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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Der Mondstein war nur noch eine Handvoll Kristallsplitter in der Sonne. Er war für immer verloren. Sie ließ die Splitter vorsichtig in ihr Samtsäckchen gleiten.
    Dann ließ sie sich neben Alton D’Yer auf den Boden sinken. Sie strich ihm das Haar aus dem blassen Gesicht. Er atmete noch flach, war trotz des Pfeils in seiner Seite am Leben. Sie wusste nicht, wie sie ihm helfen sollte, hielt jedoch seine Hand und sprach leise, aufmunternde Worte, ohne zu wissen, ob er sie überhaupt hörte.

    Mittlerweile kam Hauptmann Mebstone die Anhöhe herauf auf sie zugehinkt; das Pferd zog sie an den Zügeln hinter sich her. Ihre grüne Uniform war mit Blut bespritzt – dem ihrer Feinde, vermutete Karigan, obwohl sie einen hässlichen Schnitt oben an der Stirn hatte und geronnenes Blut ihr Gesicht wie eine Maske überzog. Hauptmann Mebstone starrte erst Karigan entkräftet an, dann die beiden Botenpferde und Alton D’Yer, der ausgebreitet auf dem Boden lag. Sie ließ die Zügel ihres Pferds fallen und kniete sich neben Alton.
    »Er lebt noch«, sagte sie erstaunt. Sie riss den Pfeil aus seiner Seite und verband die Wunde mit einem Stofffetzen. »Die Wunde selbst ist eigentlich nicht der Rede wert, doch wer weiß, mit welchem Bösen dieser Pfeil verseucht war. Er hat Fieber.«
    »Gebt ihn mir.«
    »Was?« Hauptmann Mebstone starrte verständnislos Karigans ausgestreckte Hand an.
    »Den Pfeil«, sagte Karigan. »Gebt ihn mir.«
    Hauptmann Mebstone blickte sie zweifelnd an, tat ihr jedoch den Gefallen, als sie Karigans entschlossene Miene sah. Karigan berührte den Pfeil widerstrebend. Sie konnte die Aura des Todes daran spüren, die Qual. Bevor diese Aura durch ihre Haut sickern konnte, zerbrach sie den Pfeil über ihrem Knie.
    »Was soll das?« Hauptmann Mebstone hob eine Braue, doch als Alton hustete und aufstöhnte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit ihm zu.
    Karigan ging über blutverschmiertes Gras hinunter ins Tal, an den Ort des furchtbaren Gemetzels. Die Toten lagen wie zum Hohn in herrlichen Lupinenfeldern, durch die ein leichter Wind strich. Die toten Sacorider waren schon von den
Erdriesen getrennt worden. Sie zwang sich, nicht weiter auf das Blutbad zu achten, und suchte nach Gefallenen, die schwarze Pfeile im Leib trugen. Sobald sie einen dieser Pfeile fand, zerbrach sie ihn.
    Nachdem sie die Überreste des letzten Pfeils hatte zu Boden fallen lassen, begab sie sich zu König Zacharias. Er kniete zwischen den toten Sacoridern, seinem Volk, und schluchzte in seine Hand. Die andere baumelte in einem hässlichen Winkel an seiner Seite, als habe er sich den Arm gebrochen. Nicht weit entfernt lagen sechs weiße Kadaver in einer Reihe, darunter der lächelnde Terrier Spürer.
    Sie wandte den Blick ab, weil sie ihn in seinem Kummer nicht stören wollte, und schlurfte dorthin, wo am Rande des Schlachtfelds mit hängendem Kopf Kondor stand. Karigan stolperte über den Schild eines Erdriesen, der mit dem Wappen eines abgestorbenen schwarzen Baums verziert war. Ihr kam nicht in den Sinn, dass es ein Omen sein könnte – und selbst wenn, wäre sie zu erschöpft gewesen, um darüber nachzudenken.

DER NÄCHSTE SCHRITT

    Karigan erwachte mit einem jähen Schrei. Die Sonne war hinter die Bergrücken im Westen gewandert und warf tiefe Schatten auf das wogende Gras und die Lupinen im Tal des Verlorenen Sees, der einst der Spiegel des Mondes gewesen war, Indura Luin. Raben kreisten am Himmel und warteten darauf, sich auf dem Schlachtfeld niederlassen zu können, um mit dem Festmahl zu beginnen. Die länger werdenden Schatten brachten Karigan zum Frösteln, und sie schauderte.
    »Alles in Ordnung?« Hauptmann Mebstone saß neben ihr, in einen Umhang gehüllt, den sie sich über die Schultern geworfen hatte.
    Karigan setzte sich auf und nickte. Sie hatte ihrer Erschöpfung Tribut zollen müssen, kurz nachdem Marschall Martels aus fünfzig Mann bestehende leichte Kavallerie ins Tal getrabt gekommen war, ganz glänzende Helme und Brustplatten, die Pferde in tadelloser Formation. Ihre Zurschaustellung von Disziplin hätte jeden Zuschauer einer Parade zu Begeisterungsstürmen hingerissen.
    Doch als die Soldaten den schwarzen Rauch von den Scheiterhaufen hatten aufsteigen sehen und die Flammen, die an den Leichen der Erdriesen genagt hatten, als sie die Verwundeten bemerkt hatten, da war es mit ihrer Disziplin vorbei gewesen.
Mit weit aufgerissenen Augen waren Schwüre geleistet worden, einige hatten das Zeichen des Halbmonds gemacht, wieder

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