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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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Überrest, um den sich Legenden bilden konnten. Und der Schwarze Reiter war nur ein Symbol. Der Wald war der Schlüssel, der Mittelpunkt von allem, das Herz dieser Welt. Ihr Gott. Der arme Nennian hatte den Schwarzen Reiter stellen wollen, ohne zu begreifen, daß er nur den Willen des Waldes verkörperte. Er stahl keine Seelen — sie wurden an den Wildwald verloren. Auch Nennian hatte seine verloren. Ich liebe die großen Bäume. Der Schwarze Reiter war der Wald.

    Ich bin alles, was du willst. Rose hatte eine mysteriöse Liebesaffäre gewollt. Michael wollte Cat. Oder Rose. Es spielte keine Rolle. Er hatte das dunkelhaarige Mädchen gewollt, und der Wald hatte es ihm gegeben. Aber jetzt wollte er dafür eine Gegenleistung. »Du wirst mich nicht bekommen«, sagte er ruhig. Die Kälte lahmte seine Kiefermuskeln, und er konnte die Worte nur mühsam hervorbringen. »Ich werde kein Teil von dir werden, wenn du Rose nicht gehen läßt.« »Sie ist tot.« »Du hast, was von ihr geblieben ist. Ihre ... Seele. Und du hast mein Leben. Gib ihr mein Leben und laß sie zurückkehren. Laß sie frei, und ich werde ein Teil deines Waldes werden. Ich werde tun, was du willst.« »Bist du so stark, daß du mit mir handeln kannst?« Die Worte waren ein sanfter, aber bedrohlicher Hauch. »Ich bin nicht Nennian. Mich kannst du nicht täuschen. Mein Leben für ihres.« Das Gesicht starrte ihn an. Er schien zu überlegen, die Dinge abzuwägen. In diesem Augenblick begriff Michael, daß er nicht böse war, genauso wenig wie ein Frühjahrssturm oder ein Blizzard im Winter böse sind. Er war so elementar wie die Sonne. »Sie wird zu dem Moment zurückkehren, an dem sie gegangen ist, zurück zu einer totgeborenen Tochter und einem Leben in Schande.« »Aber sie wird leben.« »Wenn sie zurückkehrt, wirst auch du dort sein, als Junge. Der Mann, zu dem du herangewachsen bist, wird nie existieren. Es wird in deiner Welt einen anderen Michael Fay geben. Die Geschichte dieses Landes wird sich geändert haben.«

    Michael lächelte. Also würde sein anderes Ich noch eine Chance bekommen, ein Leben, das nicht von der Zeit an dem Anderen Ort ruiniert war. Und Rose würde bei ihm sein. Wer weiß? dachte er. Vielleicht würde er sogar eines Tages nach England gehen und dort ein hübsches Mädchen treffen, das von einem Mann träumte, der im Schlaf Gälisch sprach. »Abgemacht.« Das Laubgewirr um das Gesicht herum raschelte wie in einem stillen Lachen. Das glückliche Ende eines Märchens. Michael wußte, daß er gewonnen hatte. Er hatte schließlich doch noch erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Cat war da, und Nennian, mit einem freundlichen Grinsen auf seinem offenen Gesicht. Michael fror nicht länger. Ich werde tun, was du willst. Er verließ die zerschundene Hülle, die er einmal gewesen war, fand Cat geschmeidig und lebendig in seinen Armen. Sie standen Arm in Arm im Sonnenlicht und blickten über die unendliche Weite des Wildwaldes, der Atem und Leben und Herz dieser Welt war. Und es war Sommer.

    Mein Leben für ihres.

EPILOG
    Der Sommerabend wurde schließlich zur Nacht. Sie legte den letzten Teller auf dieSpüle undlauschtedem Zwitschern der Vögel. Draußen brach die Dunkelheit herein; die Sonne war schon lange hinter den Bergen im Westen untergegangen. Nur noch ein letztes Glühen, wie die Glut eines erlöschenden Feuers, war am Horizont zu sehen. Im Haus war es ruhig. Die meisten Familienmitglieder waren schon im Bett, und der alte Dämon zuckte in seinem unruhigen Schlaf unter dem Küchentisch. Ein Stück Zaumzeug lag seifeglänzend auf dem Stuhl, wo Mullan es liegengelassen hatte. Die Uhr tickte leise in der Stille. Sie ging nach oben, vermied mit langjähriger Erfahrung diejenigen Stufen, die knarrten, und blieb oben am Treppenabsatz stehen. Leises Atmen, das Ticken weiterer Uhren. Sie betrat das kleinste der Zimmer, stand für einen Augenblick da und blickte hinunter auf den Kopf, der auf dem Kissen lag. Der Mund stand im Schlaf offen, und eine Hand hing zum Boden. Sie legte den Arm des Jungen unter die Decke und küßte ihn auf die Stirn, die sich sofort glättete. Dann schlich sie auf Zehenspitzen wieder nach unten und ging leise in den Hof hinaus. Der Himmel war weit und wolkenlos. Es war ein heißer Tag gewesen, und der Abendstern erschien über den Bäumen. Sie hörte den Fluß in der Senke rauschen, das Geräusch einer Eule, die früh unterwegs war. Die Schritte ihrer nackten Füße waren im Gras nicht zu hören. Hier

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