Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
Vom Netzwerk:
und er beeilte sich, das Thema zu wechseln.
    »Ah . . . ich müsste auch meinen Großeltern Bescheid sagen.«
    Alicia überließ ihm ihren Platz neben dem Telefon und ging hinauf ins Bad, um sich frisch zu machen, während er die Nummer seiner Großeltern eintippte. Er ließ es lange klingeln, mindestens ein Dutzend Mal, ohne Erfolg. Er versuchte es noch einmal, dann ein drittes Mal . . . Sie mussten alle in Tiefschlaf gefallen sein.
    »Kann ich etwas von dir anziehen?«, rief Alicia von oben. »Wenn meine Mutter mich so sieht, kriegt sie einen Anfall.«
    »Bei meinem Vater im Schrank«, antwortete Sam. »Das erste Zimmer auf der linken Seite. Da gibt es eine Menge Leinenhemden, bedien dich.«
    Während Alicia sich umzog, versuchte Sam noch einmal, seine Großeltern zu erreichen, doch es nahm immer noch niemand ab.
    Kurz darauf kam Alicia wieder herunter, sie trug das Modell »Zeitreisender« aus der Kollektion Allan Faulkner, hatte die Haare gekämmt und wieder etwas mehr Farbe im Gesicht als eben.
    »Hast du sie erreicht?«, erkundigte sie sich besorgt.
    Samuel fragte sich, wie es möglich sein konnte, dass dieses Hemd und die Hose an ihm aussahen wie ein Kartoffelsack, an ihr dagegen wie ein Haute-Couture-Modell.
    »Es geht niemand ran«, erklärte er. »Dabei habe ich es immer wieder versucht.«
    »Vielleicht sind deine Großeltern ein bisschen schwerhörig?«
    »Meine Tante Evelyn müsste bei ihnen sein und die hat ziemlich gute Ohren, soviel ich weiß.«
    »Und Lili? Ist sie schon zurück?«
    Samuel zeigte auf die Uhr über der Tür, die nicht nur die Zeit – 0:34 Uhr – anzeigte, sondern auch das Datum.
    »Wir waren sechs Tage weg, Lili wird erst nächsten Monat aus ihrem Ferienlager zurückkommen. Aber auch ohne sie hätten Tante Evelyn und Grandma aufwachen müssen. Es sei denn, sie sind mitten in der Nacht ausgegangen, was sie normalerweise nie tun würden.«
    »Glaubst du, es ist etwas passiert?«
    »Ich weiß nicht. Hast du gehört, was Rudolf vorhin sagte?«
    »Nur das Ende . . . Als er . . . als er von deiner Mutter gesprochen hat.«
    »Meine Mutter, ja«, sagte Sam düster. »Es war gar kein Unfall, der Mistkerl hat sie umgebracht. Aber da war noch etwas ... Er meinte, nach meiner Abreise nach Rom wäre das Haus meiner Großeltern abgebrannt. Und sie wären dabei umgekommen.«
    »Was?«, schrie Alicia.
    »Ein Brand, ein paar Tage, nachdem ich weg war. Also vielleicht auch sechs?«
    Seine Freundin riss entsetzt die Augen auf. »Du meinst, es könnte sein, dass gerade in diesem Moment . . .?«
    Das Quietschen von Autoreifen draußen auf der Straße ersparte es Alicia, den furchtbaren Gedanken auszusprechen. Sie liefen beide zur Tür, Helena Todds entgegen, die aus ihrem Wagen schoss, die Vordertreppe hinaufflog, ihrer Tochter direkt in die Arme.
    »Alicia! Alicia, mein Liebling!«
    Schluchzend und lachend zugleich bedeckte sie ihre Tochter mit Küssen.
    »Mama, beruhige dich! Ich bin da! Ich bin's!«
    »Geht es dir gut? Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Du siehst abgemagert aus. Man hat dir doch hoffentlich nicht wehgetan?«
    »Mir geht es den Umständen entsprechend gut, Mama, glaub mir. Dank Samuel, er hat mich zurückgebracht.« Helena Todds wirbelte zu dem jungen Mann herum und schloss ihn, wieder unter Tränen, in die Arme.
    »Samuel! Du bist auch wieder da! Deine Großeltern haben die ganze Woche nach dir gesucht! Wart ihr zusammen?«
    Samuel wich einer Antwort aus, indem er die Frage stellte, die ihm unter den Nägeln brannte.
    »Meine Großeltern, Mrs Todds. Haben Sie von ihnen gehört?«
    »Nun ja ... Sie haben mich gestern oder vorgestern angerufen. Es ging ihnen gut, warum?«
    Alicia und Samuel tauschten einen Blick.
    »Wir müssen Samuel nach Hause bringen, Mama. Sofort.«
    »Ihr solltet lieber erst anrufen! Ich bin sicher, sie werden glücklich sein . . .«
    »Es ist sehr wichtig«, unterbrach Alicia sie. »Sam glaubt, sie sind in Gefahr.«
    »Wie bitte? Aber was . . .«
    »Bitte Mama, hör mir zu! Wir fahren jetzt sofort zu Sam und unterwegs erkläre ich dir alles, ja?«
    Helena Todds starrte die beiden verwirrt an. Angesichts der Situation erschien es jedoch unmöglich, ihnen etwas abzuschlagen, was immer es auch sei, und so gab sie schließlich nach. Sie stiegen in den Wagen und Sam quetschte sich auf die Rückbank. Er hörte nur mit halbem Ohr zu, während Alicia ihrer Mutter die Umstände ihrer Entführung erklärte. Ihre Mutter bombardierte sie mit Fragen, gab von Zeit zu Zeit ein

Weitere Kostenlose Bücher