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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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sich, tropfte ihm in den Nacken und platschte auf seine Schultern. Funken stoben aus dem Feuer, als jemand einen neuen Scheit hineinwarf. Die Flammen beleuchteten regennasse Gestalten, und der Geruch wurde stärker. Nasse Körper, ungewaschen und schmutzig vom Leben in den Wäldern. Das Gespräch brach plötzlich ab, und für eine panische Sekunde dachte er, daß sie ihn entdeckt hatten, aber dann ertönte ein Stöhnen, ein wildes, schmerzerfülltes Grunzen, und dann sprachen sie weiter. Wenn man es überhaupt Sprechen nennen konnte. Es klang wie das Knurren unzufriedener Jagdhunde. Er war kaum noch zehn Meter von ihnen entfernt, als er anhielt. Er war sich nicht sicher, ob seine Geschicklichkeit ausreichte, unbemerkt noch näher heranzukommen. Ihr Feuer warf einen kleinen Lichtkreis zwischen die Schwärze der nassen Bäume und ließ die Regentropfen aufglühen wie Funken, die aus einer himmlischen Schmiede fielen. Vier Fuchsmänner saßen um die Flammen. Ihre Masken verwandelten sie in spitzohrige Schatten, die Augenhöhlen wirkten seltsam lebendig. Sie waren in dicke Felle gehüllt. (Bär? überlegte Michael. Nein. Nicht dick genug. Er sah genauer hin. Wolf. Sie trugen Wolfshäute, hatten das dichte Halsfell um den Nacken gewunden, so daß es wirkte, als trügen sie Halskrausen.) Er konnte die bleiche Bemalung ihrer Gesichter erkennen. Weiß um die Augen herum und in einer etwas dunkleren Tönung auf der Nase und im Mundbereich. Unter den Wolfshäuten trugen sie noch andere Felle. Fuchs wahrscheinlich. Michael glaubte, das Ende eines Fuchsschwanzes zu erkennen. Sie trugen Gürtel und Schulterriemen aus Rohleder, grob zusammengenähte Lederbeutel (die fast alle leer zu sein schienen), und neben ihnen lagen Speere und Dolche in dem nassen Laub, einige aus primitiv behauenem Feuerstein, andere aus etwas, das Bronze sein mochte, grün und glatt. Die Fuchsleute schwiegen jetzt. Sie bereiteten keine Mahlzeit zu, obwohl ein großer Bratspieß über dem Feuer lag und ein großer Holzvorrat sich dicht neben den Flammen befand. Sie sahen äußerst erschöpft und niedergeschlagen aus. Einer vonihnenfingerteanseinemSteindolch herum, als wolle er sich jeden Moment damit die Kehle durchschneiden.

    Eine Bewegung am Rande des Feuerscheins erregte Michaels Aufmerksamkeit. Irgend etwas wand sich dort auf dem nassen Boden, und er hörte wieder den Schmerzlaut, den er eben schon einmal vernommen hatte. Es war ein Mann, der an den Boden gepflockt worden war. Seine Hände zerrten vergeblich an den Fesseln. Er war ein Fuchsmann, aber er war festgebunden, und sein Kopfschmuck lag neben seiner Wange. Auf seiner nackten Brust glänzte dunkel eine geronnene Flüssigkeit, und Michael sah, wie dort weiteres Blut aus einer Wunde quoll, als der Mann sich hin und her wand. Michael drehte sich der Magen um, er schluckte das Erbrochene wieder herunter, das ihm schon in den Mund gestiegen war und spürte, wie es ihm in der Kehle brannte. Weit entfernt heulte irgendwo ein Wolf, langgezogen und hoffnungslos. Die Fuchsleute zuckten zusammen, und spähten durch die Bäume empor zum wolkenschweren Himmel. Es war jetzt stockfinster und obwohl fast Vollmond war, würde man heute nacht nichts von ihm sehen. Schließlich schienen sie irgendeinen unausgesprochenen Entschluß gefaßt zu haben. Sie standen auf, griffen nach ihren Waffen und gingen hinüber zu der Stelle, wo ihr Kamerad sich am Boden wand. Einer von ihnen trug einen lodernden Scheit aus dem Feuer mit sich, der bizarre Schatten zwischen die Baumstämme warf. Sie standen da und blickten auf den gefesselten Mann hinunter, als warteten sie auf etwas. DerMannstieß eintiefesGrollenaus,und Michael fuhr zusammen und kroch ein Stück näher heran. Er konnte nicht viel sehen. Der Mann am Boden tobte, zerrte an seinen Fesseln, und das grollende Geräusch aus seiner Kehle wurde lauter. Einer der Fuchsmänner wich erschrocken einen Schritt zurück. Michael konnte kaum glauben, was er sah. Der liegende Mann veränderte sich, wurde dunkler und länger. In Sekundenschnelle wuchs ihm ein schwarzes Fell, und sein Körper verbog sich, die Arme knickten an Stellen ein, an denen keine Gelenke waren, und das Grollen verwandelte sich in das gurgelnde Bellen eines wütenden Tieres. Michael sah, wie sich sein Gesicht veränderte, wie sich eine Schnauze vorschob, und die Ohren länger wurden. Unglaublich lange Zähne blitzten auf. Das Wesenwarfden Kopf voneiner Seiteauf die andere, und zwei gelbe Lichter begannen in

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