Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
anderer Junge. »Meine alte Tante war verrückt, und sie ham sie in die Dachstube gesperrt.«
    Der Rest der Kinder war mächtig beeindruckt.

    »Was ist eine Mörderin?«, fragte das kleine Mädchen.
    »Eine, die wen getötet hat«, sagte der Sechsjährige.
    Karigan räusperte sich, und alle zuckten zusammen.
    Der Junge schaute sich verstohlen um, dann blickte er Karigan mit ernster Miene an. »Du musst versprechen, nicht zu reden. Jedenfalls nicht laut.«
    Karigan nickte eindringlich.
    Wieder schaute der Junge sich um, dann zog er ihr den Knebel aus dem Mund. Sie holte einige Male tief Luft, dann sagte sie: »Ich habe niemanden getötet.«
    Wieder zuckten die Kinder zusammen, als sie ihre Stimme hörten, schienen aber bereit, ihr zu glauben.
    »Was macht ihr alle hier? Werdet ihr nicht Ärger bekommen, wenn ihr mit mir sprecht?«
    »Pa ist zu schläfrig. Hat zu viel Obstwein getrunken.« Dann deutete der Junge auf den Wächter, der ihnen noch immer den Rücken zuwandte. »Du musst ganz still sein, hörst du? Dann kriegen wir auch keinen Ärger. Wir sind hier, weil wir dich anschauen wollten.«
    Nun fühlte Karigan sich wirklich wie ein seltsames Tier im Zoo. »Wenn das so ist, haut ab. Ich mag’s nicht, wenn man mich anstarrt. Das ist nicht höflich.« Die Berry-Schwestern hätten ihr zugestimmt.
    Die Kinder kicherten, besonders, als sie eine hässliche Fratze zog. Sie sprangen davon und schwatzten mit gedämpften Stimmen aufgeregt miteinander. Sie hatten etwas Verbotenes getan, indem sie mit ihr sprachen, und waren ganz erfüllt davon. Lediglich der rotblonde Sechsjährige blieb zurück, und nun sah Karigan, dass er ihr einen Teller mit Speiseresten hinhielt.
    »Mir war’s zu viel. Du kannst es haben.«

    Karigan wollte schon anmerken, dass sie schließlich kein Straßenköter war, doch der Hunger ließ sie darüber hinwegsehen. Sie senkte das Gesicht zum Teller hinunter, und während er ihn hielt, aß sie gierig. Sie leckte den Teller sogar ab. Sie wusste nicht einmal, was sie überhaupt gegessen hatte, doch zum ersten Mal seit Tagen hatte sie das Gefühl, satt zu sein.
    »Wie heißt du?«, fragte sie ihn.
    »Dusty.«
    »Vielen Dank, Dusty. Ich danke dir.«
    Er lächelte schüchtern, und dann, ohne jede Vorwarnung, steckte er ihr den Knebel wieder in den Mund und rannte seinen Freunden hinterher. Karigan blickte ihm bedauernd nach. Sie hatte ihn eigentlich bitten wollen, sie loszubinden. Bis auf einen kurzen Ausflug zur Latrine, um sich zu erleichtern, blieb sie in der verkrampften Haltung an den Baum gefesselt.
    Als der Morgen kam und Thorne ihr sagte, sie solle aufstehen, wäre sie fast auf die Knie gesackt. Er stand ungeduldig neben ihr, während sie sich wieder etwas Gefühl in die Beine rieb.
    Der Mantel wog mehr als zuvor, und die Taschen bauschten sich an ihren Schenkeln. Als Thorne nicht hinsah, ließ sie ihre Hände in eine der Taschen gleiten und stellte fest, dass sie mit etwas vollgestopft war, das sich wie getrocknetes Fleisch, Käse, hartes Brot und ein Apfel anfühlte. Dusty und seine Freunde mussten ihr die Taschen gefüllt haben, als sie schlief. Sie hatten nicht gewollt, dass sie hungrig weiterzog!
    Als sie endlich ohne allzu große Mühe laufen konnte, fesselte Thorne ihr die Handgelenke vor dem Körper. Er beugte sich vor und wisperte ihr ins Ohr: »Ein Wort von dir, und
Jendara rammt dir ihr Messer in den Rücken. Soll ich dich wieder knebeln?«
    Karigan schüttelte den Kopf. Eine Nacht mit diesem stinkenden Knebel im Mund hatte ihr vollauf gereicht.
    Die drei verließen die Siedlung mit Thorne an der Spitze, Karigan in der Mitte und Jendara, die Pferd führte, am Schluss. Die Siedler klopften Thorne und Jendara auf den Rücken, schüttelten ihnen die Hand und wünschten ihnen eine gute Reise. Karigan wünschte man einen guten Strick.
    Die Kinder waren auch da und winkten zum Abschied. Karigan zwinkerte und lächelte ihren kleinen Wohltätern zur Antwort zu. Ein zorniger Vater, der das bemerkte, warf einen Stein hinter ihr her, der ihre Schulter nur um eine Handspanne verfehlte, doch das war ihr gleich. Trotz der Feindseligkeit der Siedler und der düsteren Aussicht auf weitere Tage auf der Straße mit Thorne und Jendara war hier etwas Gutes geschehen: Sie hatte neue Freunde unter den Kindern gefunden, als alle anderen ihr nur Verachtung entgegengebracht hatten und sie gar nicht einsamer hätte sein können.
    Als sie außer Hörweite der Siedler waren, kicherte Thorne. »Diese Schwachköpfe.

Weitere Kostenlose Bücher