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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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die Herumtreiber bleiben in der Nähe ihrer Dörfer. Die Wälder sind voller Wölfe, schwarzer Wölfe. Man sagt ...« » ..., daß die Geister der Toten in ihnen sind. Ich weiß. Ich habe davon gehört.« Er hatte es von jedem Kesselflicker und jedem Reisenden zwischen den Bergen und dem Fluß gehört. Es ärgerte ihn, es vondiesemMannzuhören,diesemMann des Glaubens, diesem alten Soldaten. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er brüsk. »Wir werden nicht lange bleiben.« Und jetzt lag unverhüllte Erleichterung im Gesicht des Abts. Michael hätte ihn am liebsten geschlagen, den scheinheiligen Bastard.

    Schinkensandwiches, Limonadensprudel, Kuchen, Eiscreme. Knirschende Sandkörner im Mund und Kuchenkrümel in der Limonadenflasche. Die Fays hatten sich versammelt wie die Israeliten in der Wüste und lagerten auf ihren Decken im Schutz einer Reihe von Windschützen. Die Pferde waren abgerieben und getränkt worden und steckten ihre Köpfe jetzt in die Futtersäcke, diehintenandem Lastwagenhingen. Der Fahrer, Aloysius, aß genießerisch dicke Sandwiches. Seine öligen Finger ließen schwarze Streifen auf dem Brot zurück, und der Schweiß wusch saubere Bahnen in sein verschmiertes Gesicht. Es war heiß, wenn man dem Wind nicht ausgesetzt war, obwohl die Kinder schnatternd und mit Gänsehaut aus dem Wasser kamen, bis sie in Handtücher gewickelt wurden. Ihre HaarehingeninnassenSträhnenherunter, und an ihren Armen und Beinen klebte Sand. Michael saß am Rand des Getümmels man konnte es nicht anders nennen, entschieder — undschloß abund zu die Augen, wenn eine heimtückische Windböe ihm Sand ins Gesicht wehte. Überall war Sand. Wenn sie nach Hause fuhren, würde es sein, als hätten sie den halben Strand mitgenommen, in dem LKW, in Decken, Kleidern, Haaren, Zähnen. Pat trank mit zwei seiner Brüder Porter. Auch sie waren große Männer mit Hakennasen, braunen Gesichtern, dichten grauen Haaren und blauen Augen. Sean saß bei ihnen. Der Wind rupfte an seinem Haarschopf. Die kleinen Mädchen starrten ihn fasziniert an. Die Frauen saßen zusammen und tranken Tee. Sie waren alle alt, und Rachel war die Jüngste von ihnen, hatte aber keine Probleme, sich in die Runde einzufinden. Sie unterhielten sich über ihre Gemeinden, über Hühner, über Verwandte, die gestorben waren oder bald sterben würden. Rose wurde allerdings mit keinem Wort erwähnt. Sie sprachen von Skandalen, wobei sie manchmal flüsterten, mahnend mit dem Finger winkten, den Kopf schüttelten, die Lippen schürzten; eine Körpersprache der Mißbilligung. Michael wandte sich ab und blickte auf das Meer hinaus. Plötzlich sah er das Mädchen dort groß und schlank in den Wellen herumplanschen. Sie drehte sich fast im gleichen Moment herum, als er sie erblickte. Ihre Blicke trafen sich, und sie lächelte. Sie trug einen weißen Umhang, der Arme und Hals freiließ; den gleichen, den sie getragen hatte, als er sie im Wald gesehen hatte. Das schwarze Haar flatterte wie eine Fahne an ihrem Kopf. Der Wind preßte den Umhang wie eine zweite Haut an ihren Körper, sein unterer Rand war von den Wellen durchnäßt und klebte an ihren Waden. Neben Michael sog Mullan an seiner Pfeife und starrte wortlos auf die See. Michael begriff, daß er sie nicht sehen konnte. Daß keiner sie sehen konnte. Er sprang auf und rannte los, schnell wie die braune Stute. Er sah wie ihr Gesicht belustigt aufleuchtete, dann raffte sie den Umhang bis zu den Oberschenkeln hoch und rannte mit wehender Mähne auf die Dünen zu. Sie verschwand hinter einem Dünenkamm. Er blieb keuchend stehen. Es gab keine Fußspuren, denen er hätte folgen können. Der Sand war unberührt, obwohl er gesehen hatte, wie er unter ihren Fersen aufgestoben war. Sie war verschwunden, genau wie beim letzten Mal. Sie trieb ein verdammtes Katz-und-Maus-Spiel mit ihm. Enttäuscht schlug er in den Strandhafer. »Verdammt!« Er hatte genug von diesen ... Merkwürdigkeiten. Er hatte lange genug Angst gehabt. Bald wurde er vierzehn, und er wußte, daß er schon jetzt älter wirkte. Er wollte ein paar Antworten. Und auf die eine oder andere Art würde er sie bekommen.

KAPITEL SIEBEN
    Ein Sommerabend, der vierte in Folge, den er unten am Fluß verbrachte. Die Bäume waren ruhig, ihre Kronen schaukelten in einer sanften Brise, aber bis hier unten war von dem Wind nichts zu spüren. Der Waldboden war von Gestrüpp überwuchert, einem Wirrwarr von Farnen und Sträuchern, Sprößlingen und dickwurzligen, verrotteten

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