Der magische Reiter reiter1
tot.«
»Andere sorgen für ihre Befreiung.«
»Wenn du die Krone willst, so nimm sie mir vom Kopf.«
Amiltons Stimme war ein leises Knurren wie das eines in die Enge getriebenen Wolfs. Seine Augen waren schmale Schlitze. Er strich über seinen Stein, so dass dieser schwarz aufleuchtete. Er machte mit der Hand eine Geste, die den ganzen Saal umfasste.
Blamm! Blamm! Blamm! Das Licht wurde trübe und flackerte von der Zugluft, als die großen Eichentüren des Eingangs, gefolgt von der Geheimtür, durch die Zacharias gekommen war, kurz hintereinander zuschlugen.
Amilton schloss die Augen und holte tief Luft. Der Stein loderte vor Macht auf, und er breitete weit die Arme aus, als
wolle er den ganzen Saal umarmen. Gleich darauf ebbte die Macht wieder zu einem Schimmern ab. Er ließ die Arme an seinen Seiten herabhängen. Als er die Augen wieder öffnete, keuchten jene, die direkt vor ihm standen. Seine Augen waren nicht mehr braun, sondern hellblau.
»Jetzt«, sagte er, »kann niemand mehr herein oder hinaus. « Seine Gesichtsmuskeln entspannten sich, und das Feuer, das in ihm brannte, schien sich abzukühlen. Jede seiner Bewegungen war beherrscht und ruhig; er glich einem wilden Raubtier, das sich an sein erwähltes Opfer heranschlich.
Stevic hatte schon mehrmals in dieser Nacht gesehen, wie Amilton seine Macht demonstrierte, doch noch immer stellten sich die Härchen an seinen Armen davon auf. Und weshalb waren seine Augen nun blau? Das war vorher noch nie geschehen.
Die Adligen, die gesehen hatten, dass mit König Zacharias’ wundersamem Eintreffen die Vernunft wieder Einzug hielt, schwatzten jetzt nervös miteinander; unruhig traten sie dabei von einem Bein aufs andere. Hauptmann Mebstone, fiel Stevic auf, wirkte weniger überzeugt.
Zwei der Waffen näherten sich Amilton, die Hände an den Griffen ihrer Schwerter.
Schwarze Energie erwachte um Amiltons Hände herum pulsierend zum Leben. Die Waffen zogen ihre Schwerter. Amilton streckte die Hände aus, und schwarze Energiefäden lösten sich von seinen Fingerspitzen. Die magischen Tentakel umschlossen die Schwertklingen der Waffen und fuhren ihnen ins Gesicht. Bewusstlos stürzten sie zu Boden.
Die dritte Waffe zögerte, und als Amilton in ihre Richtung blickte, blieb sie abrupt stehen.
»Narren.« Zwei Stimmen gleichzeitig drangen aus Amiltons
Mund. Eine sprach in einem schneidenden Tenor, die andere war heller und melodiöser.
Amiltons blaue Augen starrten König Zacharias an. Mit einer knappen Geste seiner Hand zwang er Zacharias auf die Knie. Hauptmann Mebstone wollte dem König zu Hilfe eilen, doch er schüttelte den Kopf. »Rührt Euch nicht, Laren.« An Amilton gewandt, sagte er: »Was ist dir widerfahren, Bruder? «
Amilton hielt die Hände vor sich und ließ die Magie zwischen seinen Fingern spielen. »Wir haben viel gelernt«, sagte er mit dieser seltsamen doppelten Stimme. »Gemeinsam verbinden sich unsere Kräfte.«
Unsere Kräfte?, wunderte sich Stevic.
Zacharias bemühte sich aufzustehen, doch Amiltons Hand fuhr nach unten, und der König sank wieder auf die Knie.
»Du musst mir die angemessene Ehrerbietung erweisen«, sagte Amilton.
»Du bist kein König«, erwiderte Zacharias.
Der alte Amilton wäre vor Zorn außer sich geraten, doch nun blickte er lediglich mit kalten, fremdartigen Augen auf seinen Bruder hinab. »Du kannst jetzt aufgeben und dir Schmerzen ersparen. Andernfalls wird das Leben für dich und deine Günstlinge nicht mehr lebenswert sein. « Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Hauptmann Mebstone; langsam streckte er die Hand aus und ballte sie zur Faust.
Hauptmann Mebstone quollen die Augen aus dem Kopf, und sie griff sich an die Kehle, rang nach Luft. Ihr Atem ging schwer und stoßweise. Sie fiel auf die Knie.
»Halt!«, sagte Zacharias.
Amilton ließ seine Hand sinken, und Hauptmann Mebstone kippte vornüber auf den Boden, keuchend und nach Luft
schnappend. Stevic schob Lady Estora in Sevanos Arme und trat zu Mebstone, wobei das Herz in seiner Brust hämmerte.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte er.
Sie war blass um die Lippen herum, doch sie blickte aus haselnussbraunen Augen zu ihm hoch. Eine Strähne ihres kastanienbraunen Haars hatte sich aus dem Zopf gelöst und fiel ihr seitlich über das blasse Gesicht. Zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, sah sie wahrhaft ängstlich aus. Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, konnte jedoch nur würgen. Er half ihr, sich aufzusetzen.
»Heißt das, dass du
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