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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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aus der Garage . . . Einen Moment überlegte Sam, das Licht einzuschalten, doch dann hatte er Angst, einen Kurzschluss auszulösen, der verheerende Folgen haben würde.
    »Grandma?«, brüllte er. »Evelyn?«
    Niemand antwortete. Irgendwie musste er es schaffen, durch die Flammen zu kommen ... Sam riss mit aller Kraft den Wohnzimmervorhang herunter und wickelte ihn um sich wie eine Toga. Dabei hoffte er im Stillen, dass der Stoff vielleicht aus irgendeinem schwer entflammbaren Material war.
    »Evelyn? Grandpa?«
    Alles schlief tief und fest.
    Er eilte zu den Schlafzimmern, während es um ihn herum immer heißer wurde. Beißender Qualm trat aus der Küche – wahrscheinlich brennendes Plastik – und er musste sich die Hand vor den Mund halten, bevor er in den Flur einbog. Er konnte kaum etwas sehen, nur die rötlichen Flammen, die an den Wänden hochleckten und die Tapete verkohlten. Noch war ein Durchkommen möglich, der Brand musste gerade erst ausgebrochen sein. Seltsamerweise machte Sam die Hitze wenig aus, als hätten ihn die Erfahrungen mit dem Sonnenstein unempfindlicher gemacht.
    Er trat gegen die erste halb geöffnete Tür auf der linken Seite, die ins Schlafzimmer seiner Tante führte.
    »Evelyn!«, schrie er, so laut er konnte. »Evelyn!«
    Von der Tür aus sah er, dass sie tief vergraben in ihrem Bett lag. Sie schlief ahnungslos! »Tante Evelyn!«, wiederholte er. »Tante Evelyn, wach auf!«
    Mit einem schnellen Blick erfasste er das Zimmer. Das Feuer war bereits im angrenzenden Bad angelangt, wo mehrere Fläschchen auf dem Boden zerschellt waren und sich eine Flüssigkeit auf dem Boden ausbreitete, die sich entzündet hatte.
    »Tante Evelyn!«
    Er riss den Vorhang von sich und begann, mit ihm die Flammen auf dem Boden auszuschlagen. So arbeitete er sich bis zum Bett vor, warf sich auf seine Tante und schüttelte sie.
    »Tante Evelyn! Aufstehen!«
    Neben dem Kopfkissen entdeckte er einen großen Wattebausch. Er schnupperte daran – kein Zweifel: Chloroform . . . Rudolf musste abgewartet haben, bis die Faulkners eingeschlafen waren, dann hatte er noch einmal nachgeholfen! Sam versetzte seiner Tante ein paar schallende Ohrfeigen, um sie aus ihrem künstlichen Schlaf zu reißen. Irgendwann öffnete sie mühsam die Augen und fragte mit belegter Stimme:
    »Toast? Habt ihr die Toasts verbrennen lassen?«
    »Jetzt ist keine Essenszeit, das Haus brennt!«
    »Das was . . .?«
    Sic brauchte ein paar Sekunden, um zu sich zu kommen und die Situation zu erfassen.
    »Samuel!«, heulte sie plötzlich. »Es brennt!«
    »Alles wird gut, Tante Evelyn, hier, zieh das über.«
    Er riss die Decke vom Bett und wickelte sie darin ein.
    »Lass das so«, befahl er, »das schützt dich vor den Flammen. Komm!« Er zwang sie aufzustehen und schob sie ungeachtet ihrer Proteste durch die Flammen, die an ihrer Türschwelle leckten. »Alles brennt!«, schrie sie. »Alles brennt!« Sie kreischte noch eine Weile, dann brachte sie der Rauch zum Husten und sie murmelte nur halblaut, unterbrochen von einigen Schluchzern, unverständliche Wehlaute vor sich hin. Ohne sie loszulassen, führte Sam sie zum Wohnzimmer, wo das Feuer bereits auf die Sessel übergriff.
    »Lauf zum Fenster«, sagte er. »Alicia wird dir heraushelfen. Ich hole die Großeltern.«
    Er ließ sie allein weitergehen und rannte zurück zu den Schlafzimmern, dabei versuchte er, möglichst wenig von den giftigen Dämpfen aus Küche und Garage einzuatmen. Dann lief er durch den überhitzten Flur bis zum Ende, wo seine Großeltern schlafen mussten. »Grandma!«, schrie er aus vollem Hals. »Grandpa!« Als er das Zimmer betrat, sah er sofort den Flammenherd am Fußende des Betts: ein mit Kleidungsstücken gefüllter Papierkorb, der noch dazu mit Benzin übergossen worden war und gerade drohte auch den Bettüberwurf in Flammen zu setzen. Direkt daneben hatte Rudolf eine kleine Gasflasche aufgestellt, wie man sie beim Grillen benutzte. Ein Brand reichte ihm nicht, er wollte offenbar, dass alles in die Luft flog . . . Samuel beförderte den brennenden Papierkorb mit einem kräftigen Tritt Richtung Badezimmer und schob die Gasflasche so weit wie möglich außer Reichweite. Im Halbdunkel saß sein Großvater aufrecht im Bett, an sein Kissen gelehnt. Sam eilte zu ihm. »Grandpa, geht's dir gut? Ihr dürft hier nicht bleiben!« Donovan schien abgestumpft, beinahe willenlos, er reagierte mechanisch auf Sams Versuche, ihm beim Aufstehen zu helfen.
    »Jemand hat geschrien, nicht wahr?«,

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