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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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aßen. Immer mehr Brüder betraten das langgestreckte Refektorium, bekreuzigten sich und setzten sich zu ihnen. Die meisten waren alt. Einige trugen sogar die Gesichtsnarben der Stämme, die Tätowierungen der Wilden. Sie nehmen wahrscheinlich jeden auf, dachte er. Es gab sicher viele, die des Lebens in Wald und Wildnis überdrüssig waren und hier ihren Frieden suchten. Allerdings keine Frauen. Ein trauriger Zustand. Er bemerkte, daß sie es vermieden, Cat in die Augen zu sehen, was diese zu amüsieren schien. So unaufällig wie möglich schob er unter dem Tisch ihre tastende Hand von seiner Hüfte. Nachdem er seinen Teller unter dem zufriedenen Blick von Bruder Kitchener zum zweiten Mal geleert hatte, erschien ein junger Mann neben ihm, dem offensichtlich etwas unbehaglich zumute war. »Der Bruder Abt würde gerne mit dir sprechen, wenn du fertig bist«, sagte er. Sein Blick wanderte zu dem Schwert, das an Michaels Hüfte hing. »Er wird dich nicht lange aufhalten, und wir haben eine Badewanne und eine Schlafstelle für dich — für euch beide — bereit.« Der junge Bruder wurde rot, und Michael nahm an, daß Cat ihn mit einem lasziven Zwinkern bedacht hatte. »Ich werde dich zu ihm bringen, wenn du fertig bist.«

    Der Abt war erstaunlicherweise nicht sehr alt. Er war ein kräftiger Mann mittleren Alters mit einer Nase, die einmal gebrochen gewesen sein mußte, und der Figur eines Boxers. Michael hätte wetten können, daß er einmal ein Söldner oder ein Ritter gewesen war; er hatte das typische Aussehen. Seine kornblumenblauen Augen weiteten sich interessiert, als er das Ulfberht betrachtete. Er führte Michael durch den Obstgarten. Cat war zum Baden gegangen, und wie Michael sie kannte, würde sie in der Wanne bleiben, bis das Wasser kalt wurde. Die Bäume waren fast kahl, aber die Sonne ließ fast vergessen, daß es Winter war. Hell und warm schien sie in die Lichtung. Sie setzten sich zwischen die Bienenkörbe und kreuzten die Beine wie Krieger. »Die Wölfe sind nah«, sagte der Abt unvermittelt. »Wir spüren sie am Rande des heiligen Grundes. Du bringst Schwierigkeiten mit dir, Fremder.« Michael spürte, wie Angst ihn durchzuckte. »Unsere Freunde -die Fuchsmänner. Sie fürchteten sich vor diesem Ort. Sie sind im Wald geblieben ...« »Auch sie befinden sich unter unserem Schutz, keine Angst. Aber ich kann ihnen oder euch nichts garantieren, wenn ihr die Siedlung verlaßt. Mit einem Pferd werdet ihr nicht weit kommen.« Eine unausgesprochene Frage lag in dieser Feststellung. »Der Rand des Waldes ist nicht mehr fern. Ich hoffe, daß sie dort von uns ablassen werden.« Der Abt nickte. »Zwei Tage, wenn ihr gut vorankommt. Ihr habt viel erlebt, und du trägst das Schwert eines Meisters.« Er schien nicht in der Lage zu sein, ein direkte Frage zu stellen. Michael lächelte schwach. »Ich ... habe es im Süden von einem Händler gekauft. Wir sind seit Monaten unterwegs. Und das in dieser Jahreszeit.« Der Abt ließ das Kinn auf die Brust sinken. Michael sah, daß sich eine lange Narbe über seine rasierte Kopfhaut zog. Er war mit Sicherheit ein alter Soldat, kein Stammesangehöriger. Dafür war er irgendwie zu stämmig. Es war besser, ihm die wahre Herkunft des Schwertes nicht zu offenbaren, wenn er sie nicht schon erraten hatte. »Die Wölfe sind nicht einmal das Schlimmste im Wald«, sagte der Abt. »Einige der Brüder haben einen Reiter gesehen, der sich nachts an den Grenzen unseres Gebietes herumtreibt. Er hat mehr Machtinsichals jederandere, denich jemals getroffen habe. Und Böses ist in ihm. Ich fürchte, auch er ist hinter euch her.« Michael ließ die Schultern sinken. »Das fürchte ich auch.« Also hatte der Schwarze Reiter sie überholt und wartete auf sie. Der Teufel, wie Michael ihn heimlich immer genannt hatte. »Wir haben einen langen Rückweg.« Der Abt blickte auf. »Ich muß an meine eigenen Leute denken. Ihr könnt alles von uns bekommen, was wir haben, sogar Reittiere, wenn Maultiere euch genügen, aber ...« »Wir werden uns nicht lange hier aufhalten. Nur bis morgen.« Der andere nickte. Auf seinem Gesicht lag ... Scham? Erleichterung? »Sind in letzter Zeit andere Reisende vorbeigekommen?« fragte Michael. »Sehr wenige. Wie du schon sagtest, ist es eine schlechte Jahreszeit zum Reisen. Ein paar Hausierer, ein Treck aus der Gegend jenseits des großen Flusses im Süden, mit einer schwerbewaffneten Eskorte. Die Stämme sind ruhig, die Dachsleute rühren sich im Winter kaum, und

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