Der magische Reiter reiter1
Preis«, sagte Karigan. »Für minderwertigen Plunder. Mit einer Kupfermünze seid Ihr bestens bedient. « Sie wusste nur zu gut, dass die Brosche aus ebenso reinem
Gold bestand wie ihre eigene, doch es war durchaus möglich, dass der Krämer sie als billigen Tand ansah, wie Thorne und Jendara es getan hatten.
Der Krämer wölbte die Brauen. »Dieser Ring, den Ihr da tragt … ist das ein Clansring?«
Karigan hatte den Trauring ihrer Mutter ganz vergessen. In einer Stadt wie Norden hätte sie ihn wohl nicht offen tragen sollen, immerhin war es ein in Gold gefasster Diamant. Sie spürte jedoch, dass der Krämer auf einmal eingeschüchtert war. Sie bediente sich nur selten der traditionellen Clansverbeugung, doch jetzt tat sie es. Sie legte eine Hand auf ihr Herz und verneigte sich tief. »Clan G’ladheon, zu Euren Diensten.«
»Ein Kaufmannsclan?«
»Ja.«
»Hätte ich mir ja denken können. Ich habe mich schon gefragt, wie Ihr es schaffen konntet, mich runterzuhandeln.« Er gluckste gutmütig. »Also eine Kupfermünze für die Brosche.«
Karigan konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hatte schon geglaubt, letzten Endes wenigstens ein halbes Silberstück bezahlen zu müssen. Sie schob die Kupfermünze über den Ladentisch und nahm sich die Brosche. Sie lag schwer und kalt in ihrer Hand. Man hatte nicht alle Blutflecken beseitigt. Die Leute hier waren nicht besser als Thorne und Jendara, die den Toten ihre Wertgegenstände weggenommen hatten. Sie ließ die Brosche in ihre Tasche gleiten, klaubte ihre Waren zusammen und ging gerade in dem Moment, als ein schnurrbärtiger Mann in Wildlederkleidung eintrat, der Pelze von Bibern, Füchsen und Nerzen über der Schulter trug.
Die Leiche des Krämers war entfernt worden. Weiter unten auf der Straße hatte sich eine Menschenmenge versammelt.
Die meisten Leute waren in die hier vorherrschenden farblosen Stoffe oder in Wildleder gekleidet. Einige Kaufleute sorgten für Farbtupfer. Karigan bepackte die Satteltaschen mit den erworbenen Waren und bestieg Pferd. Je schneller sie die Stadt verließen, desto besser.
Sie trotteten vorsichtig auf die Versammlung zu. Mitglieder der Anti-Monarchie-Gesellschaft bildeten einen Wall um Lorilie Dorran, die auf einer umgestülpten Apfelkiste stand und anscheinend eine Rede halten wollte. Lorilies Ideen gefallen nicht jedem, dachte Karigan müßig. Oder vielleicht gefällt ihnen auch Lorilie selbst nicht.
»Du behauptest also, der König beschützt dich?«, wollte Lorilie wissen.
Ein Mann bewegte sich unbehaglich in der Menge. »Ganz recht.«
Die Menge machte sich lustig über ihn. Er war gut gekleidet, vielleicht ein Kaufmann, jedenfalls ziemlich sicher kein Einheimischer.
Lorilie hob die Hände, um die Menge zum Schweigen zu bringen. »Vermutlich schützt und bevorzugt der König die Wohlhabenden. Die Wohlhabenden können es sich leisten. Deine Kaufmannsgilde ist genauso schlimm wie die Ratsversammlung des Statthalters. Sie versucht ganze Dörfer mit ihrem Handel zu kontrollieren, nach ihren eigenen Regeln. Aber was ist mit den Leuten hier in Norden?« Lorilies lodernder Blick begegnete denen der Zuhörer. »Heute Morgen wurde auf der Straße ein Mann getötet. Niemand war zur Stelle, um das Verbrechen zu verhindern. Der König hat ihn nicht beschützt. Der König will kein Geld für einen Gesetzeshüter ausgeben, der Ordnung in diese Stadt bringt. Er gibt sein Geld lieber für Wachleute aus, die in Korsa die Lagerhäuser
reicher Kaufleute beschützen.« Sie gestikulierte wild beim Sprechen. »Der einzige Bevollmächtigte des Königs, den wir zu Gesicht bekommen, ist der Steuereintreiber.«
Ein leises Raunen machte unter den Versammelten die Runde. Karigan versuchte, Pferd am Rand der Menge vorbeizulenken, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, doch die Leute versperrten die gesamte Straße und standen viel zu sehr unter Lorilies Bann, um aus dem Weg zu gehen.
Lorilie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, was nicht sehr groß war, aber nichtsdestotrotz eindrucksvoll wirkte. »Wenn die Steuern auf Holzerzeugnisse erhöht werden, bietet das den Bewohnern von Norden oder anderer kleiner Ortschaften wie dieser hier mehr Schutz? Nein! Es wird lediglich zu noch mehr Bettlern auf der Straße führen. Noch mehr Familien werden hungern müssen. Die Verzweiflung, meine Schwestern und Brüder, wird sie aufzehren.«
»Der König benutzt die Steuergelder, um das Land durch Festungen zu schützen«, rief der Kaufmann. »Ist das etwa kein Schutz,
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