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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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Wichtiges vorhabt. Etwas, das geschehen soll. Ich glaube nicht, daß es nur eine Laune des Zufalls war, die dich hierher gebracht hat; ich glaube auch nicht, daß du selbstden Grunddafür kennst. Es steckt mehr dahinter.« Das Wyr-Feuer war nur noch ein leises Kribbeln in Michaels Knochen. »Kennst du den Weg zum Schloß des Schwarzen Reiters?« Mirkady nickte. »Wir alle kennen ihn. Auch Cat. Du weißt, daß es existiert, daß es real ist?« Sie sagte nichts. Ihre Lippen waren verärgert zusammengepreßt, der Mund nur ein Strich. »Wie weit?« fragte Michael Mirkady. »Einen Alptraum weit entfernt. Entfernung sind eine unsichere Sache in diesem Land, und es wäre albern, an einen direkten Weg zu glauben. Ihr werdet wandern, bis ihr es findet — alle, die hierher kommen, finden es früher oder später, wenn der Schwarze Reiter es will. Es kann eine Meile entfernt sein, oder zehntausend. Ihr werdet es finden, wenn er will daß ihr es findet. Wenn er glaubt, daß ihr dazu bereit seid.« »Wozu bereit?« »Bereit, ihm eure Seelen zu überlassen.« Als der Morgen kam, waren Mirkady und Dwarmo verschwunden. Ein lächelndes Gesicht war in der Nähe des Feuers in den Boden gezeichnet worden. Michael lauschte für einen Weile. Dichter Nebel schwebte wie ein Meer unten im Tal, und die Bäume ragten daraus hervor wie zottige Riesen, die an Land waten. Es war still im Wald, und eine blasse Sonne schickte ihre ersten Strahlen über den östlichen Horizont und zeichnete Regenbögen in die dunstige Luft. Cat lag auf der anderen Seite des erloschenen Feuers und beobachtete ihn. Es war kalt gewesen ohne die Wärme ihres Körpers, aber seit ihr das Wyr-Feuer eingehaucht worden war, hatte sie sich distanziert verhalten. Bildete Michael es sich nur ein, oder hatte sie sich irgendwie verändert — war die Seite, die von ihr zu Mirkadys Volk gehörte, stärker geworden als ihre menschliche Seite? Konnte es sein, daß ihre Augen enger und ihre Ohren länger und spitzer geworden waren? Aber als sie aufstand und ihre Pelze beiseite warf, schämte er sich für seine absurden Gedanken. Sie war das gleiche schlanke und hübsche Mädchen, das sie immer gewesen war, und er sehnte sich nach ihr. »Cat?« Sie rollte ihr Bettzeug zusammen. »Was?« sagte sie, ohne aufzublicken. Er berührte sie am Arm, und sie hielt inne, ohne ihn anzusehen. »Nein, Michael.« »Warum nicht? Es ist schon ewig her.« »Wir werden uns nicht lieben, solange du deine Seele für eine andere Frau verkaufen willst.« Sie weinte, und die Tränen liefen ihr über die Wangen, ihr Gesicht aber blieb hart und unbewegt. »Sie ist mit mir verwandt. Verdammt, noch mal, Cat, ich dachte, das sei geklärt. Ich dachte, du machst dir keine Gedanken mehr darüber. Du bist es, die ich liebe.« »Dann hilf mir, meine Seele zu finden, Michael.« »Was?« »Wenn ich ein Wechselbalg bin, dann ist

    auch meine Seele im Schloß des Schwarzen Reiters. Wirst du sie für mich suchen?« Er konnte ihr nicht antworten. Er fühlte sich erledigt, war völlig ratlos. Sie war undurchschaubar wie das Wetter. Er wußte nicht, wie er sie versöhnlich stimmen konnte. Er wandte sich ab. »Ich werde Frühstück machen«, knurrte er verletzt. Nichts war in dieser Welt so, wie es zu sein schien. Er fing an zu bedauern, daß er nicht Ringbones Einladung, nach Norden zu gehen, gefolgt war. Wenn Ringbone überhaupt noch lebte. Er und seine Leute konnten jetzt genausogut ein Berg von Leichen sein. Cats Hand legte sich auf seinen Nacken, und er drehte sich um. Sie küßte ihn. Sie preßten sich sehnsüchtig aneinander, und er riß ihr kurzerhand den Wams vom Leib. »Es tut mir leid«, sagte er, als er in sie eindrang, und sie wiederholte es, und dann wiederholten sie es beide immer wieder, während sie sich liebten, verwandelten es in eine Litanei, bis es schien, daß ihnen alles leid tat, was je gewesen war und noch kommen würde. Es tat ihnen leid, daß die Dinge so werden würden, wie sie werden würden.

KAPITEL SECHZEHN
    Es war eine ruhige Nacht. Er war bei der Arbeit, zapfte Bier hinter dem Tresen; oder vielmehr hätte er es getan, wenn jemand danach verlangt hätte. Der Pub war fast menschenleer, nur ein paar Unentwegte starrten in ihre Gläser, und in der Ecke wurde Darts gespielt. Alte Männer, die sich viel Zeit dafür nahmen, zur Scheibe und zurück zu schlurfen. Draußen neigte sich ein langer Tag einer klaren blauen Nacht entgegen, und der verhaßte Berufsverkehr hatte nachgelassen. Ab und zu hörte

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