Der magische Reiter reiter1
aufgibst?«, fragte Amilton.
»Das geht nur uns etwas an«, sagte Zacharias. »Lass meine Leute aus dem Spiel.«
Amiltons Augen ruckten in spöttischem Erstaunen hoch. »Das finden wir nicht; nicht, nachdem deine Spione und Boten uns so sehr zugesetzt haben. Eine hätte uns fast vernichtet. Sie müssen alle bestraft werden, doch es liegt an dir, wie hart die Strafe ausfällt.«
König Zacharias’ Blick schweifte über die besorgten Adligen, seine verletzten Waffen, Hauptmann Mebstone und die Frau, die die Rolle der mirwellischen Offizierin übernommen hatte. Seine braunen Augen blieben sogar einen Moment auf Stevic hängen. Lange genug, dass Stevic die düsteren Erwägungen im Blick des Königs spüren und sehen konnte, wie sehr seine Züge von Gram gezeichnet waren.
Es reichte, um Verzweiflung in Stevic aufbranden zu lassen; doch der König hielt sich so tapfer mit unbeugsamer Würde, obwohl er wie ein gemeiner Hund zu Füßen des Tyrannen kniete, dass Stevic von neuem Mut erfüllt wurde.
»Ich habe dieses Land seit meiner Geburt geliebt«, sagte König Zacharias. Seine Stimme klang ruhig und fest. »Die
zerklüftete Küste, das Herz mit dem Grünen Mantel und die Berge. Das Land formt die Menschen, und die Nachkommen des Clans Sacor sind stark.« Er blickte zu seinem Bruder hoch. »Du solltest es wissen. Mit welchem Bösen du auch im Bunde bist, so leicht wird es Sacoridien nicht besiegen. «
König Zacharias richtete den Blick wieder auf seine Leute. Seine Miene war nun grimmig. »Die Menschen, die mich verteidigen und zu mir stehen, dienen vor allem Sacoridien – in erster Linie. Wir dienen aus Liebe. Deshalb, um Sacoridiens willen, auch wenn es bedeutet, dass ich mich selbst und einige weitere opfern muss, wage ich es nicht, mich zu fügen.«
»Wohl gesprochen, Sire«, sagte die mirwellische Offizierin.
Auch einige andere murmelten zustimmend, und Stevic stellte fest, dass seine Stimme ebenfalls darunter war. Es konnte keinen besseren König geben, dachte er, als diesen Mann, der demütig kniete, da doch alle anderen vor ihm auf den Knien liegen sollten.
»Und uns «, sagte Amilton, »ist das durchaus recht.«
Eine nach der anderen erloschen die Lampen an der Westmauer und hüllten den Raum in Halbschatten. Stevic fragte sich, welche neue, schreckliche Folter nun über sie käme, doch Amilton schien ebenso erstaunt darüber zu sein wie jeder andere. Sein Blick suchte die Mauer ab, als versuche er, jemanden zu erspähen. Diesmal war nicht er die Ursache der seltsamen Vorgänge.
Hauptmann Mebstone packte den Saum von Stevics Mantel und zog ihn näher zu sich heran. Sie wollte etwas sagen, konnte jedoch nur würgen und husten. Endlich formten ihre Lippen ein Wort: Karigan.
Stevics Herz machte einen Satz, und er blickte sich hektisch um. Er sah niemanden, doch es gingen noch mehr Lampen aus. Und König Zacharias verschwand.
Karigan legte die Hand auf die Schulter des Königs, und er schrak unter der unerwarteten Berührung zusammen.
»Schscht«, flüsterte sie ihm zu.
Karigan nahm ihn in die graue Welt auf, und er wurde vor ihren Augen zu einem trüben Geist. Sie beugte sich vor und wisperte ihm ins Ohr: »Ihr seid unsichtbar.«
Seine Schulter zuckte und ruckte unter ihrer Hand. Er sah zu ihr hoch … durch sie hindurch … mit Entsetzen im Blick. »Karigan! Ich kann dich nicht sehen.«
»Schscht.«
Taumelnd kam er auf die Beine und hätte fast die Verbindung zu ihr verloren, weil er sich auf seinen Bruder stürzen wollte, doch sie hielt ihn am Arm fest. »Nicht. Wir müssen uns weiter berühren, sonst bricht der Bann. Und Ihr könnt ihn nicht aufhalten, indem Ihr ihn einfach anspringt.«
Wahrlich, denn Amilton – oder sollte sie Amilton-Shawdell sagen? – war mehr, als es den Anschein hatte. Da der Bann der Unsichtbarkeit auf ihr ruhte, konnte sie sehen, wie die durchscheinende Gestalt des Eleters die von Amilton überlagerte. Sie fragte sich, ob er sie wohl sehen konnte, doch offenbar war das nicht der Fall. Als sie das letzte Mal in seiner Gegenwart verschwunden war, hatte auch er sich aufgelöst, doch diesmal war es anders.
Die Erscheinung des Eleters waberte und flirrte, und er krümmte sich wie unter großen Schmerzen. Sein Mantel war blutdurchtränkt. Gut, dachte sie und wünschte ihm noch mehr Schmerzen, doch Amilton stand ihm bei und verlieh
ihm Kraft. Ein unmittelbarer Energiestrom führte wie eine pralle Ader von Amiltons Stein zur Brust des Eleters.
Amilton-Shawdell warf
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