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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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wieder. Miss Bay schlug einen General und drei ihrer Ritter. Miss Bunch tötete ihre Königin und entführte einen Spion. Sie sah zu, wie die Figuren der Schwestern über das sternförmige Brett marschierten und ihr Königreich dem Erdboden gleichmachten, und sie fragte sich mit verwirrter Miene, ob sie und Estral vielleicht immer zu freundlich miteinander umgegangen waren. Die Schwestern gaben keinen Deut nach, wo Estral Zugeständnisse gemacht hätte.
    Karigan hielt sich nicht für verwegen. Vielmehr hielt sie sich für bewandert in den Methoden des Überlebens. Die »Kniffe« beim Schwertkampf, die der Frachtmeister ihr beigebracht hatte, die Geschichten, die ihr Vater ihr von seinen Abenteuern als reisender Händler in weit entfernten Ländern erzählt hatte, ihre Erlebnisse weit weg von zu Hause unter Adligen … das alles waren grundlegende Lektionen fürs Leben. In einem harmlosen Spiel wie Intrige hätte sie sich nie skrupelloser Taktiken bedient.
    Als Miss Bunchberry die dritte und letzte Runde gewann, sank die alte Frau mit verzücktem Kichern aufs Sofa zurück. »Das war wirklich schön. Ich könnte ewig so weiterspielen, aber ich weiß, es ist schon spät.« Wie um ihre Worte zu unterstreichen, knackten die letzten Kohlestücke im Ofen und schickten Funken den Kamin hinauf.

    Miss Bayberrys Mund war zu einer dünnen Linie zusammengekniffen. Sie hatte zwei der drei Siege davongetragen, schien aber nicht sonderlich glücklich darüber zu sein. »Ich glaube, das Kind hat sich im Spiel nicht allzu sehr bemüht. Vielleicht dachte sie, es sei höflich, wenn sie uns gewinnen ließe.«
    Karigan errötete wie so oft, fühlte sich irgendwie schuldig. »Ich habe mich bemüht … «
    »Tztztz. Nicht genug. Für eine so junge Person hast du viel Verstand. Gebrauche ihn. Viele der Situationen, die in Intrige auftreten können, sind gar nicht so weit vom wahren Leben entfernt. Viele Adlige verwenden das Spiel als Unterrichtsmittel für ihre Kinder, und vielleicht wurde es sogar genau zu diesem Zweck erfunden.«
    Miss Bunchberry wirkte empört über den Gefühlsausbruch ihrer Schwester. »Bay, du solltest unseren Gast wirklich nicht kritisieren.«
    Miss Bayberry verdrehte ärgerlich die Augen. »Bunch, manchmal muss man die Grenzen des Anstands übertreten und seine Meinung sagen.« Sie deutete mit dem Krückstock auf Karigan. »Gebrauche deinen Verstand, Kind. Sei wachsam. Wir wurden dazu erzogen, höflich und reserviert zu sein, doch wir haben aufs Schmerzlichste erfahren müssen, dass die übrige Welt nicht so ist. Ich habe unseren Gesprächen entnommen, dass dir das klar ist, nehmen wir nur den Schwertkampf mit Wasti … diesem Titmaus oder wie er hieß. Mit anderen Worten, Kind: Anstand ist wichtig, doch sei stets auf der Hut. Im wirklichen Leben weiß man nie, wer die wahren Spieler sind oder was sie vorhaben.«
     
    Die Worte hallten noch in Karigans Kopf wider, als sie Miss Bunchberry und dem Glühen der Öllampe die Treppe in das
zweite Stockwerk hinauf folgte. Hatte Miss Bayberry nicht genau das Gleiche gesagt wie Waffenlehrer Rendel eines Abends nach den Schwertübungen, als sie im Geräteschuppen ihre Kampfausrüstung reparierte? »Begeh nie wieder den Fehler, den du mit Timas gemacht hast, Mädchen«, hatte er gesagt, und Pfeifenrauch war kräuselnd über seinem Kopf zum Gebälk des Schuppens emporgestiegen. »Nimm niemals an, dass der Feind endgültig geschlagen ist, und wende ihm keinesfalls den Rücken zu. Es könnte dich das Leben kosten.«
    Mit anderen Worten: Erwarte von jedem, dass er ein falsches Spiel treibt. Was Miss Bayberry und auch Waffenlehrer Rendel gesagt hatten, machte ihr schwer zu schaffen, doch immer, wenn sie von Timas als »Titmaus« dachte, konnte sie kaum ein Kichern unterdrücken.
    »Das hier ist das Gästezimmer des Ostgiebels«, sagte Miss Bunchberry. »Von hier aus kannst du den Sonnenaufgang sehen, und die Morgensonne wird dein Zimmer erwärmen.« Sie entzündete eine weitere Lampe für Karigan. »Letitia hat den ganzen Tag gelüftet und den Krug neben dem Waschbecken mit frischem Wasser gefüllt. Morgen früh bereitet sie dir auch ein heißes Bad.«
    »Wenn ich Letitia einmal sehen würde, könnte ich ihr für das köstliche Essen und all die anderen Annehmlichkeiten danken, für die sie gesorgt hat.« Karigan kam es recht seltsam vor, dass sie bisher keinen der Bediensteten zu Gesicht bekommen hatte, vor allem die so oft erwähnte Letitia nicht.
    »Wir werden ihr deinen Dank

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