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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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das Tüpfelchen auf dem i: In der alten Hütte verbarg sich ein Sonnenstein!
    Zuerst weigerte sich die alte Hexe, mir das Haus zu überlassen, aber dann sind wir doch einig geworden: Sie erlaubte mir, von Zeit zu Zeit ihren Keller zu benutzen . . . Selbst für sonst taube Ohren gibt es keine süßere Melodie als das Klingen eines Geldbeutels!«
    Er knallte die Schranktür mit der Hacke zu und machte einen Schritt auf Sam zu.
    »Allerdings war damit das Rätsel um den Goldreif natürlich immer noch nicht gelöst. Ich habe also angefangen, deine Eltern zu beobachten. Ganz diskret, soweit meine Arbeit oder meine Reisen es erlaubten . . . Ich fragte mich, was dein Vater ausbrütete, ob er das Schmuckstück behalten oder es weiterverkauft hatte . . . Ob er einen Plan verfolgte oder ob sein Umzug nach Saint Mary reiner Zufall gewesen war. Natürlich habe ich daran gedacht, bei ihm einzubrechen, doch Allan hatte eine Alarmanlage eingebaut und ich wollte nicht riskieren, erkannt zu werden. Ich habe dich dort sogar mehrere Male im Garten spielen sehen . . . Du warst übrigens ein ausgesprochen wildes Kind und eher schlecht erzogen, wenn ich mich recht erinnere.«
    Samuel spürte, wie sein Herz sich zusammenkrampfte. Selbst als sorgloses Kind war er schon vom Tätowierten belauert worden, der im Schatten herumlungerte . . .
    »Und dann sah ich ihn: Am späten Nachmittag gingen deine Eltern mit Freunden aus und deine Mutter trug ihn am Handgelenk. Allan hatte ihn ihr geschenkt! Er hatte nicht mehr dieses Leuchten von damals, doch er war immer noch wunderschön und ich hätte ihn unter Tausenden sofort wiedererkannt. Ich parkte am Straßenrand mit halb geöffnetem Fenster. Deine Mutter ging direkt an mir vorbei . . . Ich hätte nur die Tür aufreißen und mich auf sie werfen müssen . . . Doch es waren zu viele Leute dabei, ich hätte alles verdorben. Ich beschloss, abzuwarten und die Sache anders anzugehen.« Er kam noch einen Schritt nach vorn und seine Züge verhärteten sich.
    »Der Vorteil an Zeitreisen ist, dass sie gewisse Machenschaften verschleiern können. Stell dir nur mal vor, du planst einen Banküberfall und musst dir ein wasserdichtes Alibi beschaffen. Für den Tag des Überfalls sorgst du dafür, dass du dich weit entfernt von der Bank aufhältst, möglichst an einem belebten Ort, wo dich jeder bemerkt . . . Dann kommst du eine Woche später an diesen Tag zurück. Ziehst dir die Kapuze über den Kopf, schnappst dir deine Waffe und – egal, was danach passiert -niemand wird dich verdächtigen. Zwanzig Personen können bezeugen, dich zur Tatzeit ungefähr hundert Kilometer von dort gesehen zu haben . . . der perfekte Coup!«
    Samuel hatte das Gefühl, ein Stecknadelkissen zu verschlucken.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich so an meinen Eltern gerächt haben?«
    »Ach, Samuel«, stöhnte Rudolf gekünstelt, »du musst mich verstehen! Der Goldreif gehörte mir, dein Vater hatte ihn mir gestohlen! Ich habe mir nur geholt, was mir gehörte, das war doch nur gerecht! Außerdem musste ich damit rechnen, dass er sich nicht so einfach darauf einlassen würde! Was würde passieren, wenn wir uns wieder geschlagen hätten, wie beim ersten Mal? Gar nicht daran zu denken, wenn ich wieder den Kürzeren gezogen hätte ... Ich musste einfach Vorsorge treffen, falls die Sache schiefgehen würde. Reine Vorsichtsmaßnahme!«
    »Vor allem wollten Sie sich an ihm rächen, das ist es«, fauchte Sam.
    »Kann sein! Ich bin schließlich auch nur ein Mensch und habe meine Schwächen. Und dein Vater hatte eine deutliche Lektion verdient . . . „Wie dem auch sei, ich habe alles bis ins Kleinste vorbereitet. Ich habe einem Juwelier in Saint Mary genaue Anweisungen geschickt, nach denen er fünfzehn Scheiben des Thot herstellen sollte, mit genauer Datums- und Zeitangabe, nach den strengen Regeln, von denen ich dir erzählt habe. Währenddessen habe ich einen Kurzurlaub in Australien eingeschoben, um mir ein Alibi zu verschaffen, bin in den teuersten Hotels abgestiegen und habe mich in den angesagtesten Diskotheken sehen lassen. Bei meiner Rückkehr fand ich das Päckchen mit den gelochten Münzen und begann meine Reise acht Tage zurück in die Vergangenheit. Nach sechs oder sieben Versuchen mit dem Zeichen Hathors kam ich schließlich genau am vorgesehenen Datum im Keller in der Barnboimstraße an.«
    Das Nadelkissen in Sams Hals hatte sich in einen dicken Igel mit spitzen Stacheln verwandelt, sodass er kaum einen Satz

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