Der magische Wald
schien plötzlich verdrießlich und schnippisch zu sein. Wärme würde sie aufmuntern, sagte er sich. Gelbes Licht flackerte über ihre Gesichter. Cats Umhang tropfte immer noch, und Michael fragte sich, ob er es wagen sollte, ihr vorzuschlagen, ihn auszuziehen. Ein krächzendes Lachen, das in ein Kichern mündete. Sie hatte seinen Speer entdeckt. »Du wirst ein großer Jäger werden, mit so einer Waffe!« Mit einer schnellen Handbewegung schleuderte sie die Steinklinge vom Schaft.
»Hey!« Ihn packte die Wut. Er versuchte, die Klinge ihrem Griff zu entwinden, aber sie wand sich wie ein Aal und schleuderte sie in die Dunkelheit. Er drückte sie auf den feuchten Boden und setzte sich auf sie. Er war sich selbst nicht sicher, was er vorhatte, aber bevor er eine Entscheidung treffen konnte, traf ein heftiger Faustschlag seine Nase, und er sah für einen Augenblick Sterne. Er rollte zur Seite, die Hände ins Gesicht gepreßt, während ihr Lachen in die Nacht stieg. »Nicht so übermütig, Michael!« »Du ... Miststück«, murmelte er. Er spürte einen dünnen Blutfaden auf der Oberlippe und wischte das Blut mit dem Handrücken ab. Sofort war sie neben ihm, ihre Knie sanken in den feuchten Lehm. Sie betastete seine geschundene Nase. »Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun.« »Das merke ich.« Sie zog ihn an sich heran. »Ich wollte dich nicht verletzen, Michael.« War das Feuer auf einmal irgendwie in ihren Augen, oder glühte dort ein Licht, gelb wie Kerzenschimmer? Sie leckte das Blut von seiner Lippe, wie ein Katze, die Milch nascht. Er konnte es schmecken, als ihre Zunge es in seinen Mund drückte. Da war diese Spannung, dieses Wärmegefühl in seinem Bauch. Ihre Finger streichelten ihn dort, und er zuckte zusammen. Sein Atem wurde heiser. »Wer bist du?« flüsterte er.
Ihr Mund brachte ihn zum Schweigen. Sie legten sich neben das knisternde Feuer, und sie zog ihren Umhang über die Hüfte. Er sah den dichten, dunklen Pelz zwischen ihren Beinen und nestelte an seiner Hose herum. Kalte Luft und warmer Feuerschein trafen seine nackte Haut. Er legte sich auf sie, und sie führte ihn, sprach mit leiser Stimme zu ihm, als sei er ein Pferd, das beruhigt werden mußte. Und dann war er da, in ihr. »Mein Gott.« Er bewegte sich auf und ab, irgend etwas in ihm hatte das Kommando übernommen. Ihre Hände krallten sich in seine Schultern, und er hörte sie wimmern, als er ihren Hintern gegen den kalten Boden preßte. Wind rauschte durch die Bäume wie das Meer in einer Muschel: die Zirkulation seines kochenden Blutes. Und dann durchzuckte ihn ein Krampf. Er schrie in ihre Schulter hinein, spürte dabei ihre Hand hinter seinem Kopf. Er war im Wald, Bestandteil des Waldes, verwoben mit den Fasern der Bäume. Und der Wald war in ihm, seine Wurzeln zogen sich durch seine Adern. Für einen kurzen Moment glaubte er zu wissen, was der Andere Ort war, wo er lag. Aber dann war dieses Gefühl vorüber. Seine Ellbogen hatten sich tief in den Boden gedrückt, sein Gesicht war tief in die Mulde neben Cats Schlüsselbein gepreßt. Er löste sich aus ihr, schlaff und erschöpft. Es war feucht dort unten, schlüpfrig wie geschmolzene Butter. »Meiner«, murmelte Cat. »Was?« Das plötzliche Grinsen war nur ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht. Sie küßte ihn auf die Nase, und ihre Beine umschlossen seine Taille. »Ganz allein meiner.« Fleischessünde, dachte er. Genau das war es. Das biblische Wort ließ in erschaudern. Er stand auf, beschämt von dem feuchten Schimmer an seinem Körper. Hastig zog er die Hose hoch. Cat streifte ihren Umhang herunter. Ich habe eine Fee gebumst, machte er sich klar, und das schreckliche, verbotene Wort wand sich wie eine Schlange in seinem Kopf. War das eine Todsünde? Er dachte einen Moment über das Beichten nach, überlegte, was der Priester in seiner kleinen dunklen Kabine wohl dazu sagen würde. Was hatte er zu Rose gesagt, als sie sich ihm anvertraute? »Wirst du ein Baby bekommen?« fragte er Cat. Sie stocherte gelassen im Feuer herum. »Möchtest du eins?« Seine Frage schien sie zu amüsieren. »Was wir gemacht haben. Davon kommen Babies. Ich weiß es.« Sie fing an zu lachen. »Du machst dir zu viele Gedanken, Michael. Setz dich.« Er folgte ihrer Anweisung. Ihr Rücken war vom Waldboden verschmutzt. Er streifte die Blätter dort ab, und dann blieb seine Hand dort liegen, genoß die straffen Muskeln unter dem Umhang. Ihr laubverfilztes dunkles Haar fiel wie ein Wasserfall an
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