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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Wahnsinn.
    Unversehens verspürte sie das dringende Bedürfnis, dem König die Botschaft zu überbringen, die F’ryan Coblebay ihr anvertraut hatte, doch sie befand sich in einer verzweifelten Lage: Sie war die Gefangene zweier Schwertmeister – und dann war da noch dieser grässliche Garroty.

MIRWELL

    Warme Luft, die durch ein Fenster mit geöffneten Läden strich, vertrieb die Muffigkeit, die sich während des langen Nordlandwinters im Bibliotheksraum angesammelt hatte. Welch ein Labsal diese milde Luft war, endlich ohne den feuchten, kühlen Wind!
    Eine Biene summte in den blühenden Kletterpflanzen, die draußen um das Fenster herum wuchsen, und die Luft roch nach frischem Grün und Flieder. Der vom Fenster umrahmte Ausschnitt des Himmels war strahlend und klar. An solchen Tagen, hieß es, könne man von den Eingangstürmen der Festung aus den Gipfel des Mantahop in den Windgesang-Bergen sehen. Mirwell hatte dafür nur Hohn übrig – in all den Jahren hatte er ihn nie gesehen. Die Bergkette war lediglich eine verschwommene, unregelmäßige Linie, weit, weit weg am Horizont.
    Er nippte an seinem Kelch mit Rhabarberwein und starrte in die Glut des Tagesfeuers, ließ sich vom Wein innerlich wärmen. Trotz der hereinströmenden sommerlichen Wärme war die alte Steinfestung düster und, wenn man nicht Acht gab, ständig feucht und modrig. Schimmel wuchs in den dunklen Ecken, gegen den seine Diener unablässig mit Seife und Schrubber ankämpften.
    Die Feuchtigkeit tat seinen morschen Knochen weh. Er
schien sich nie warm halten zu können, jedenfalls nicht genug, und vermutete, dass es ungesund war, in dieser klammen Festung zu residieren. Sein Leibarzt riet ihm, den Bibliotheksraum zu verlassen und draußen die Wärme zu genießen, doch es gab zu viel zu tun. Jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt, um in der Sonne ein Nickerchen zu machen.
    Die tüchtige Beryl Spencer saß ihm gegenüber in einem hohen Lehnsessel, die Nase in einem halben Dutzend Papierbündeln vergraben. Sie war wohl kurzsichtig. Er würde sie überreden müssen, sich eine Brille zuzulegen, doch er hasste die Vorstellung, ihr liebliches ovales Gesicht mit Glas und Draht zu verunstalten. Außerdem würden die Linsen zweifellos ein Vermögen kosten.
    »Der Clan wird zurzeit von Stevic G’ladheon geführt«, sagte Beryl. »Es war seine einzige Tochter Karigan, die Lord Timas herausgefordert hat. Seit sie davongelaufen ist, hat man von ihr nichts mehr gehört oder gesehen.«
    »Erzählt mir mehr von dem Clan«, sagte Mirwell, fasziniert davon, wie Beryls scharlachrote Uniform ihre rosigen, gesunden Wangen dunkler färbte.
    »Er hat seinen Sitz in Korsa. Das ist wenig überraschend. In Korsa sind viele Clans beheimatet, nicht zuletzt wegen des ausnehmend tiefen Hafenbeckens. G’ladheon steckt viel Geld in die Verschiffung von Handelsgütern, hält jedoch keine Anteile an einem Schiff.«
    »Klug von ihm. Je weiter gefächert sein Bestand ist, desto weniger riskant für sein Vermögen. Er besitzt doch ein Vermögen, oder nicht?«
    Spence blickte mit ihren hellgrünen Augen zu ihm auf, die wie jene Berylle funkelten, denen sie ihren Vornamen verdankte. »Stevic G’ladheon ist womöglich die wohlhabendste
Einzelperson sämtlicher Provinzen. Der Rechenschaftsbericht der Kaufmannsgilde vom letzten Jahr führt ihn als finanzkräftigstes Mitglied auf.«
    »Also niemand, mit dem man es sich verscherzen sollte, wenn man von seinem Reichtum auf seinen Einfluss schließen kann. Womit treibt er denn Handel?«
    Beryl überflog die Unterlagen. »Hauptsächlich Textilien und Gewürze. Etwas Holz und Papier. Ein Großteil des Handels findet im Landesinneren statt, durch Flusssegler und Wagenkolonnen. Er hat gute Verbindungen mit Rhovani und hat auf den Wolkeninseln sogar mit Eis gehandelt. Raffiniert von ihm, in den Tropen diesen Markt zu entdecken. Euren Informanten zufolge, mein Lord, führen seine Geschäfte ihn eher selten in die Provinz Mirwell.«
    »Kein Wunder, dass ich noch nicht viel von ihm gehört habe. Betrachtet einer meiner Informanten ihn als Gefahr?«
    »Nein, mein Lord. Obwohl sie für alle Fälle seinen persönlichen Werdegang überprüft haben. Er ist der Begründer des Clans – den Clan G’ladheon gibt es jetzt seit rund zwanzig Jahren.«
    Mirwell schnaubte verächtlich. »Ein gekaufter Clan, kein Zweifel.«
    »G’ladheon hat hart dafür gearbeitet. Er fing bei kleinen Kaufmannsfamilien an und erlernte das Gewerbe von der Pike auf. Er muss

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