahrhundert lang die Spur des Rings der Zeit, nachdem dieser auf geheimen Wegen nach Syrien gelangt war. Der Letzte, der noch von seiner Existenz an diesem Ort berichtet, ist der große Philosoph Awzalag al-Farabi, der in seiner Abhandlung über die Grundlagen der Musik 948 erwähnt, in der Schatzkammer des Kadi von Antiochia ein weißes Schmuckkästchen gesehen zu haben, welches das Siegel Thots trug und einen seltsamen steinernen Ring enthielt.
    Bei ihrem ersten Kreuzzug im Jahre 1098 zur Wiedereroberung Jerusalems landeten die Ritter Christi in Syrien und entrissen Antiochia gewaltsam den Seldschuken. Bei der Inbesitznahme der Stadt entdeckten sie nicht nur unsagbare Schätze, wie ein Stück der Heiligen Lanze, die die Seite Christi durchbohrt hatte, sondern auch das elfenbeinerne Kästchen mit dem Ring der Ewigkeit. Letzteres wurde zunächst mit einem Teil der Beute nach Konstantinopel, der Hauptstadt des benachbarten byzantinischen Reiches, geschickt und dann nach Rom, wo der neue Papst Pascal darauf Anspruch erhob. Diese Lieferung wird im Logbuch der Karavelle »La Nonna« erwähnt, die mit dem Transport nach Italien beauftragt wurde.
    Seit jener Zeit also befindet sich das Kästchen mitsamt seinem Inhalt im Besitz der Päpste irgendwo in ihrem Palast in Rom. Dort muss man es suchen.
    Als Samuel die Karte wieder zusammenfaltete, kreiste ein Gewirr verschiedener Hypothesen in seinem Kopf. Die plausibelste davon war, dass Klugg im Zuge seiner Nachforschungen überzeugt gewesen sein musste zu wissen, wo sich der Ring befand. Dann hatte er sich die günstigste Epoche ausgesucht, um sich nach Rom zu begeben und den Ring zu stehlen, genauer gesagt nach der Erbauung

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