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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Millimeter.
    »Der Goldreif ist da drin . . .«, erklärte er. »Das ist ein Safe, Samuel!«, schrie Alicia. »Glaubst du, sie warten, bis du die richtige Kombination gefunden hast?«
    Sie hatte natürlich recht.
    »Okay, gehen wir.«
    Sie liefen zwischen den Vitrinen hindurch bis zum Sonnenstein und Sam kniete sich davor, um Merwosers Armreif vorzubereiten. Die Münze von der Titanic warf er weg und ersetzte sie durch die beiden auf den 11. Juli datierten Münzen. Die mit dem gläsernen Skarabäus und die von seinem Geburtstag legte er in die Transportvertiefung.
    »Ich habe auch diese hier mitgenommen«, flüsterte Alicia ihm zu. »Ich fand sie hübsch . . .«
    Sie gab ihm eine dezent karminrote Münze, die sich zu den beiden anderen gesellte. Sam brachte den Goldreif an den Stein und jede der wertvollen Scheiben fand ihren Platz in den Auskerbungen. Dann legte Sam die letzte Münze auf die Sonnenscheibe, es war die, die sie ein paar Tage nach dem Zeitpunkt ihres Verschwindens ankommen lassen würde. Sechs kleine weiße, Funken sprühende Geysire entsprangen gleichzeitig den sechs Sonnenstrahlen und Alicia stieß einen überraschten Schrei aus. Samuel zog sie zu sich und sie hielten sich gegenseitig fest, fasziniert von diesem winzigen Feuerwerk. Kurz darauf umhüllte eine leuchtende Kugel die Sonne, ganz so, als wäre sie soeben zum Leben erwacht, und Sam genoss ihren goldenen Widerschein in Alicias Augen. Er nahm ihre Hand und legte sie sanft auf die Halbkugel reiner Energie, die vierzig Zentimeter über dem Boden leuchtete.
    »Seltsam«, murmelte sie, »es ist, als wäre man schwerelos.«
    Ungeachtet des schrillenden Alarms und der blinkenden Neonlampen hatten sie noch minutenlang so verharren und dieses Wunder bestaunen können, doch mehrere, kurz aufeinanderfolgende Schläge aus dem angrenzenden Büro sagten ihnen, dass sie keine Zeit mehr verlieren durften. Samuel schlang seinen Arm um Alicias Schultern und legte seine Handfläche oben auf den Stein. In seinem Inneren spürte er gleichzeitig das Pulsieren der Zeit und die Erschütterungen, die aus dem Boden kamen. Er drückte seine Hand noch fester auf die Rundung des Steins und in weniger als einer Sekunde schien ein weiß glühender Lavastrom aus den Tiefen der Erde zu schießen, der sie in einem glutheißen Wirbel mit sich riss.
    Samuel kam als Erster wieder zu sich und seltsamerweise hatte er das Gefühl, sich keinen Millimeter bewegt zu haben. Als wäre er vom Blitz getroffen worden und im nächsten Augenblick an derselben Stelle wieder zum Leben erwacht. Er richtete sich auf und sah sich um: der Keller der Buchhandlung Faulkner sah wieder aus wie immer, Welten entfernt von der neonbeleuchteten, mit Antiquitäten vollgestopften Residenz des Pandits. Dieselbe schwache Lampe beleuchtete denselben gelben Hocker und dasselbe Feldbett. Vielleicht nicht so elegant wie der Unterschlupf des Tätowierten, dafür umso tröstlicher!
    Er beugte sich zu Alicia, die zusammengekrümmt auf dem staubigen Zementboden lag und nur mühsam wieder zurückfand. Als er ihr hochhalf, stammelte sie:
    »Wo . . . wo sind wir hier?«
    »Bei mir zu Hause. Bei meinem Vater, im Keller.«
    »Sind wir zurückgekommen, bist du sicher?«
    »Wir sind wieder zurück.« Sie nickte, immer noch gezeichnet von den Strapazen des Transfers, und schlang ihre Arme um Sams Hals. Einen Augenblick lang klammerte sie sich an ihn, den Kopf an seiner Brust vergraben, und sagte kein Wort. Weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen, hielt er sie fest an sich gedrückt und schloss die Augen. Schließlich löste sie sich von ihm, ohne ihm in die Augen zu sehen.
    »Ich muss meine Eltern anrufen«, sagte sie matt. »Das ist der Moment, an dem wir wieder in unser Leben einsteigen, nicht wahr?«
    Schweigend stiegen sie die Kellertreppe hinauf und während Alicia telefonierte, zog Sam sich in seinem Zimmer um und verstaute seine Sachen in der Judotasche. Als er wieder herunterkam, legte sie gerade den Hörer auf.
    »Und?«
    »Mein Vater war nicht da, aber ich habe mit meiner Mutter gesprochen. Sie sagte, es wäre der schönste Tag ihres Lebens ... Immerhin weiß ich, wie ich ihr eine Freude machen kann! Sie springt ins Auto und wird gleich hier sein.«
    »Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie sehr unglücklich«, sagte Sam. »Was wirst du ihr erzählen?«
    Alicia zuckte die Achseln. »Die Wahrheit, das ist immer noch das Einfachste, findest du nicht?«
    Sie warf Sam einen vielsagenden Blick zu

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