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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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soll. Ein Schmuckstück, das früher seiner Familie gehört hat und eines Tages verloren ging . . . Nichts wirklich Erhellendes.«
    »Ihr habt den Armreif und die Abhandlung«, unterbrach Sam ihn. »Letztere ist vollständig und in der richtigen Sprache, davon konntet Ihr Euch selbst überzeugen. Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt, ich bitte Euch, Euren ebenso zu erfüllen.«
    Der Hauptmann lehnte sich mit einem raubtierhaften Lächeln zurück.
    »Bist du da so sicher, mein Süßer? Kennst du denn wirklich alle Klauseln des Vertrages?«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Dass es zweifellos eine Sache gibt, die unser Freund dir nicht mitgeteilt hat. Sobald ich das Schmuckstück und die Abhandlung habe, soll ich euch beide verschwinden lassen.«
    »Was?«
    Samuel wollte aufspringen, doch bevor er dazu kam, hatte sich Diavilo mit überraschender Schnelligkeit ausgestreckt und seinen Hals mit der Spitze seines Hakens erwischt. Sam fühlte einen stechenden Schmerz unterhalb des Kiefers und ein Rinnsal Blut lief ihm warm auf den Kragen.
    »Was hast du dir eigentlich gedacht, junger Narr?«, zischte Diavilo und zwang Sam vor sich in die Knie. »Wolltest du etwa, nachdem du dich hier in mein Zelt gewagt hast, dein elendes, stinkendes Dasein weiterführen, als wäre nichts gewesen? Du Einfaltspinsel!«
    Er drückte seinen Haken noch weiter herunter und Sam musste seine Nase auf die Armlehne des Throns pressen, wenn er nicht verbluten wollte wie ein Schwein. Diavilo behielt ihn eine Weile in seinem Griff, dann lockerte er ihn allmählich.
    »Es sei denn . . .«, säuselte er.
    Er schleuderte Sam zurück auf seinen Platz und sah ihn mit blitzenden Augen an.
    »Es sei denn, du erklärst mir, was in dieser Abhandlung steht. Und zwar so überzeugend, dass ich geneigt bin, dich zu verschonen. Hast du mich verstanden? Ich will wissen, was für Karten das sind und welche Art von Schätzen dort eingezeichnet sind ... Ich will wissen, was diese Abbildungen von Armreifen bedeuten, die so ähnlich aussehen wie der, den du mitgebracht hast. Ich will wissen, was diese Formeln und Texte bedeuten, in denen von einem sagenhaften Ring die Rede ist. Und den ganzen Rest . . . Wenn du meine Neugier befriedigst, ist dein Leben gerettet.«
    Samuel legte die Hand an seinen Hals, um das Blut zu stoppen, das auf sein bereits rot gefärbtes Hemd tropfte. Der Schnitt brannte wie Feuer und ihm war leicht schwindelig. Er musste Zeit gewinnen . . . »Und . . . und gesetzt den Fall, ich kläre Euch über diese Punkte auf, versprecht Ihr, Alicia freizulassen?«
    Nachdenklich wischte Kapitän Diavilo seinen Haken an seiner Pluderhose ab.
    »Unter der Bedingung, dass deine Informationen mich überzeugen«, willigte er halbherzig ein, »werde ich sie auch gehen lassen.«
    Samuel hatte so viel Vertrauen in diesen plötzlichen Anfall von Gnade wie in einen Werwolf in einer Vollmondnacht. Aber immerhin hatte er so eine kleine Atempause gewonnen.
    »Und woher weiß ich, dass sie nicht längst tot ist?«, wollte Sam wissen. »Ich sehe keine Veranlassung, Euch diese Geheimnisse zu verraten, wenn ich nicht den Beweis habe, dass sie noch lebt. Ich will sie sehen.«
    Diavilo musterte Sam mit seinem durchbohrenden Blick, als versuche er, seine Absichten zu durchschauen. Eisernen sie für ungefährlich zu halten, denn gleich darauf rief er die Zwillinge herbei:
    »Castor! Pollux!«
    Die beiden Gorillas steckten ihre Köpfe durch den violetten Vorhang.
    »Bringt mir das Mädchen«, befahl der Hauptmann. »Und passt auf, dass keiner der Männer ihr zu nahe kommt.«
    Diavilo lehnte sich wieder auf seinem Sessel zurück und fixierte seinen Gast mit amüsiertem Blick, als freute er sich schon darauf, ihn gründlich hereinzulegen. Samuel seinerseits suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, aus der Sache herauszukommen. Sollte er sich auf die Erpressung des Hauptmanns einlassen? Ihm alles über den Sonnenstein und den Goldreif erzählen? Mit den fatalen Folgen, die daraus erwachsen könnten, falls dieser sich entschließen würde, nun seinerseits durch die Zeit zu spazieren?
    Oder sollte er im Gegenteil lieber eine überzeugende Geschichte erfinden? Mit dem Risiko, dass sein teuflischer Geist ihm auf die Schliche kommen und seine Drohung, sie beide umzubringen, wahr machen würde?
    Samuel zermarterte sich noch eine Weile das Gehirn, als sich der violette Vorhang von Neuem hob. Alicia trat ins Zelt, eingerahmt von den beiden Kolossen. Sie wirkte verstört, ihre langen

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