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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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ausrichten – wenn sie es nicht selbst gehört hat. Nun …«
    Karigan legte ihre Hand auf Miss Bunchs Handgelenk, bevor sie gehen konnte. »Weshalb darf ich Letitia nicht kennenlernen? «

    Miss Bunch strich sich eine graue Locke aus der Stirn und blickte Karigan erstaunt an. »Du willst wissen, weshalb … weshalb du Letitia nicht kennenlernen kannst? Genügt es dir nicht zu wissen, dass sie hier ist und dir dient?«
    »Nein. In meinem Clan gehören die Bediensteten praktisch zur Familie. Es scheint mir nur angemessen, Letitia persönlich zu danken.«
    Miss Bunch schnalzte mit der Zunge. »Kind, Kind«, murmelte sie. Doch als sie Karigans entschlossene Miene sah, sagte sie: »Wir erzählen nicht gern schmerzliche Geschichten, meine Liebe, erst recht nicht, wenn der eigene Vater die Schuld trägt. Es war ein Unfall.«
    »Ein Unfall?« Karigan zog leicht verwirrt die Brauen zusammen. »Was war ein Unfall?«
    Miss Bunch ließ unruhig den Blick schweifen und zupfte nervös am Saum ihrer Schürze. »Letitias Unsichtbarkeit war ein Unfall. Ach, Kind.« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen, als gäbe sie sich geschlagen.
    Karigan starrte sie mit offenem Mund entgeistert an. »Unsichtbar? «
    »Völlig unsichtbar. Weit über das hinaus, wozu du mit deiner Brosche imstande bist, Kind. Ganz und gar, unabänderlich, glasklar unsichtbar. Sie ist eher wie Energie oder ein Gespenst, denn hören können wir sie auch nicht. Doch wir wissen, dass sie da ist, weil das Haus sauber gehalten wird, ohne dass meine Schwester oder ich etwas tun, weil die Mahlzeiten zubereitet werden und so weiter. Wenn sie mit etwas unzufrieden ist, erkennen wir das daran, dass sie wie eine Wilde fegt und wahre Gewitterstürme von Staub aufwirbelt. Und es ist nicht nur Letitia.«
    »Nicht nur … Letitia?« Karigan blickte sich um und fragte
sich, wie viele unsichtbare Diener sich wohl gerade mit ihr in diesem Raum aufhielten. Sie bekam eine Gänsehaut.
    »Nun ja, da wären auch noch Rolph, der Stall bursche, und Farnham, der Verwalter.«
    »Und Ihr habt gesagt, sie wurden durch einen Unfall unsichtbar? «
    Miss Bunch nickte traurig. »In der Tat, Kind. Weißt du, Letitia nörgelte dauernd an Vater herum. Er hatte es satt, dass sie ihn ständig auf den Matsch hinwies, den er aus dem Garten hereinschleppte, oder auf die Schichten magischen Staubs, die er in der Bibliothek zurückließ, wenn sie gerade gewischt hatte. Seine Gelehrsamkeit nahm ihn völlig in Anspruch, und Kerzenwachs von Tischoberflächen zu kratzen oder Papiere zu ordentlichen Stapeln zusammenzulegen, dafür hatte er keinen Gedanken übrig.
    Eines Tages, als Vater in der Bibliothek eifrig damit beschäftigt war, die eine oder andere Form von Magie zu studieren, stand Letitia auf einmal in der Tür, die Hände in die Hüften gestemmt. Wieder zugange, was, Professor?, sagte sie. Ein Spritzer dieser abscheulichen Flüssigkeit in dem Becherglas auf Eurem schönen Tisch wird die ganze Politur verderben, und was dann? Wo Herschel ihn doch erst vorigen Monat aufgemöbelt hat .«
    »Wer ist denn Herschel?«, fragte Karigan.
    »Herschel war unser Mann für alles. Er schien schon seit hundert Jahren im Dienst der Familie zu stehen. Wir glauben, er ist inzwischen entschlafen … Hin und wieder gehen Dinge kaputt, und keiner repariert sie mehr.« Miss Bunch seufzte traurig. »Wenn er irgendwo tot herumläge, könnten wir ihn nicht sehen.« Sie hielt einen Augenblick inne, dann setzte sie ihre Geschichte fort. »Letitia nörgelte an Vater herum, bis er
ihr zu schweigen gebot. Ich brauche Ruhe, Weibsbild, sagte er, dein endloses Genörgel stört mich.
    Letitia gehört nicht zu denen, die einfach nur still herumsitzen, während ein Chaos aus unaufgeräumten Sachen, Staub und brodelnden Flüssigkeiten ihren Sinn für häusliche Ordnung zu überwältigen droht, doch diesmal trieb sie es zu weit. Sir, sagte sie und fuchtelte mit ihrem Staubwedel vor seiner Nase herum wie ein Anwalt, der dem Richter den entscheidenden Beweis vorlegt, darf ich Euch daran erinnern, dass Ihr mit Eurer Haltung die sanitären Belange dieses Haushalts gefährdet, und das mit zwei kleinen Töchtern unter Eurem Dach? Diesem Tadel ließ sie ein tz, tz, tz folgen. Und da geschah es.«
    »Es?«, fragte Karigan.
    Miss Bunch fächelte sich mit der Hand Luft zu. »Ja, es. Sie tzzte einmal zu viel, und Vater verlor die Nerven. Bedenke, sie hatten sich schon seit langer Zeit ständig gestritten, und im Laufe der Jahre hatte sich die

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