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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Ausgrabungen gearbeitet, und da habe ich einen entscheidenden Fund gemacht: einen Goldarmreif, der sich perfekt in den Stein fügte. Eines Nachts haben wir es ausprobiert und fanden uns Jahrhunderte in die Vergangenheit versetzt wieder, nur dass wir dieses Mal den Einruck hatten, wir könnten unsere Reise besser kontrollieren. Bei unserer Rückkehr allerdings fand dein Vater, es wäre besser, damit aufzuhören. Ich habe versucht, ihm klarzumachen, wie wir die Situation zu unseren Gunsten ausnutzen konnten, doch er wollte nichts davon hören. Der Streit eskalierte, wir haben uns geprügelt und . . .«
    Rudolf machte ein Gesicht, als ob er selbst nach so vielen Jahren noch immer nicht verstanden hatte, was geschehen war.
    »Ich weiß nicht, wie dein Vater es geschafft hat, aber am Ende hat er mich bewusstlos geschlagen . . . Als ich wieder zu mir kam, meinte ich eine dunkle Gestalt neben dem Stein zu sehen und eine helle Lichtkugel. Dein Vater war verschwunden.«
    Samuel unterdrückte ein Grinsen: Diese dunkle Gestalt neben dem Stein, das war er gewesen, und er war es auch gewesen, der ihm von hinten den Schlag versetzt hatte. Eine vorzeitige, willkommene Rache im Grunde genommen!
    »Als ich aus der Grabkammer kam, wurde ich vom Lagerwächter überrascht. Und als Chamberlain, der leitende Archäologe, davon erfuhr, hat er mich mit Pauken und Trompeten davongejagt. Unmöglich, deinen Vater noch einmal zu sehen, und vor allem unmöglich, das Schmuckstück zurückzubekommen! Jetzt verstehst du vielleicht besser, warum ich Allan gegenüber so nachtragend war . .. Als er mir den Goldreif genommen hat, hat er mir einen Teil meines Lebens gestohlen!«
    Rudolfs Hand zitterte so heftig, dass Sam Angst hatte, er könnte aus Versehen abdrücken. Doch er fing sich schnell wieder und fuhr fort:
    »Natürlich war mir zu jener Zeit nicht bewusst, welch eine Bedeutung der Goldreif hatte. Ich war vielmehr damit beschäftigt, einen neuen Sonnenstein zu finden, um wieder durch die Zeit reisen zu können. Was mich immerhin zwei volle Jahre gekostet hat. . . Zwei Jahre, in denen ich in der Weltgeschichte umherirrte, sämtliche Bibliotheken durchforstete, zwei Jahre der Ungewissheit und des Herumtastens. Aber ich habe es geschafft. Danach habe ich alles nachgeholt, das kannst du mir glauben . . . Die folgenden zehn Jahre war ich ständig unterwegs, immer nur mit kurzen Zwischenstopps in der Gegenwart. Und habe nebenbei reichlich Kriegsbeute zusammengetragen . . . Denn es waren nicht nur Wertgegenstände, die mich bereichert haben, musst du wissen. Hinzu kamen eine Menge wertvoller Informationen. Stell dir vor, wie viel Geld du an der Börse machen kannst, wenn du genau weißt, wie sich ein Unternehmen in den kommenden zehn Jahren entwickeln wird! Oder was dir eine Goldmine einbringen kann, wenn du den Fundort ein halbes Jahrhundert früher als alle anderen kennst! Ja, ich habe es mir gut gehen lassen . . .«
    Rudolf machte ein derart zufriedenes Gesicht, dass sich Sam sämtliche Nackenhaare sträubten, wobei er sich gleichzeitig bemühte, möglichst unbeteiligt zu wirken. Vielleicht würde der Tätowierte in seiner Selbstzufriedenheit weniger vorsichtig sein.
    »Ich habe schnell erkannt, wie nützlich es sein konnte, mein eigenes Unternehmen für den Handel mit wertvollen Antiquitäten aufzubauen. So ist Arkeos entstanden, mit Hathors Symbol als Firmenzeichen. Doch je öfter ich das Zeichen benutzte, das ich mir auch auf die Schulter tätowieren ließ, desto mehr beschleunigte sich mein Alterungsprozess. Ich bekam Wind von gewissen Gegenständen, die angeblich die Nebenwirkungen der Reisen verringern konnten, und bin, als ich meine Nachforschungen wieder aufnahm, auf Beschreibungen des Goldreifs und Anspielungen auf Setni gestoßen. Natürlich war mir der Zusammenhang mit dem Schmuckstück, das dein Vater mir abgenommen hatte, sofort klar . . .«
    Er gönnte sich eine kurze Pause und schob das Ablagebrett zurück in den Tresor, allerdings ohne Sam aus den Augen zu lassen.
    »Ich habe mehrere Monate gebraucht, um deinen Vater wieder aufzuspüren. Als ich wusste, dass er nach Saint Mary umgezogen war, waren mir seine Beweggründe sofort klar. Ich hatte von Barnboim und seinen Heldentaten erfahren und bald herausgefunden, welches Haus er zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewohnt hatte. Ich habe der neuen Besitzerin einen Höflichkeitsbesuch abgestattet, einer Art alkoholsüchtigen Hexe, die dort inmitten einer Meute verwilderter Köter lebte. Und

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