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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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fragte sich, was Tante Rachel dazu sagen würde, wenn sie ihn sehen könnte. Wild. Er grub tiefer in der Asche, schob Erde und Knochen mit dem Spieß beiseite. DieSpitzestieß aufsoetwas wieeinen großen Stein, und er legte ihn frei, wühlte und scharrte mit den Händen. Der Schädel. Er steckte die Finger in die Augenhöhlen und hob ihn hoch. Verbrannter Knorpel hing noch daran, lange, pechschwarze Haare klebten im Lehm, und auf der einen Seite befand sich der lederharte Überrest eines spitzen Ohrs. Die Zähne faszinierten ihn. Sie waren länger als Dämons Zähne gewesen waren und viel dicker an der Wurzel. Der Schädel war groß, schwer und furchteinflößend. Das Feuer hatte ihn geschwärzt. Er befreite ihn von Asche und Hautresten und starrte ihn erstaunt an. Ein Werwolfschädel. Würde man ihm jetzt glauben? Vielleicht würde der Schädel ins Museum kommen wie das Schwert, das sein Großvater gefunden hatte. Er könnte in die Zeitung kommen. Aber noch während er den Schädel betrachtete, verwarf er die Idee. Es kam ihm vor, als sei noch Leben in ihm, und er konnte sich leicht vorstellen, wie er zubiß, wie die Augen anfingen zu glühen. Plötzlich hatte er Lust, ihn wieder zu vergraben. Aber nein. Darum war er ja hergekommen.

    Beweismittel. Ein tatsächlicher Beweis für das, was er gesehen hatte. Er würde ihn nicht zurücklassen. Ein langes Heulen ertönte, irgendwo tief im dunklen Wald. Er stand schnell auf. Wölfe. Der Schädel hing schwer an seinen Fingern. War da das Geräusch von schnellen Pfoten im Wald? In einem unregelmäßigen Rhythmus? Seine Nerven waren zum Zerreißen gepannt. Der erste Wolf erschien in zweihundert Metern Entfernung zwischen den Bäumen. Neben den Stämmen wirkte er schrecklich schwarz, wie eine verbrannte Leiche. Einen Augenblick später tauchten sechs weitere hinter ihm auf. Michael drehte sich um und rannte los. Er war höchstens sechzig Meter vom Fluß entfernt, obwohl er ihn durch die Bäume nicht sehen konnte. Er glaubte nicht, daß sie ihm bis zur Farm folgen würden. Es war nicht weit, überhaupt nicht weit. Hinter sich vernahm er ein Jaulen und riskierte einen Blick zurück. Sie hatten die Feuerstelle erreicht und schnüffelten an den Knochen herum. Seine Füße flogen über Laub und Gestrüpp, niedrige Äste peitschten ihm ins Gesicht und rissen an seinem Hemdärmel. Wo war der Fluß? Verdammt. Er mußte die falsche Richtung eingeschlagen haben. Keuchend blieb er stehen. Für eine Sekunde hörte er nur noch das verstörte Knurren hinter sich. Vom Fluß war nichts zu hören. Panik stieg in ihm hoch. Er kannte diesen Wald in-und auswendig, im Winter wie im Sommer. Es konnte nicht wahr sein, daß er sich verlaufen hatte, konnte nicht wahr sein, daß er den Fluß nicht hörte, denn der war hoch angeschwollen zu dieser Jahreszeit, und sein Rauschen drang in jeden Winkel dieses Waldstücks. Hinter ihm wieherte ein Pferd, und die Wölfe antworteten wie ein Rudel Hunde. Er wirbelte herum und sah etwas Neues zwischen den Bäumen aufragen. Einen pechschwarzen Mann auf einem schwarzen Pferd. Sein Gesicht wurde von einer Kapuze verdeckt, und sein Körper war von etwas umwickelt, das wie zerrissene Stoffstreifen aussah. Sogar seine Hände waren eingewickelt, wie die eines Aussätzigen. In einer Hand hielt er eine Peitsche. Er trabte zwischen den Baumstämmen her und trieb die Wölfe an. Es ist der Teufel, dachte Michael. Und er will mich holen. Er rannte wieder los, immer geradeaus, atmete stoßweise Luft in seine keuchenden Lungen. Der Schädel hing schwer an seiner Hand, und das Gelenk schmerzte, aber er war nicht bereit, ihn fallen zu lassen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er rechts von sich dunkle Schatten, und hinter ihm erklang dumpfer Hufschlag. Tränen schossen ihm in die Augen, und sein Rücken war schweißnaß. Seine Schuhe schienen immer schwerer zu werden. Er stolperte, stürzte und rollte über den Boden. Der Schädel sauste durch die Luft und traf ihn am Kopf. Für einen Moment verschwamm ihm alles vor den Augen, dann warerwiederauf denBeinen, benommen und schwankend. Knurrend schoß ein schwarzmäuliger Schattenauf ihnzu. Er schwangden Schädel mit aller Kraft und hörte ihn auf den Kiefer des Wolfes krachen. Schmerz durchzuckte seine Finger. Die Lippe des Tiers wurde aufgerissen, und es kläffte. Er schlug es noch einmal auf die Schnauze und rannte dann weiter. Der ganze Wald schien von den Schreien des jagenden Rudels und dem dumpfen Hufschlag erfüllt zu sein; der

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