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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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seine Großmutter ständig für ihn hatte, hatten sich gegen ihn verschworen, so daß er nicht aus der unmittelbaren Umgebung der Farm wegkam. Auch Mullan hatte mehr als genug Arbeit für ihn. So mußte er sich um Felix kümmern (der alte Mann verbrachte zuviel Zeit damit, die verdammte eitle Stute zu striegeln, dachte Michael) oder selten benutztes Zaumzeug einzufetten. Manchmal saß Mullan rauchend in dem Geräteraum und starrte gedankenverloren vor sich hin. Erst als Michael ihn fragte, was mit ihm los sei, erklärte er, daß er einen Abschiedsblick auf die Geräte warf. »So etwas kann man bald nur noch im Museum sehen, Mike.« Michael machte ein spöttisches Gesicht, doch der alte Mann blieb melancholisch, vielleicht bis er die Stute mal wieder in die leichte Kutsche einspannen konnte; dann kam wieder Glanz in seine Augen. Es war daher mehr als eine Woche nach seinem letzten Besuch, als Michael schließlich wieder in den Wald konnte und zur Flußsenke hinunterstieg. Es war ein Samstag, also schulfrei, und das bedeutete, daß er am hellen Tag losziehen konnte, anstatt durch die Dämmerung kriechen zu müssen. Er mochte die Dunkelheit nicht mehr so sehr, seit er gesehen hatte, wie sich der Mann am Boden in ein Tier verwandelt hatte. In einen Wolf. Er mußte also ein Werwolf gewesen sein. Diese Erkenntnis verursachte einen eisigen Klumpen in Michaels Magen. Er sollte es jemandem erzählen, einem Erwachsenen. Vielleicht Mullan. Wieder einmal vermißte er Rose schmerzlich. Sie hätte ihm geglaubt, und wenn sie ihm nicht geglaubt hätte, wäre sie zumindest dazu bereit gewesen, sich mit ihm im Wald auf die Lauer zu legen. Das hätte sie vielleicht überzeugt. Warum hatte es keine Beerdigung gegeben für sie, keine Totenwache? Nicht einmal eine Messe hatte stattgefunden. Vielleicht war sie gar nicht richtig tot. Der Wind rauschte leise durch die Bäume, Äste knarrten, und irgendwo ertönten Vogelstimmen. Vor seinen Knien flatterte zwitschernd eine Amsel auf. Hysterische Vögel, dachte er oft, immer in Panik. Aber danach bewegte er sich wachsamer vorwärts. Der Wald veränderte sich. Es geschah häufig, meist dann, wenn er kurz darauf etwas Seltsames bemerkte, etwas von dem Anderen Ort, wie er es nannte. Die Bäume wirkten älter, obwohl sie nicht größer waren als sonst, und die Luft veränderte sich, wurde sauberer und frischer. Seine Nase schien empfindlicher zu werden, nahm den sauren Geruch des modrigen Bodens und den Duft des wilden Knoblauchs wahr und den grünen Geruch der Bäume, den er schlecht beschreiben konnte, der ihm aber wie eine schwache Version des Geruches von frisch gemähtem Gras erschien. Er registrierte die Nußschalen an einer Stelle, an der ein Eichhörnchen eine Mahlzeit gehalten hatte, die Stellen an den Bäumen, wo Rehe die Rinde abgeknabbert hatten und die feinen Knöchelchen im Gewölle einer Eule. Dann sah er plötzlich einen Pfotenabdruck in der weichen Erde. Er richtete sich vorsichtig auf, aber es war ruhig im Wald; noch stundenlang würde es hell sein, wenn es auch nur das blasse Licht eines Spätherbsttages war. Er überlegte, ob er sich einen Stock aus einem Haselnußstrauch brechen sollte, ließ es dann aber sein. Vor ihm lag der Fluß, schäumte weiß zwischen den Ufern. Diesmal hatte er Zeit und keine Lust, nasse Füße zu bekommen, darum sprang er von Stein zu Stein. Dann war er am anderen Ufer, ließ das rauschende Wasser hinter sich zurück und ging tiefer in den Wald. Der Fluß beschrieb hier einen Bogen, der ein Waldstück umschloß. Wenn er weiterging, würde er irgendwann wieder auf ihn treffen, an der Stelle, wo er mit Rose gefischt hatte und der Fluß ruhig und langsam in das Maul der alten Brücke strömte. Nach kurzer Zeit stolperte er fast über die Feuerstelle. Knochen schimmerten zwischen den schwarzen Überresten der Holzscheite. Sie sahen aus wie Rippen, ein ganzer Haufen davon. Und da waren noch längere Knochen, die man aufgebrochen hatte, um an das Mark zu gelangen. Er sah plötzlich auf. Der Wald war totenstill, sogar die Vögel waren verstummt. Aber das war ja an diesem Ort nicht ungewöhnlich. Sie schienen ihn zu meiden. Er glaubte, das ferne Rauschen des Flusses zu hören, aber das war alles. Der Wind hatte sich gelegt. Er stocherte mit den Resten des Bratspießes in der Asche herum. Noch mehr Knochen, verscharrt in loser Erde und Asche. Er nahm ein Stück Kohle und malte sich damit grinsend dicke schwarze Linien ins Gesicht. Jetzt war er ein Wilder. Er

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