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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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einer Kopfbewegung auf, sich zur Flügeltür mit dem Arkeos-Logo zu bewegen.
    »Hierher, Sammy ... wir werden ein bisschen Verstecken spielen.«

 
21.
    Der sechste Tag
     
    Im Ankleidezimmer, ich wette, sie hat sich im Ankleidezimmer versteckt. . . Oder etwa nicht? Das hätte ich an ihrer Stelle jedenfalls getan.«
    Samuel antwortete nicht. Mechanisch drückte er die Klinke des rechten Türflügels herunter und ging in den Raum mit dem Modell, den Tätowierten dicht hinter sich.
    »Ach ja«, fuhr dieser fort. »Ich hatte noch gar keine Zeit, dir mein neuestes Baby vorzustellen! Die Kirche der sieben Auferstehungen . . . Ein echter Erfolg! Unter anderen Umständen hätte dich das sicher interessiert. . .«
    Sam presste die Lippen zusammen, während er fieberhaft überlegte, wie er Alicia am besten warnen und gleichzeitig verhindern konnte, dass Rudolf sie fand. Doch er spürte nur den Lauf der Waffe im Nacken und kam sich vor wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird.
    »Los, weiter«, befahl der Tätowierte. »Ich kann es kaum erwarten, von dem Fräulein zu hören . . .«
    Samuel betrat als Erster das Büro und bemerkte sofort, dass die Verbindungstür nach draußen, die mit einem elektronischen Schloss gesichert war, halb offen stand.
    »Sieh an, sieh an«, rief Rudolf. »Sieht aus, als wollte deine Freundin etwas Luft schnappen. Sie muss die Karte in meiner Jackentasche gefunden haben und . . . Ich fürchte leider, das wird ihr kein Glück bringen! Wir werden trotzdem mal in der Kleiderkammer nachsehen, kommst
    du?«
    Er stieß Sam vorwärts bis in den Ankleideraum, den er von oben bis unten durchsuchte. Dann gingen sie zurück zur Ausgangstür und Rudolf brach mit dem Fingernagel den kleinen Plastikkasten auf, unter dem das Lesegerät an der Wand befestigt war. Er hantierte an den Drähten und löste eine Alarmanlage aus, während die Neon-Deckenlampen anfingen zu blinken.
    »Sie wird nicht weit kommen«, schrie Rudolf. »Auf der Baustelle sind überall Männer mit Hunden. Ich glaube, ihr habt wieder mal einen bösen Fehler gemacht!«
    Er schlug Sam auf die Schulter und deutete auf den Korridor. Sam riss die Augen auf, um sich in dem von zuckenden Lichtblitzen erhellten Korridor zurechtzufinden, in dem es durchdringend nach feuchtem Putz und frischer Farbe roch. Wo konnte Alicia nur sein? Warum war sie einfach so auf gut Glück losgelaufen?
    Er ging bis zu einer komplett weißen Treppe, die nach oben führte, und fragte sich, ob er den Höhenunterschied nutzen sollte, um dem Tätowierten hinter ihm in den Bauch zu treten. Er fasste nach dem dicken vergoldeten Handlauf, der ihm ausgezeichneten Flak bieten würde, und beschloss, auf halber Höhe sein Glück zu versuchen. Doch kaum hatte er den Fuß auf die erste Stufe gesetzt, als hinter seinem Rücken ein Geräusch wie von einem zerbrochenen Krug ertönte, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag. Blitzschnell wirbelte er herum und sah Alicia, die mit beiden Händen einen Golfschläger schwang, und einen zu ihren Füßen zusammengesackten Rudolf.
    »Alicia!« Sie zitterte wie Espenlaub.
    »Ich . . . ich habe ihn doch nicht umgebracht?«
    »Verdient hätte er es«, meinte Sam, während er dem Tätowierten den Puls fühlte. »Nein, er ist nur bewusstlos. Wie hast du das denn geschafft?«
    »Ich . . . ich habe die Tür mit der Karte geöffnet, damit er glaubte, ich wäre draußen, und habe mich unter dem Tisch mit dem Modell versteckt. Dann seid ihr direkt an mir vorbeigegangen, ich habe gewartet, bis Rudolf in den Korridor ging, und bin ihm gefolgt. Den Schläger hatte ich mir sicherheitshalber aus der Kleiderkammer mitgenommen und . . . Oh, Samuel! Als ich dann zuschlagen musste, hatte ich solche Angst!«
    Sie vergrub sich in seinen Armen und Sam drückte sie sanft an sich. Ihr war heiß und kalt zugleich und er konnte nicht anders, als ihr einen Kuss auf den Mundwinkel zu drücken.
    »Danke, Alicia. Du warst einmalig!«
    »Ich habe dir doch gesagt, du kannst dich auf mich verlassen.«
    Von oben hörten sie ein Klacken, dann, zwischen dem Aufheulen der Alarmanlage, eilige Schritte auf der Treppe.
    »Schnell!« Sam zog Alicia mit sich. »Da kommt Verstärkung.«
    Sie liefen zurück ins Büro, zogen die Tür hinter sich zu und eilten in die Museumsräume, wo der Alarm ebenso ohrenbetäubend schrillte wie im Rest des Gebäudes. Samuel ging an dem Schrank mit dem Wandtresor vorbei, doch sosehr er auch an der Stahlklinke rüttelte, sie bewegte sich keinen

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